schon erzählt habe, an andre Oerter hingebracht, und manche waren heimlich entwichen.
Für Republiken -- ich merke das für Leser, welche eben keine Kenner der Geschichte sind -- ist es überhaupt nie rathsam, viele Ausländer im Dienste zu haben. Den Grund davon enthält die Geschichte der Römer, welche gerade durch die Menge der Barbaren, die ihnen dienten, der Go- then, Heruler, Alanen, Alemannier und anderen zu Grunde gingen. Hätten blos Römer den römi- schen Staat vertheidiget, so wäre er wahrschein- lich weit länger bestanden. Selbst unser Her- man oder Arminius diente den Römern, ward Bürger, Ritter und endlich Offizier: und Her- man ward doch an ihnen -- zum Verräther.
Was die Ausländer bey den Römern thaten, thaten ihrer viele auch bey den Franzosen in der Vendee und anderwärts. Sie trieben sogar Raub und Mord. So z. B. ging ein Deserteur von den Kaiserlichen, Namens Maar, ein Schweizer, mit einem französischen Volontär nach Auxonne von Dijon aus. Da Maar französisch konnte, so machte er mit dem gutmüthigen Volontär bald Bekanntschaft, und dieser sagte ihm, daß er nach Strasburg gehen würde, daß er noch einige hun-*)
*) Man lese den TacitusLib. I. Annalium.
ſchon erzaͤhlt habe, an andre Oerter hingebracht, und manche waren heimlich entwichen.
Fuͤr Republiken — ich merke das fuͤr Leſer, welche eben keine Kenner der Geſchichte ſind — iſt es uͤberhaupt nie rathſam, viele Auslaͤnder im Dienſte zu haben. Den Grund davon enthaͤlt die Geſchichte der Roͤmer, welche gerade durch die Menge der Barbaren, die ihnen dienten, der Go- then, Heruler, Alanen, Alemannier und anderen zu Grunde gingen. Haͤtten blos Roͤmer den roͤmi- ſchen Staat vertheidiget, ſo waͤre er wahrſchein- lich weit laͤnger beſtanden. Selbſt unſer Her- man oder Arminius diente den Roͤmern, ward Buͤrger, Ritter und endlich Offizier: und Her- man ward doch an ihnen — zum Verraͤther.
Was die Auslaͤnder bey den Roͤmern thaten, thaten ihrer viele auch bey den Franzoſen in der Vendee und anderwaͤrts. Sie trieben ſogar Raub und Mord. So z. B. ging ein Deſerteur von den Kaiſerlichen, Namens Maar, ein Schweizer, mit einem franzoͤſiſchen Volontaͤr nach Auxonne von Dijon aus. Da Maar franzoͤſiſch konnte, ſo machte er mit dem gutmuͤthigen Volontaͤr bald Bekanntſchaft, und dieſer ſagte ihm, daß er nach Strasburg gehen wuͤrde, daß er noch einige hun-*)
*) Man leſe den TacitusLib. I. Annalium.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0077"n="73"/>ſchon erzaͤhlt habe, an andre Oerter hingebracht,<lb/>
und manche waren heimlich entwichen.</p><lb/><p>Fuͤr Republiken — ich merke das fuͤr Leſer,<lb/>
welche eben keine Kenner der Geſchichte ſind —<lb/>
iſt es uͤberhaupt nie rathſam, viele Auslaͤnder im<lb/>
Dienſte zu haben. Den Grund davon enthaͤlt die<lb/>
Geſchichte der <hirendition="#g">Roͤmer</hi>, welche gerade durch die<lb/>
Menge der Barbaren, die ihnen dienten, der Go-<lb/>
then, Heruler, Alanen, Alemannier und anderen<lb/>
zu Grunde gingen. Haͤtten blos Roͤmer den roͤmi-<lb/>ſchen Staat vertheidiget, ſo waͤre er wahrſchein-<lb/>
lich weit laͤnger beſtanden. Selbſt unſer <hirendition="#g">Her</hi>-<lb/><hirendition="#g">man</hi> oder <hirendition="#g">Arminius</hi> diente den Roͤmern, ward<lb/>
Buͤrger, Ritter und endlich Offizier: und <hirendition="#g">Her</hi>-<lb/><hirendition="#g">man</hi> ward doch an ihnen — zum Verraͤther.</p><lb/><p>Was die Auslaͤnder bey den Roͤmern thaten,<lb/>
thaten ihrer viele auch bey den Franzoſen in der<lb/>
Vendee und anderwaͤrts. Sie trieben ſogar Raub<lb/>
und Mord. So z. B. ging ein Deſerteur von den<lb/>
Kaiſerlichen, Namens <hirendition="#g">Maar</hi>, ein Schweizer,<lb/>
mit einem franzoͤſiſchen Volontaͤr nach Auxonne<lb/>
von Dijon aus. Da <hirendition="#g">Maar</hi> franzoͤſiſch konnte,<lb/>ſo machte er mit dem gutmuͤthigen Volontaͤr bald<lb/>
Bekanntſchaft, und dieſer ſagte ihm, daß er nach<lb/>
Strasburg gehen wuͤrde, daß er noch einige hun-<noteplace="foot"n="*)">Man leſe den <hirendition="#g">Tacitus</hi><hirendition="#aq">Lib. I. Annalium.</hi></note><lb/></p></div></body></text></TEI>
[73/0077]
ſchon erzaͤhlt habe, an andre Oerter hingebracht,
und manche waren heimlich entwichen.
Fuͤr Republiken — ich merke das fuͤr Leſer,
welche eben keine Kenner der Geſchichte ſind —
iſt es uͤberhaupt nie rathſam, viele Auslaͤnder im
Dienſte zu haben. Den Grund davon enthaͤlt die
Geſchichte der Roͤmer, welche gerade durch die
Menge der Barbaren, die ihnen dienten, der Go-
then, Heruler, Alanen, Alemannier und anderen
zu Grunde gingen. Haͤtten blos Roͤmer den roͤmi-
ſchen Staat vertheidiget, ſo waͤre er wahrſchein-
lich weit laͤnger beſtanden. Selbſt unſer Her-
man oder Arminius diente den Roͤmern, ward
Buͤrger, Ritter und endlich Offizier: und Her-
man ward doch an ihnen — zum Verraͤther.
Was die Auslaͤnder bey den Roͤmern thaten,
thaten ihrer viele auch bey den Franzoſen in der
Vendee und anderwaͤrts. Sie trieben ſogar Raub
und Mord. So z. B. ging ein Deſerteur von den
Kaiſerlichen, Namens Maar, ein Schweizer,
mit einem franzoͤſiſchen Volontaͤr nach Auxonne
von Dijon aus. Da Maar franzoͤſiſch konnte,
ſo machte er mit dem gutmuͤthigen Volontaͤr bald
Bekanntſchaft, und dieſer ſagte ihm, daß er nach
Strasburg gehen wuͤrde, daß er noch einige hun- *)
*) Man leſe den Tacitus Lib. I. Annalium.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/77>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.