Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

nen, mit 10 Sous täglich vorlieb nehmen *).
Sie erklärten mir also, daß sie meinen Unterricht
nicht ferner mehr alle belohnen könnten, bis sie
ihren vollen Gehalt wieder haben würden, wie sie
zuversichtlich hofften, und wie auch nachher wirk-
lich geschehen ist. Also war ich genöthiget, wenn
ich nicht von 10 Sous leben wollte, meine Subsi-
stenz einstweilen auf eine andre Art zu suchen. Ich
zog darüber den Infirmier-Major Julien zu
Rathe -- nicht Fraipont, denn dieser war nach
Passy als Oberkrankenwärter abgegangen -- und
Citoyen Julien rieth mir, wieder Krankenwär-
ter zu werden, welches durch den Direktor Aubert
leicht auszuwirken sey. Ich war über diesen Vor-
schlag sehr froh, und da ich schon vorher Kranken-
wärter gewesen war, und die Vortheile dieses Po-
stens aus Erfahrung kannte, so ersuchte ich den
Major, sofort mit Aubert reden zu wollen.
Aubert, dem ich längst bekannt war, versprach,
mich anzubringen, nur ginge es nicht gleich, weil

*) Vielleicht sollte dieß eine Art von Vergeltung gegen das
viele Böse seyn, das ihre Gefangnen in Deutschland leiden
mußten. Ganz unbekannt: war dieß dem Convente nicht ge-
blieben, auch nicht die Löhnung für dieselben in falschen
[A]ssignaten, u. d. gl. Der Convent hat sich der Sache ihrer
Gefangenen endlich ernstlich angenommen, und dadurch deren
bessere Verpflegung in Deutschland bewirkt. Diese war denn
wohl auch die Ursache von der Wiederherstellung der vollen
[L]öhnung für die gefangnen deutschen Offiziere.

nen, mit 10 Sous taͤglich vorlieb nehmen *).
Sie erklaͤrten mir alſo, daß ſie meinen Unterricht
nicht ferner mehr alle belohnen koͤnnten, bis ſie
ihren vollen Gehalt wieder haben wuͤrden, wie ſie
zuverſichtlich hofften, und wie auch nachher wirk-
lich geſchehen iſt. Alſo war ich genoͤthiget, wenn
ich nicht von 10 Sous leben wollte, meine Subſi-
ſtenz einſtweilen auf eine andre Art zu ſuchen. Ich
zog daruͤber den Infirmier-Major Julien zu
Rathe — nicht Fraipont, denn dieſer war nach
Paſſy als Oberkrankenwaͤrter abgegangen — und
Citoyen Julien rieth mir, wieder Krankenwaͤr-
ter zu werden, welches durch den Direktor Aubert
leicht auszuwirken ſey. Ich war uͤber dieſen Vor-
ſchlag ſehr froh, und da ich ſchon vorher Kranken-
waͤrter geweſen war, und die Vortheile dieſes Po-
ſtens aus Erfahrung kannte, ſo erſuchte ich den
Major, ſofort mit Aubert reden zu wollen.
Aubert, dem ich laͤngſt bekannt war, verſprach,
mich anzubringen, nur ginge es nicht gleich, weil

