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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Ganz Frankreich war entzückt über den Sturz
des Systems des Jakobinismus, und die gewesenen
Glieder dieser Gesellschaften wurden nachher die
besten Stützen des Konvents, und mußten es schon
seyn, um sich nicht verdächtig zu machen. Statt
der Jakobiner, kamen nun die Sektionen, wie-
der wie ehemals, zusammen, und berathschlag-
ten über die gemeinschaftlichen Angelegenheiten.
Es wurde auch in jedes Departement ein Re-
präsentant geschickt, der sich nach der Lage und
dem Gang der Geschäfte erkundigen, und dem
Konvent Nachrichten darüber geben sollte. Zu
diesen Missionen wählte man blos solche, welche
bisher im Konvent noch keinen Antheil an den
jakobinischen Diskussionen gehabt hatten.

Mit dem Jakobinismus hörte auch das Ding
auf, welches man Surveillance nannte, und das
blos in den Händen der Jakobiner war, ja,
blos von ihnen organisirt und administrirt wurde.
Jeder Bürger muß, so lautet das Gesetz, wenn
er sieht, daß sein Mitbürger etwas zum Scha-
den des Staats unternimmt, es allemal an-
zeigen. Das war schon recht: aber die Jakobi-
ner machten es stärker, und sagten: aller Orten
muß ein Ausschuß existiren, der die Handlungen
aller Bürger beobachtet, um jede Bewegung zum
Schaden der Republik zu verhüten. Das war

Ganz Frankreich war entzuͤckt uͤber den Sturz
des Syſtems des Jakobinismus, und die geweſenen
Glieder dieſer Geſellſchaften wurden nachher die
beſten Stuͤtzen des Konvents, und mußten es ſchon
ſeyn, um ſich nicht verdaͤchtig zu machen. Statt
der Jakobiner, kamen nun die Sektionen, wie-
der wie ehemals, zuſammen, und berathſchlag-
ten uͤber die gemeinſchaftlichen Angelegenheiten.
Es wurde auch in jedes Departement ein Re-
praͤſentant geſchickt, der ſich nach der Lage und
dem Gang der Geſchaͤfte erkundigen, und dem
Konvent Nachrichten daruͤber geben ſollte. Zu
dieſen Miſſionen waͤhlte man blos ſolche, welche
bisher im Konvent noch keinen Antheil an den
jakobiniſchen Diskuſſionen gehabt hatten.

Mit dem Jakobinismus hoͤrte auch das Ding
auf, welches man Surveillance nannte, und das
blos in den Haͤnden der Jakobiner war, ja,
blos von ihnen organiſirt und adminiſtrirt wurde.
Jeder Buͤrger muß, ſo lautet das Geſetz, wenn
er ſieht, daß ſein Mitbuͤrger etwas zum Scha-
den des Staats unternimmt, es allemal an-
zeigen. Das war ſchon recht: aber die Jakobi-
ner machten es ſtaͤrker, und ſagten: aller Orten
muß ein Ausſchuß exiſtiren, der die Handlungen
aller Buͤrger beobachtet, um jede Bewegung zum
Schaden der Republik zu verhuͤten. Das war

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[48/0052] Ganz Frankreich war entzuͤckt uͤber den Sturz des Syſtems des Jakobinismus, und die geweſenen Glieder dieſer Geſellſchaften wurden nachher die beſten Stuͤtzen des Konvents, und mußten es ſchon ſeyn, um ſich nicht verdaͤchtig zu machen. Statt der Jakobiner, kamen nun die Sektionen, wie- der wie ehemals, zuſammen, und berathſchlag- ten uͤber die gemeinſchaftlichen Angelegenheiten. Es wurde auch in jedes Departement ein Re- praͤſentant geſchickt, der ſich nach der Lage und dem Gang der Geſchaͤfte erkundigen, und dem Konvent Nachrichten daruͤber geben ſollte. Zu dieſen Miſſionen waͤhlte man blos ſolche, welche bisher im Konvent noch keinen Antheil an den jakobiniſchen Diskuſſionen gehabt hatten. Mit dem Jakobinismus hoͤrte auch das Ding auf, welches man Surveillance nannte, und das blos in den Haͤnden der Jakobiner war, ja, blos von ihnen organiſirt und adminiſtrirt wurde. Jeder Buͤrger muß, ſo lautet das Geſetz, wenn er ſieht, daß ſein Mitbuͤrger etwas zum Scha- den des Staats unternimmt, es allemal an- zeigen. Das war ſchon recht: aber die Jakobi- ner machten es ſtaͤrker, und ſagten: aller Orten muß ein Ausſchuß exiſtiren, der die Handlungen aller Buͤrger beobachtet, um jede Bewegung zum Schaden der Republik zu verhuͤten. Das war

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/52>, abgerufen am 24.11.2024.