Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

schenken, die mehr Credit und eo ipso auch mehr
Ehre haben, als mancher Professor Ordinarius und
mancher Hofrath, welcher mit größter Sehnsucht
auf die heiligen Abende wartet, um seinen Antheil
an den Amtssporteln zu ziehen.

Zehntes Kapitel.

Allerhand Histörchen.



Im Winter 1798 erhielt ich einen Brief von dem
Kellerwirth Boos in Göttingen, worin ich um 11
Thlr. 16 Gr. 7 Pf. manichäert wurde. Ich war
zwar einige Mal auf dem Keller zu Göttingen ge-
wesen, aber nie hatte ich einen Heller Schulden da-
selbst gemacht, und dieß würde auch nicht einmal
angegangen seyn, weil der Wirth -- ich weiß wirklich
nicht, ob Signor Boos damals (1778-79)
schon Kellerkneipier gewesen ist, oder nicht -- sich mit
mir gezankt hatte, und dieß wegen seiner Magd,
mit welcher er scharmirte, und die ich ein Keller-
mensch genannt hatte. Denn der Göttinger Kel-
lerwirth im Jahr 1778 war, wie die meisten Herren
dieses Handwerks zu Göttingen, ein grober Mos-
jeh, beynahe so grob, wie der grobe Müller zu

ſchenken, die mehr Credit und eo ipſo auch mehr
Ehre haben, als mancher Profeſſor Ordinarius und
mancher Hofrath, welcher mit groͤßter Sehnſucht
auf die heiligen Abende wartet, um ſeinen Antheil
an den Amtsſporteln zu ziehen.

Zehntes Kapitel.

Allerhand Hiſtoͤrchen.



Im Winter 1798 erhielt ich einen Brief von dem
Kellerwirth Boos in Goͤttingen, worin ich um 11
Thlr. 16 Gr. 7 Pf. manichaͤert wurde. Ich war
zwar einige Mal auf dem Keller zu Goͤttingen ge-
weſen, aber nie hatte ich einen Heller Schulden da-
ſelbſt gemacht, und dieß wuͤrde auch nicht einmal
angegangen ſeyn, weil der Wirth — ich weiß wirklich
nicht, ob Signor Boos damals (1778-79)
ſchon Kellerkneipier geweſen iſt, oder nicht — ſich mit
mir gezankt hatte, und dieß wegen ſeiner Magd,
mit welcher er ſcharmirte, und die ich ein Keller-
menſch genannt hatte. Denn der Goͤttinger Kel-
lerwirth im Jahr 1778 war, wie die meiſten Herren
dieſes Handwerks zu Goͤttingen, ein grober Mos-
jeh, beynahe ſo grob, wie der grobe Muͤller zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0113" n="105"/>
&#x017F;chenken, die mehr Credit und <hi rendition="#aq">eo ip&#x017F;o</hi> auch mehr<lb/>
Ehre haben, als mancher Profe&#x017F;&#x017F;or Ordinarius und<lb/>
mancher Hofrath, welcher mit gro&#x0364;ßter Sehn&#x017F;ucht<lb/>
auf die heiligen Abende wartet, um &#x017F;einen Antheil<lb/>
an den Amts&#x017F;porteln zu ziehen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Zehntes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Allerhand Hi&#x017F;to&#x0364;rchen</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>m Winter 1798 erhielt ich einen Brief von dem<lb/>
Kellerwirth <hi rendition="#g">Boos</hi> in Go&#x0364;ttingen, worin ich um 11<lb/>
Thlr. 16 Gr. 7 Pf. manicha&#x0364;ert wurde. Ich war<lb/>
zwar einige Mal auf dem Keller zu Go&#x0364;ttingen ge-<lb/>
we&#x017F;en, aber nie hatte ich einen Heller Schulden da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gemacht, und dieß wu&#x0364;rde auch nicht einmal<lb/>
angegangen &#x017F;eyn, weil der Wirth &#x2014; ich weiß wirklich<lb/>
nicht, ob Signor Boos damals (1778-79)<lb/>
&#x017F;chon Kellerkneipier gewe&#x017F;en i&#x017F;t, oder nicht &#x2014; &#x017F;ich mit<lb/>
mir gezankt hatte, und dieß wegen &#x017F;einer Magd,<lb/>
mit welcher er &#x017F;charmirte, und die ich ein <hi rendition="#g">Keller</hi>-<lb/><hi rendition="#g">men&#x017F;ch</hi> genannt hatte. Denn der Go&#x0364;ttinger Kel-<lb/>
lerwirth im Jahr 1778 war, wie die mei&#x017F;ten Herren<lb/>
die&#x017F;es Handwerks zu Go&#x0364;ttingen, ein grober Mos-<lb/>
jeh, beynahe &#x017F;o grob, wie der <hi rendition="#g">grobe Mu&#x0364;ller</hi> zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0113] ſchenken, die mehr Credit und eo ipſo auch mehr Ehre haben, als mancher Profeſſor Ordinarius und mancher Hofrath, welcher mit groͤßter Sehnſucht auf die heiligen Abende wartet, um ſeinen Antheil an den Amtsſporteln zu ziehen. Zehntes Kapitel. Allerhand Hiſtoͤrchen. Im Winter 1798 erhielt ich einen Brief von dem Kellerwirth Boos in Goͤttingen, worin ich um 11 Thlr. 16 Gr. 7 Pf. manichaͤert wurde. Ich war zwar einige Mal auf dem Keller zu Goͤttingen ge- weſen, aber nie hatte ich einen Heller Schulden da- ſelbſt gemacht, und dieß wuͤrde auch nicht einmal angegangen ſeyn, weil der Wirth — ich weiß wirklich nicht, ob Signor Boos damals (1778-79) ſchon Kellerkneipier geweſen iſt, oder nicht — ſich mit mir gezankt hatte, und dieß wegen ſeiner Magd, mit welcher er ſcharmirte, und die ich ein Keller- menſch genannt hatte. Denn der Goͤttinger Kel- lerwirth im Jahr 1778 war, wie die meiſten Herren dieſes Handwerks zu Goͤttingen, ein grober Mos- jeh, beynahe ſo grob, wie der grobe Muͤller zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/113
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/113>, abgerufen am 24.11.2024.