Er rieth hin und her, wer doch der nicht genannter Schreiber des kleinen Buches seyn mögte, und fiel auf einen hiesigen Gelehrten, welcher ihn einst in Acken besucht hatte. Dieser Mann ist nichts weniger als ein Satyriker, und haßt alle gelehrte und ungelehrte Fehden; hätte daher Herr Sabel Personen gefragt, welche den ihm verdächtigen Gelehrten näher und besser kannten, als er, so würde ihm sein Irrthum leicht seyn benommen worden: aber das war ihm zu weitläuftig, er wollte einen nähern Weg ein- schlagen, und schrieb daher einen Wisch von eini- gen Bogen wider seinen putativen Angreifer. Das Ding ist ein non plus ultra von fadem Geschwäz, und hökerweiberischen Witzeleyen: aller Orten leuchtet Herrn Sabels Armseligkeit am Geiste hervor, wenn er schon einen Brief einrückt, der ihm vom Phöbus Apollo selbst soll geschrieben seyn. Dieser Brief des Apollo gehört zuverläßig zu den apokryphischen Schriften, oder man müßte anneh- men, Phöbus Apollo habe Herrn Sabel so behan- deln wollen, wie ehedem Friedrich Wilhelm der Erste den bekannten Gundlich, sonst närrische Ex- cellenz genannt, behandelt hat. Herr Sabel läßt seinen vermeynten Gegner in einen Schöps ver- wandeln, aufhängen u. s. w. Der Gelehrte, welchen Herr Sabel so skandalös beschrieben und behandelt hatte, lachte über die Armseligkeiten und
Er rieth hin und her, wer doch der nicht genannter Schreiber des kleinen Buches ſeyn moͤgte, und fiel auf einen hieſigen Gelehrten, welcher ihn einſt in Acken beſucht hatte. Dieſer Mann iſt nichts weniger als ein Satyriker, und haßt alle gelehrte und ungelehrte Fehden; haͤtte daher Herr Sabel Perſonen gefragt, welche den ihm verdaͤchtigen Gelehrten naͤher und beſſer kannten, als er, ſo wuͤrde ihm ſein Irrthum leicht ſeyn benommen worden: aber das war ihm zu weitlaͤuftig, er wollte einen naͤhern Weg ein- ſchlagen, und ſchrieb daher einen Wiſch von eini- gen Bogen wider ſeinen putativen Angreifer. Das Ding iſt ein non plus ultra von fadem Geſchwaͤz, und hoͤkerweiberiſchen Witzeleyen: aller Orten leuchtet Herrn Sabels Armſeligkeit am Geiſte hervor, wenn er ſchon einen Brief einruͤckt, der ihm vom Phoͤbus Apollo ſelbſt ſoll geſchrieben ſeyn. Dieſer Brief des Apollo gehoͤrt zuverlaͤßig zu den apokryphiſchen Schriften, oder man muͤßte anneh- men, Phoͤbus Apollo habe Herrn Sabel ſo behan- deln wollen, wie ehedem Friedrich Wilhelm der Erſte den bekannten Gundlich, ſonſt naͤrriſche Ex- cellenz genannt, behandelt hat. Herr Sabel laͤßt ſeinen vermeynten Gegner in einen Schoͤps ver- wandeln, aufhaͤngen u. ſ. w. Der Gelehrte, welchen Herr Sabel ſo ſkandaloͤs beſchrieben und behandelt hatte, lachte uͤber die Armſeligkeiten und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0158"n="150"/>
Er rieth hin und her, wer doch der nicht genannter<lb/>
Schreiber des kleinen Buches ſeyn moͤgte, und fiel auf<lb/>
