zärtlich Abschied von einander. Ich kam nicht wieder, wie sich von selbst versteht, und schon im Anfange des Jahr 1778 heurathete die gute Fran, welche auch zu Verstande gekommen seyn mogte, einen Bierbrauer, der sich freylich für sie besser schickte, als ein neunzehnjähriger Stu- dent, mit aller seiner Commentkenntniß. Der Sohn, welcher damals ein Kind von sechs Jah- ren war, ist seit 1792 Wirth, da der zweyte Herr Gemal, der Bierbrauer abgefahren ist, und die Frau Wirthin entweder keinen andern mehr finden konnte, oder finden wollte. Ich bin bey den gu- ten Leuten noch 1795 gewesen, und von ihnen hu- man genug behandelt worden. "Siehst du, Cle- mens, der Mann da wäre vorzeiten beynahe einmal dein Vater geworden" sagte sie zu ihrem Sohne. "Das wäre ja recht hübsch gewesen, er- wiederte Clemens: denn so hätte ich doch noch ei- nen Vater; aber der, den sie mir gaben, starb mir viel zu früh."
Wenn ich hernach die Sache mit der Bierschen- kerey zu Frankfut am Mayn so bey einer Pfeiffe Tabak und bey heiterer Seele überlegte, kränkte ich mich zwar nicht, daß sie zurückgegangen war, aber ich überzeugte mich doch auch, daß ich nicht unglücklich geworden seyn würde, wenn ich Bier- chenke geworden wäre. Ich kenne wirklich Bier-
zaͤrtlich Abſchied von einander. Ich kam nicht wieder, wie ſich von ſelbſt verſteht, und ſchon im Anfange des Jahr 1778 heurathete die gute Fran, welche auch zu Verſtande gekommen ſeyn mogte, einen Bierbrauer, der ſich freylich fuͤr ſie beſſer ſchickte, als ein neunzehnjaͤhriger Stu- dent, mit aller ſeiner Commentkenntniß. Der Sohn, welcher damals ein Kind von ſechs Jah- ren war, iſt ſeit 1792 Wirth, da der zweyte Herr Gemal, der Bierbrauer abgefahren iſt, und die Frau Wirthin entweder keinen andern mehr finden konnte, oder finden wollte. Ich bin bey den gu- ten Leuten noch 1795 geweſen, und von ihnen hu- man genug behandelt worden. „Siehſt du, Cle- mens, der Mann da waͤre vorzeiten beynahe einmal dein Vater geworden“ ſagte ſie zu ihrem Sohne. „Das waͤre ja recht huͤbſch geweſen, er- wiederte Clemens: denn ſo haͤtte ich doch noch ei- nen Vater; aber der, den ſie mir gaben, ſtarb mir viel zu fruͤh.“
Wenn ich hernach die Sache mit der Bierſchen- kerey zu Frankfut am Mayn ſo bey einer Pfeiffe Tabak und bey heiterer Seele uͤberlegte, kraͤnkte ich mich zwar nicht, daß ſie zuruͤckgegangen war, aber ich uͤberzeugte mich doch auch, daß ich nicht ungluͤcklich geworden ſeyn wuͤrde, wenn ich Bier- chenke geworden waͤre. Ich kenne wirklich Bier-
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zaͤrtlich Abſchied von einander. Ich kam nicht
wieder, wie ſich von ſelbſt verſteht, und ſchon
im Anfange des Jahr 1778 heurathete die gute
Fran, welche auch zu Verſtande gekommen
ſeyn mogte, einen Bierbrauer, der ſich freylich fuͤr
ſie beſſer ſchickte, als ein neunzehnjaͤhriger Stu-
dent, mit aller ſeiner Commentkenntniß. Der
Sohn, welcher damals ein Kind von ſechs Jah-
ren war, iſt ſeit 1792 Wirth, da der zweyte Herr
Gemal, der Bierbrauer abgefahren iſt, und die
Frau Wirthin entweder keinen andern mehr finden
konnte, oder finden wollte. Ich bin bey den gu-
ten Leuten noch 1795 geweſen, und von ihnen hu-
man genug behandelt worden. „Siehſt du, Cle-
mens, der Mann da waͤre vorzeiten beynahe
einmal dein Vater geworden“ ſagte ſie zu ihrem
Sohne. „Das waͤre ja recht huͤbſch geweſen, er-
wiederte Clemens: denn ſo haͤtte ich doch noch ei-
nen Vater; aber der, den ſie mir gaben, ſtarb mir
viel zu fruͤh.“
Wenn ich hernach die Sache mit der Bierſchen-
kerey zu Frankfut am Mayn ſo bey einer Pfeiffe
Tabak und bey heiterer Seele uͤberlegte, kraͤnkte
ich mich zwar nicht, daß ſie zuruͤckgegangen war,
aber ich uͤberzeugte mich doch auch, daß ich nicht
ungluͤcklich geworden ſeyn wuͤrde, wenn ich Bier-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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