stige Gesinnung allen Katholiken gemein gewesen sey, aber da sie sich besonders unter den Mitglie- dern der römischen Konfession äußerte, so muß sie wohl im Wesen der römischen Religion selbst lie- gen, und sich durch eine ungezwungene Folge dar- aus leiten lassen. Man kennt ja ihre Grundsätze gegen die, welche die Kirche nicht hören.
Bey der Eroberung von Lyon sind viele Kriegs- gefangne mit umgekommen, welche sich dahin ge- flüchtet, und den Aristokraten gedient hatten: hier konnte man doch wohl nicht schonen.
Die Deserteurs und Gefangne waren niemals gute Freunde und bekamen oft Händel miteinan- der: doch dieses gründete sich blos auf die Natio- nalkokarde, welche die Deserteurs trugen. Nach- dem aber diesen verboten war, solche Kokarden weiter zu führen, so fiel der Stein des Anstoßes weg, und die beyden Partheien lebten ferner in Einigkeit.
Ich weis nicht, was den Konvent mogte be- wogen haben, im Oktober 1794 die gefangnen Offiziere und Gemeine, in Rücksicht der Subsi- stenz, gleich zu machen: ich habe auch niemals die eigentliche Ursache davon erfahren können. Aber sie bekamen damals nicht mehr als 10 Sous täglich und 11/2 Pfund Brod, wovon sie leben mußten. Zum Glück währte diese Einrichtung
ſtige Geſinnung allen Katholiken gemein geweſen ſey, aber da ſie ſich beſonders unter den Mitglie- dern der roͤmiſchen Konfeſſion aͤußerte, ſo muß ſie wohl im Weſen der roͤmiſchen Religion ſelbſt lie- gen, und ſich durch eine ungezwungene Folge dar- aus leiten laſſen. Man kennt ja ihre Grundſaͤtze gegen die, welche die Kirche nicht hoͤren.
Bey der Eroberung von Lyon ſind viele Kriegs- gefangne mit umgekommen, welche ſich dahin ge- fluͤchtet, und den Ariſtokraten gedient hatten: hier konnte man doch wohl nicht ſchonen.
Die Deſerteurs und Gefangne waren niemals gute Freunde und bekamen oft Haͤndel miteinan- der: doch dieſes gruͤndete ſich blos auf die Natio- nalkokarde, welche die Deſerteurs trugen. Nach- dem aber dieſen verboten war, ſolche Kokarden weiter zu fuͤhren, ſo fiel der Stein des Anſtoßes weg, und die beyden Partheien lebten ferner in Einigkeit.
Ich weis nicht, was den Konvent mogte be- wogen haben, im Oktober 1794 die gefangnen Offiziere und Gemeine, in Ruͤckſicht der Subſi- ſtenz, gleich zu machen: ich habe auch niemals die eigentliche Urſache davon erfahren koͤnnen. Aber ſie bekamen damals nicht mehr als 10 Sous taͤglich und 1½ Pfund Brod, wovon ſie leben mußten. Zum Gluͤck waͤhrte dieſe Einrichtung
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ſtige Geſinnung allen Katholiken gemein geweſen
ſey, aber da ſie ſich beſonders unter den Mitglie-
dern der roͤmiſchen Konfeſſion aͤußerte, ſo muß ſie
wohl im Weſen der roͤmiſchen Religion ſelbſt lie-
gen, und ſich durch eine ungezwungene Folge dar-
aus leiten laſſen. Man kennt ja ihre Grundſaͤtze
gegen die, welche die Kirche nicht hoͤren.
Bey der Eroberung von Lyon ſind viele Kriegs-
gefangne mit umgekommen, welche ſich dahin ge-
fluͤchtet, und den Ariſtokraten gedient hatten: hier
konnte man doch wohl nicht ſchonen.
Die Deſerteurs und Gefangne waren niemals
gute Freunde und bekamen oft Haͤndel miteinan-
der: doch dieſes gruͤndete ſich blos auf die Natio-
nalkokarde, welche die Deſerteurs trugen. Nach-
dem aber dieſen verboten war, ſolche Kokarden
weiter zu fuͤhren, ſo fiel der Stein des Anſtoßes
weg, und die beyden Partheien lebten ferner in
Einigkeit.
Ich weis nicht, was den Konvent mogte be-
wogen haben, im Oktober 1794 die gefangnen
Offiziere und Gemeine, in Ruͤckſicht der Subſi-
ſtenz, gleich zu machen: ich habe auch niemals
die eigentliche Urſache davon erfahren koͤnnen.
Aber ſie bekamen damals nicht mehr als 10 Sous
taͤglich und 1½ Pfund Brod, wovon ſie leben
mußten. Zum Gluͤck waͤhrte dieſe Einrichtung
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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