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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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und Fürsten-Wohl von der größten Wichtigkeit
sind. Rettung der Menschen- und Bürger-Rechte,
Enthüllung des Despotismus, Volksbildung,
Volksnahrung, Industrie, Erweckung des Pa-
triotismus, Erziehung der Jugend u. d. gl. wa-
ren nie ihre Aufgaben. Was Montesquieu,
D'Alembert, Voltaire, Mably, Rous-
seau und ihres Gleichen Gutes aufkeimen mach-
ten, das mußten sie und die Bischöffe wieder
zu ersticken suchen. Sie waren also nie selbst-
ständig, sondern nur pensionirte Sklaven des
Hofes und der Kirche. Erst nachdem diese in
Frankreich wankten, veredelten sich jene, und da
erst fragte die Akademie zu Metz: Welche sind
die Mittel, die Vaterlandsliebe bey dem Volke
zu erwecken? -- Welche die, dem Volke die
Nahrung zu versichern, und zwar dergestalt, daß
man die Beschwerden des Mangels abwende,
ohne dem Ackerbau zu schaden? -- Dann die zu
Lyon: Welche Grundsätze und welche Gesinnun-
gen muß man den Menschen zu ihrem Wohl
einzuflößen suchen? -- Nachher die zu Dijon:
Welchen Einfluß haben die Sitten der Regie-
rung auf die Sitten des Volks? u. d. gl. *)


*) Diese und andere Fragen, welche so interessant sind, und
das Wohl d[e]s Volkes so nahe angeben, hat Villaume so
richtig und so edel beantwortet, daß einsichtige Freunde von

und Fuͤrſten-Wohl von der groͤßten Wichtigkeit
ſind. Rettung der Menſchen- und Buͤrger-Rechte,
Enthuͤllung des Deſpotismus, Volksbildung,
Volksnahrung, Induſtrie, Erweckung des Pa-
triotismus, Erziehung der Jugend u. d. gl. wa-
ren nie ihre Aufgaben. Was Montesquieu,
D'Alembert, Voltaire, Mably, Rouſ-
ſeau und ihres Gleichen Gutes aufkeimen mach-
ten, das mußten ſie und die Biſchoͤffe wieder
zu erſticken ſuchen. Sie waren alſo nie ſelbſt-
ſtaͤndig, ſondern nur penſionirte Sklaven des
Hofes und der Kirche. Erſt nachdem dieſe in
Frankreich wankten, veredelten ſich jene, und da
erſt fragte die Akademie zu Metz: Welche ſind
die Mittel, die Vaterlandsliebe bey dem Volke
zu erwecken? — Welche die, dem Volke die
Nahrung zu verſichern, und zwar dergeſtalt, daß
man die Beſchwerden des Mangels abwende,
ohne dem Ackerbau zu ſchaden? — Dann die zu
Lyon: Welche Grundſaͤtze und welche Geſinnun-
gen muß man den Menſchen zu ihrem Wohl
einzufloͤßen ſuchen? — Nachher die zu Dijon:
Welchen Einfluß haben die Sitten der Regie-
rung auf die Sitten des Volks? u. d. gl. *)


*) Dieſe und andere Fragen, welche ſo intereſſant ſind, und
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[61/0065] und Fuͤrſten-Wohl von der groͤßten Wichtigkeit ſind. Rettung der Menſchen- und Buͤrger-Rechte, Enthuͤllung des Deſpotismus, Volksbildung, Volksnahrung, Induſtrie, Erweckung des Pa- triotismus, Erziehung der Jugend u. d. gl. wa- ren nie ihre Aufgaben. Was Montesquieu, D'Alembert, Voltaire, Mably, Rouſ- ſeau und ihres Gleichen Gutes aufkeimen mach- ten, das mußten ſie und die Biſchoͤffe wieder zu erſticken ſuchen. Sie waren alſo nie ſelbſt- ſtaͤndig, ſondern nur penſionirte Sklaven des Hofes und der Kirche. Erſt nachdem dieſe in Frankreich wankten, veredelten ſich jene, und da erſt fragte die Akademie zu Metz: Welche ſind die Mittel, die Vaterlandsliebe bey dem Volke zu erwecken? — Welche die, dem Volke die Nahrung zu verſichern, und zwar dergeſtalt, daß man die Beſchwerden des Mangels abwende, ohne dem Ackerbau zu ſchaden? — Dann die zu Lyon: Welche Grundſaͤtze und welche Geſinnun- gen muß man den Menſchen zu ihrem Wohl einzufloͤßen ſuchen? — Nachher die zu Dijon: Welchen Einfluß haben die Sitten der Regie- rung auf die Sitten des Volks? u. d. gl. *) *) Dieſe und andere Fragen, welche ſo intereſſant ſind, und das Wohl des Volkes ſo nahe angeben, hat Villaume ſo richtig und ſo edel beantwortet, daß einſichtige Freunde von

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/65>, abgerufen am 24.11.2024.