einen hieſigen Gelehrten, welcher ihn einſt in Acken<lb/>
beſucht hatte. Dieſer Mann iſt nichts weniger als<lb/>
ein Satyriker, und haßt alle gelehrte und ungelehrte<lb/>
Fehden; haͤtte daher Herr Sabel Perſonen gefragt,<lb/>
welche den ihm verdaͤchtigen Gelehrten naͤher und<lb/>
beſſer kannten, als er, ſo wuͤrde ihm ſein Irrthum<lb/>
leicht ſeyn benommen worden: aber das war ihm<lb/>
zu weitlaͤuftig, er wollte einen naͤhern Weg ein-<lb/>ſchlagen, und ſchrieb daher einen Wiſch von eini-<lb/>
gen Bogen wider ſeinen putativen Angreifer. Das<lb/>
Ding iſt ein <hirendition="#aq">non plus ultra</hi> von fadem Geſchwaͤz,<lb/>
und hoͤkerweiberiſchen Witzeleyen: aller Orten<lb/>
leuchtet Herrn Sabels Armſeligkeit am Geiſte<lb/>
hervor, wenn er ſchon einen Brief einruͤckt, der<lb/>
ihm vom Phoͤbus Apollo ſelbſt ſoll geſchrieben ſeyn.<lb/>
Dieſer Brief des Apollo gehoͤrt zuverlaͤßig zu den<lb/>
apokryphiſchen Schriften, oder man muͤßte anneh-<lb/>
men, Phoͤbus Apollo habe Herrn Sabel ſo behan-<lb/>
deln wollen, wie ehedem Friedrich Wilhelm der<lb/>
Erſte den bekannten Gundlich, ſonſt naͤrriſche Ex-<lb/>
cellenz genannt, behandelt hat. Herr Sabel laͤßt<lb/>ſeinen vermeynten Gegner in einen Schoͤps ver-<lb/>
wandeln, aufhaͤngen u. ſ. w. Der Gelehrte,<lb/>
welchen Herr Sabel ſo ſkandaloͤs beſchrieben und<lb/>
behandelt hatte, lachte uͤber die Armſeligkeiten und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[150/0158]
Er rieth hin und her, wer doch der nicht genannter
Schreiber des kleinen Buches ſeyn moͤgte, und fiel auf
einen hieſigen Gelehrten, welcher ihn einſt in Acken
beſucht hatte. Dieſer Mann iſt nichts weniger als
ein Satyriker, und haßt alle gelehrte und ungelehrte
Fehden; haͤtte daher Herr Sabel Perſonen gefragt,
welche den ihm verdaͤchtigen Gelehrten naͤher und
beſſer kannten, als er, ſo wuͤrde ihm ſein Irrthum
leicht ſeyn benommen worden: aber das war ihm
zu weitlaͤuftig, er wollte einen naͤhern Weg ein-
ſchlagen, und ſchrieb daher einen Wiſch von eini-
gen Bogen wider ſeinen putativen Angreifer. Das
Ding iſt ein non plus ultra von fadem Geſchwaͤz,
und hoͤkerweiberiſchen Witzeleyen: aller Orten
leuchtet Herrn Sabels Armſeligkeit am Geiſte
hervor, wenn er ſchon einen Brief einruͤckt, der
ihm vom Phoͤbus Apollo ſelbſt ſoll geſchrieben ſeyn.
Dieſer Brief des Apollo gehoͤrt zuverlaͤßig zu den
apokryphiſchen Schriften, oder man muͤßte anneh-
men, Phoͤbus Apollo habe Herrn Sabel ſo behan-
deln wollen, wie ehedem Friedrich Wilhelm der
Erſte den bekannten Gundlich, ſonſt naͤrriſche Ex-
cellenz genannt, behandelt hat. Herr Sabel laͤßt
ſeinen vermeynten Gegner in einen Schoͤps ver-
wandeln, aufhaͤngen u. ſ. w. Der Gelehrte,
welchen Herr Sabel ſo ſkandaloͤs beſchrieben und
behandelt hatte, lachte uͤber die Armſeligkeiten und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/158>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.