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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Zu Paris kam ich in große Bekanntschaften und
bekam bald Licht über den Umgang mit meinem
Lehrmeister: denn solche Abscheulichkeiten sind auch
in Paris nichts neues und seltenes; und besonders
standen die Geistlichen in Verdacht, rechte Meister
in der Kunst zu seyn, die man branler l'epine nennt.
In Deutschland mag man vielleicht davon nichts
wissen.

O ja, fiel ich ihm ins Wort: in Berlin soll
es sogar eine Gesellschaft gegeben haben, die die-
ses Handwerk gleichsam öffentlich trieb: man
nannte sie die warmen Brüder *).

Er fuhr fort: Mein Verführer schrieb mir von
Zeit zu Zeit die zärtlichsten Briefe, wie sie nur
immer ein schwärmerischer Liebhaber an sein Mäd-
chen schreiben kann, aber ich beantwortete diesel-
ben anfangs ganz kalt, und endlich gar nicht
mehr: denn er war mir verhaßt geworden, nach-
dem mir ein verständiger und tugendhafter Mann
zu Paris die ganze Schändlichkeit einer solchen in-
famen Verbindung erklärt hatte. Ich vollendete
meinen chirurgischen Kursus zu Paris, und kehrte
nach Troyes zurück. Mein Vater war mit mir
außerordentlich zufrieden, und foderte, daß ich
meinem alten Lehrer, welcher inzwischen durch

* Bahrdts Lebensbeschreibung B. III.

Zu Paris kam ich in große Bekanntſchaften und
bekam bald Licht uͤber den Umgang mit meinem
Lehrmeiſter: denn ſolche Abſcheulichkeiten ſind auch
in Paris nichts neues und ſeltenes; und beſonders
ſtanden die Geiſtlichen in Verdacht, rechte Meiſter
in der Kunſt zu ſeyn, die man branler l'épine nennt.
In Deutſchland mag man vielleicht davon nichts
wiſſen.

O ja, fiel ich ihm ins Wort: in Berlin ſoll
es ſogar eine Geſellſchaft gegeben haben, die die-
ſes Handwerk gleichſam oͤffentlich trieb: man
nannte ſie die warmen Bruͤder *).

Er fuhr fort: Mein Verfuͤhrer ſchrieb mir von
Zeit zu Zeit die zaͤrtlichſten Briefe, wie ſie nur
immer ein ſchwaͤrmeriſcher Liebhaber an ſein Maͤd-
chen ſchreiben kann, aber ich beantwortete dieſel-
ben anfangs ganz kalt, und endlich gar nicht
mehr: denn er war mir verhaßt geworden, nach-
dem mir ein verſtaͤndiger und tugendhafter Mann
zu Paris die ganze Schaͤndlichkeit einer ſolchen in-
famen Verbindung erklaͤrt hatte. Ich vollendete
meinen chirurgiſchen Kurſus zu Paris, und kehrte
nach Troyes zuruͤck. Mein Vater war mit mir
außerordentlich zufrieden, und foderte, daß ich
meinem alten Lehrer, welcher inzwiſchen durch

* Bahrdts Lebensbeſchreibung B. III.
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[5/0009] Zu Paris kam ich in große Bekanntſchaften und bekam bald Licht uͤber den Umgang mit meinem Lehrmeiſter: denn ſolche Abſcheulichkeiten ſind auch in Paris nichts neues und ſeltenes; und beſonders ſtanden die Geiſtlichen in Verdacht, rechte Meiſter in der Kunſt zu ſeyn, die man branler l'épine nennt. In Deutſchland mag man vielleicht davon nichts wiſſen. O ja, fiel ich ihm ins Wort: in Berlin ſoll es ſogar eine Geſellſchaft gegeben haben, die die- ſes Handwerk gleichſam oͤffentlich trieb: man nannte ſie die warmen Bruͤder *). Er fuhr fort: Mein Verfuͤhrer ſchrieb mir von Zeit zu Zeit die zaͤrtlichſten Briefe, wie ſie nur immer ein ſchwaͤrmeriſcher Liebhaber an ſein Maͤd- chen ſchreiben kann, aber ich beantwortete dieſel- ben anfangs ganz kalt, und endlich gar nicht mehr: denn er war mir verhaßt geworden, nach- dem mir ein verſtaͤndiger und tugendhafter Mann zu Paris die ganze Schaͤndlichkeit einer ſolchen in- famen Verbindung erklaͤrt hatte. Ich vollendete meinen chirurgiſchen Kurſus zu Paris, und kehrte nach Troyes zuruͤck. Mein Vater war mit mir außerordentlich zufrieden, und foderte, daß ich meinem alten Lehrer, welcher inzwiſchen durch * Bahrdts Lebensbeſchreibung B. III.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/9>, abgerufen am 24.11.2024.