nung, und seinem Brode. Mit einem Worte: die Leute würden es recht gut gehabt haben, wenn sie nur gut sich hätten nehmen wollen: aber ein Schuft bleibt gewöhnlich ein Schuft, und bessert sich sel- ten.
Der Dijoner Kommendant Belin war daher immer froh, wenn er hörte, daß Deserteurs fort wären. So bin ich denn abermals, pflegte er als- dann zu sagen, einige dieser sacres matins los! Zu Basel hat man mir nachher geklagt, daß sehr viele in die Schweiz geschlichen wären, und da die Wege unsicher machten. Einige von ihnen sind auch in der Schweiz gehenkt worden.
Die Franzosen hielten die Deserteurs vorzüglich deswegen zurück, damit sie den Verbündeten nicht wieder dienen mögten. Sie zeigten also, daß sie schlechte Geographen sind, oder die Sache nicht genug überlegt hatten, als sie 1794 den Polen, Schweizern, Dänen, Schweden, und andern aus neutralen Ländern erlaubten, nach beygebrachtem Taufschein, in ihr Vaterland zurück zu kehren. Denn wie sollte es einem Polen, Dänen, Schwe- den, Russen und andern möglich seyn, in sein Land zurück zu kommtn, ohne unterwegs ange- halten und zu Diensten gezwungen zu werden? Ich weiß, daß die östreichischen und preußischen Wer- ber jeden brauchbaren Deserteur sich nicht entwischen
nung, und ſeinem Brode. Mit einem Worte: die Leute wuͤrden es recht gut gehabt haben, wenn ſie nur gut ſich haͤtten nehmen wollen: aber ein Schuft bleibt gewoͤhnlich ein Schuft, und beſſert ſich ſel- ten.
Der Dijoner Kommendant Belin war daher immer froh, wenn er hoͤrte, daß Deſerteurs fort waͤren. So bin ich denn abermals, pflegte er als- dann zu ſagen, einige dieſer ſacrés mâtins los! Zu Baſel hat man mir nachher geklagt, daß ſehr viele in die Schweiz geſchlichen waͤren, und da die Wege unſicher machten. Einige von ihnen ſind auch in der Schweiz gehenkt worden.
Die Franzoſen hielten die Deſerteurs vorzuͤglich deswegen zuruͤck, damit ſie den Verbuͤndeten nicht wieder dienen moͤgten. Sie zeigten alſo, daß ſie ſchlechte Geographen ſind, oder die Sache nicht genug uͤberlegt hatten, als ſie 1794 den Polen, Schweizern, Daͤnen, Schweden, und andern aus neutralen Laͤndern erlaubten, nach beygebrachtem Taufſchein, in ihr Vaterland zuruͤck zu kehren. Denn wie ſollte es einem Polen, Daͤnen, Schwe- den, Ruſſen und andern moͤglich ſeyn, in ſein Land zuruͤck zu kommtn, ohne unterwegs ange- halten und zu Dienſten gezwungen zu werden? Ich weiß, daß die oͤſtreichiſchen und preußiſchen Wer- ber jeden brauchbaren Deſerteur ſich nicht entwiſchen
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nung, und ſeinem Brode. Mit einem Worte: die
Leute wuͤrden es recht gut gehabt haben, wenn ſie
nur gut ſich haͤtten nehmen wollen: aber ein Schuft
bleibt gewoͤhnlich ein Schuft, und beſſert ſich ſel-
ten.
Der Dijoner Kommendant Belin war daher
immer froh, wenn er hoͤrte, daß Deſerteurs fort
waͤren. So bin ich denn abermals, pflegte er als-
dann zu ſagen, einige dieſer ſacrés mâtins los! Zu
Baſel hat man mir nachher geklagt, daß ſehr viele
in die Schweiz geſchlichen waͤren, und da die Wege
unſicher machten. Einige von ihnen ſind auch in
der Schweiz gehenkt worden.
Die Franzoſen hielten die Deſerteurs vorzuͤglich
deswegen zuruͤck, damit ſie den Verbuͤndeten nicht
wieder dienen moͤgten. Sie zeigten alſo, daß ſie
ſchlechte Geographen ſind, oder die Sache nicht
genug uͤberlegt hatten, als ſie 1794 den Polen,
Schweizern, Daͤnen, Schweden, und andern aus
neutralen Laͤndern erlaubten, nach beygebrachtem
Taufſchein, in ihr Vaterland zuruͤck zu kehren.
Denn wie ſollte es einem Polen, Daͤnen, Schwe-
den, Ruſſen und andern moͤglich ſeyn, in ſein
Land zuruͤck zu kommtn, ohne unterwegs ange-
halten und zu Dienſten gezwungen zu werden? Ich
weiß, daß die oͤſtreichiſchen und preußiſchen Wer-
ber jeden brauchbaren Deſerteur ſich nicht entwiſchen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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