*) Vielleicht ſollte dieß eine Art von Vergeltung gegen das
viele Boͤſe ſeyn, das ihre Gefangnen in Deutſchland leiden
mußten. Ganz unbekannt: war dieß dem Convente nicht ge-
blieben, auch nicht die Loͤhnung für dieſelben in falſchen
[A]ſſignaten, u. d. gl. Der Convent hat ſich der Sache ihrer
Gefangenen endlich ernſtlich angenommen, und dadurch deren
beſſere Verpflegung in Deutſchland bewirkt. Dieſe war denn
wohl auch die Urſache von der Wiederherſtellung der vollen
[L]oͤhnung für die gefangnen deutſchen Offiziere.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="70"/>
nen, mit 10 Sous ta&#x0364;glich vorlieb nehmen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Vielleicht</hi> &#x017F;ollte dieß eine Art von Vergeltung gegen das<lb/>
viele Bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;eyn, das ihre Gefangnen in Deut&#x017F;chland leiden<lb/>
mußten. Ganz unbekannt: war dieß dem Convente nicht ge-<lb/>
blieben, auch nicht die Lo&#x0364;hnung für die&#x017F;elben in fal&#x017F;chen<lb/><supplied>A</supplied>&#x017F;&#x017F;ignaten, u. d. gl. Der Convent hat &#x017F;ich der Sache ihrer<lb/>
Gefangenen endlich ern&#x017F;tlich angenommen, und dadurch deren<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ere Verpflegung in Deut&#x017F;chland bewirkt. Die&#x017F;e war denn<lb/>
wohl auch die Ur&#x017F;ache von der Wiederher&#x017F;tellung der vollen<lb/><supplied>L</supplied>o&#x0364;hnung für die gefangnen deut&#x017F;chen Offiziere.</note>.<lb/>
Sie erkla&#x0364;rten mir al&#x017F;o, daß &#x017F;ie meinen Unterricht<lb/>
nicht ferner mehr <hi rendition="#g">alle</hi> belohnen ko&#x0364;nnten, bis &#x017F;ie<lb/>
ihren vollen Gehalt wieder haben wu&#x0364;rden, wie &#x017F;ie<lb/>
zuver&#x017F;ichtlich hofften, und wie auch nachher wirk-<lb/>
lich ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Al&#x017F;o war ich geno&#x0364;thiget, wenn<lb/>
ich nicht von 10 Sous leben wollte, meine Sub&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;tenz ein&#x017F;tweilen auf eine andre Art zu &#x017F;uchen. Ich<lb/>
zog daru&#x0364;ber den Infirmier-Major <hi rendition="#g">Julien</hi> zu<lb/>
Rathe &#x2014; nicht <hi rendition="#g">Fraipont</hi>, denn die&#x017F;er war nach<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;y als Oberkrankenwa&#x0364;rter abgegangen &#x2014; und<lb/>
Citoyen <hi rendition="#g">Julien</hi> rieth mir, wieder Krankenwa&#x0364;r-<lb/>
ter zu werden, welches durch den Direktor <hi rendition="#g">Aubert</hi><lb/>
leicht auszuwirken &#x017F;ey. Ich war u&#x0364;ber die&#x017F;en Vor-<lb/>
&#x017F;chlag &#x017F;ehr froh, und da ich &#x017F;chon vorher Kranken-<lb/>
wa&#x0364;rter gewe&#x017F;en war, und die Vortheile die&#x017F;es Po-<lb/>
&#x017F;tens aus Erfahrung kannte, &#x017F;o er&#x017F;uchte ich den<lb/>
Major, &#x017F;ofort mit <hi rendition="#g">Aubert</hi> reden zu wollen.<lb/><hi rendition="#g">Aubert</hi>, dem ich la&#x0364;ng&#x017F;t bekannt war, ver&#x017F;prach,<lb/>
mich anzubringen, nur ginge es nicht gleich, weil<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0074] nen, mit 10 Sous taͤglich vorlieb nehmen *). Sie erklaͤrten mir alſo, daß ſie meinen Unterricht nicht ferner mehr alle belohnen koͤnnten, bis ſie ihren vollen Gehalt wieder haben wuͤrden, wie ſie zuverſichtlich hofften, und wie auch nachher wirk- lich geſchehen iſt. Alſo war ich genoͤthiget, wenn ich nicht von 10 Sous leben wollte, meine Subſi- ſtenz einſtweilen auf eine andre Art zu ſuchen. Ich zog daruͤber den Infirmier-Major Julien zu Rathe — nicht Fraipont, denn dieſer war nach Paſſy als Oberkrankenwaͤrter abgegangen — und Citoyen Julien rieth mir, wieder Krankenwaͤr- ter zu werden, welches durch den Direktor Aubert leicht auszuwirken ſey. Ich war uͤber dieſen Vor- ſchlag ſehr froh, und da ich ſchon vorher Kranken- waͤrter geweſen war, und die Vortheile dieſes Po- ſtens aus Erfahrung kannte, ſo erſuchte ich den Major, ſofort mit Aubert reden zu wollen. Aubert, dem ich laͤngſt bekannt war, verſprach, mich anzubringen, nur ginge es nicht gleich, weil *) Vielleicht ſollte dieß eine Art von Vergeltung gegen das viele Boͤſe ſeyn, das ihre Gefangnen in Deutſchland leiden mußten. Ganz unbekannt: war dieß dem Convente nicht ge- blieben, auch nicht die Loͤhnung für dieſelben in falſchen Aſſignaten, u. d. gl. Der Convent hat ſich der Sache ihrer Gefangenen endlich ernſtlich angenommen, und dadurch deren beſſere Verpflegung in Deutſchland bewirkt. Dieſe war denn wohl auch die Urſache von der Wiederherſtellung der vollen Loͤhnung für die gefangnen deutſchen Offiziere.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/74
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/74>, abgerufen am 21.11.2024.