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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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sich vor keinem Geist, sonst hätte sie meinen Sohn
nicht. "O schweigt doch, Vater," fiel die junge
Frau ein. Ich ward begierig, was der Alte sa-
gen wollte, und bat ihn, zu erzählen, aber die
junge Frau hielt ihrem Schwiegervater den Mund
zu, als er eben anfing, meine Neugierde zu be-
friedigen. Endlich riß dem Alten die Gedult; er
machte sich mit Gewalt los, und sagte halb ärger-
lich: laß mich immer erzählen, dann sieht doch
der Herr, daß du dich vor Geistern nicht fürch-
test, dumme Triene. Hierauf wendete er sich zu
mir, und fuhr fort: Ja sehen Sie, da mein Töf-
fel war kaum achtzehn Jahr alt, so machte er schon
Liebschaft mit meines Nachbars Tochter, die da
drüben auf der andern Seite am Kirchhofe oder
Gottesacker wohnt. Ich merkte den Handel gar
bald: denn so ein junger Schlapps verstehts
noch nicht, und kann unser einen auf keinen Fall
betrügen. Mir gefiel das Ding nicht; ich hatte
ein ander Mädel für meinen Jungen; die war
aber noch zu jung, aber mein Töffel war auch
noch nicht veraltert, und konnte noch warten.
Aber Töffel lag alle Tage bey seiner Röse; das
verbat ich ihm, und doch ließ ers nicht. Da ging
ich zum Vater von Rösen: Gevatter, sagte ich,
mein Junge läuft Eurer Tochter nach, das ist
aber nichts, und daraus kann Spitakel werden;

ſich vor keinem Geiſt, ſonſt haͤtte ſie meinen Sohn
nicht. „O ſchweigt doch, Vater,“ fiel die junge
Frau ein. Ich ward begierig, was der Alte ſa-
gen wollte, und bat ihn, zu erzaͤhlen, aber die
junge Frau hielt ihrem Schwiegervater den Mund
zu, als er eben anfing, meine Neugierde zu be-
friedigen. Endlich riß dem Alten die Gedult; er
machte ſich mit Gewalt los, und ſagte halb aͤrger-
lich: laß mich immer erzaͤhlen, dann ſieht doch
der Herr, daß du dich vor Geiſtern nicht fuͤrch-
teſt, dumme Triene. Hierauf wendete er ſich zu
mir, und fuhr fort: Ja ſehen Sie, da mein Toͤf-
fel war kaum achtzehn Jahr alt, ſo machte er ſchon
Liebſchaft mit meines Nachbars Tochter, die da
druͤben auf der andern Seite am Kirchhofe oder
Gottesacker wohnt. Ich merkte den Handel gar
bald: denn ſo ein junger Schlapps verſtehts
noch nicht, und kann unſer einen auf keinen Fall
betruͤgen. Mir gefiel das Ding nicht; ich hatte
ein ander Maͤdel fuͤr meinen Jungen; die war
aber noch zu jung, aber mein Toͤffel war auch
noch nicht veraltert, und konnte noch warten.
Aber Toͤffel lag alle Tage bey ſeiner Roͤſe; das
verbat ich ihm, und doch ließ ers nicht. Da ging
ich zum Vater von Roͤſen: Gevatter, ſagte ich,
mein Junge laͤuft Eurer Tochter nach, das iſt
aber nichts, und daraus kann Spitakel werden;

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[175/0183] ſich vor keinem Geiſt, ſonſt haͤtte ſie meinen Sohn nicht. „O ſchweigt doch, Vater,“ fiel die junge Frau ein. Ich ward begierig, was der Alte ſa- gen wollte, und bat ihn, zu erzaͤhlen, aber die junge Frau hielt ihrem Schwiegervater den Mund zu, als er eben anfing, meine Neugierde zu be- friedigen. Endlich riß dem Alten die Gedult; er machte ſich mit Gewalt los, und ſagte halb aͤrger- lich: laß mich immer erzaͤhlen, dann ſieht doch der Herr, daß du dich vor Geiſtern nicht fuͤrch- teſt, dumme Triene. Hierauf wendete er ſich zu mir, und fuhr fort: Ja ſehen Sie, da mein Toͤf- fel war kaum achtzehn Jahr alt, ſo machte er ſchon Liebſchaft mit meines Nachbars Tochter, die da druͤben auf der andern Seite am Kirchhofe oder Gottesacker wohnt. Ich merkte den Handel gar bald: denn ſo ein junger Schlapps verſtehts noch nicht, und kann unſer einen auf keinen Fall betruͤgen. Mir gefiel das Ding nicht; ich hatte ein ander Maͤdel fuͤr meinen Jungen; die war aber noch zu jung, aber mein Toͤffel war auch noch nicht veraltert, und konnte noch warten. Aber Toͤffel lag alle Tage bey ſeiner Roͤſe; das verbat ich ihm, und doch ließ ers nicht. Da ging ich zum Vater von Roͤſen: Gevatter, ſagte ich, mein Junge laͤuft Eurer Tochter nach, das iſt aber nichts, und daraus kann Spitakel werden;

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/183>, abgerufen am 21.11.2024.