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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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ßigs Einbildung seyn sollen. So wird z. B. der
Stadtmusicus Hr. Wansleben, ein wohlgewach-
sener großer Mann, mit einer gewissen Mamsell
Steinhäuser, einem winzigen Geschöpfchen, zusam-
mengestellt. Auch meiner Wenigkeit thut Herr
Dreyßig die Ehre der Collation an, und bringt mich
mit dem Hn. Prof. Bathe zusammen. Ich weiß
zwar recht gut, daß ich mit Hn. Bathe nichts Aehn-
liches habe; aber worin die auffallende Unähn-
lichkeit bestehen soll, sahe ich nicht ein, und konn-
te, als ich das Geschmiere auf der Mail las, gar
nicht begreifen, wie ich dazu käme, mit dem
Prof. Bathe verglichen zu werden. Ich ging da-
her zu Herr Dreyßig in seine Kunstkammer, oder
wie die Studenten sagen, Kunstloch, und bat
mir eine Erklärung von dem Herrn Kunstmeister aus,
aber dieser antwortete mir so komisch unbestimmt,
daß ich einsahe, er wolle mich zum besten haben,
und nun auch nach meiner Art derbe zu reden an-
fing. Unser Debattiren wurde so laut, daß die
Jungen auf der Straße sich vor Hn. Dreyßigs Ca-
binet de merveilles
versammelten, und selbst die
Vorübergehenden stehn blieben. Ich entfernte mich,
und Herr Dreyßig rief mir nach, daß er mich beym
Prorektor sprechen würde, aber er hat mich nicht
fordern lassen, sondern mir dadurch eins zu versetzen
geglaubt, daß er in der Fortsetzung der Wische die

ßigs Einbildung ſeyn ſollen. So wird z. B. der
Stadtmuſicus Hr. Wansleben, ein wohlgewach-
ſener großer Mann, mit einer gewiſſen Mamſell
Steinhaͤuſer, einem winzigen Geſchoͤpfchen, zuſam-
mengeſtellt. Auch meiner Wenigkeit thut Herr
Dreyßig die Ehre der Collation an, und bringt mich
mit dem Hn. Prof. Bathe zuſammen. Ich weiß
zwar recht gut, daß ich mit Hn. Bathe nichts Aehn-
liches habe; aber worin die auffallende Unaͤhn-
lichkeit beſtehen ſoll, ſahe ich nicht ein, und konn-
te, als ich das Geſchmiere auf der Mail las, gar
nicht begreifen, wie ich dazu kaͤme, mit dem
Prof. Bathe verglichen zu werden. Ich ging da-
her zu Herr Dreyßig in ſeine Kunſtkammer, oder
wie die Studenten ſagen, Kunſtloch, und bat
mir eine Erklaͤrung von dem Herrn Kunſtmeiſter aus,
aber dieſer antwortete mir ſo komiſch unbeſtimmt,
daß ich einſahe, er wolle mich zum beſten haben,
und nun auch nach meiner Art derbe zu reden an-
fing. Unſer Debattiren wurde ſo laut, daß die
Jungen auf der Straße ſich vor Hn. Dreyßigs Ca-
binet de merveilles
verſammelten, und ſelbſt die
Voruͤbergehenden ſtehn blieben. Ich entfernte mich,
und Herr Dreyßig rief mir nach, daß er mich beym
Prorektor ſprechen wuͤrde, aber er hat mich nicht
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[143/0151] ßigs Einbildung ſeyn ſollen. So wird z. B. der Stadtmuſicus Hr. Wansleben, ein wohlgewach- ſener großer Mann, mit einer gewiſſen Mamſell Steinhaͤuſer, einem winzigen Geſchoͤpfchen, zuſam- mengeſtellt. Auch meiner Wenigkeit thut Herr Dreyßig die Ehre der Collation an, und bringt mich mit dem Hn. Prof. Bathe zuſammen. Ich weiß zwar recht gut, daß ich mit Hn. Bathe nichts Aehn- liches habe; aber worin die auffallende Unaͤhn- lichkeit beſtehen ſoll, ſahe ich nicht ein, und konn- te, als ich das Geſchmiere auf der Mail las, gar nicht begreifen, wie ich dazu kaͤme, mit dem Prof. Bathe verglichen zu werden. Ich ging da- her zu Herr Dreyßig in ſeine Kunſtkammer, oder wie die Studenten ſagen, Kunſtloch, und bat mir eine Erklaͤrung von dem Herrn Kunſtmeiſter aus, aber dieſer antwortete mir ſo komiſch unbeſtimmt, daß ich einſahe, er wolle mich zum beſten haben, und nun auch nach meiner Art derbe zu reden an- fing. Unſer Debattiren wurde ſo laut, daß die Jungen auf der Straße ſich vor Hn. Dreyßigs Ca- binet de merveilles verſammelten, und ſelbſt die Voruͤbergehenden ſtehn blieben. Ich entfernte mich, und Herr Dreyßig rief mir nach, daß er mich beym Prorektor ſprechen wuͤrde, aber er hat mich nicht fordern laſſen, ſondern mir dadurch eins zu verſetzen geglaubt, daß er in der Fortſetzung der Wiſche die

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/151>, abgerufen am 21.11.2024.