Möchte doch die gute Stadt unter Preußischer Hoheit so glücklich, und noch glücklicher seyn, als sie es, bey ihrer republicanischen Verfaßung war! Und warum sollte sie es nicht? Sind nicht andre Städte, welche Preußens Scepter unterworfen sind, im blühendsten Zustand? Und wenn hier und da eine Stadt in schlechten Umständen ist, so liegt es nicht sowohl an der Regierung, als vielmehr an andern Umständen z. B. an der Liederlichkeit der Bürger selbst.
Ich war noch matt, als ich zurückging, und kam den ersten Tag nicht weiter als nach Rosla, wo ein Graf von Stollberg wohnt. Im Wirths- hauß, wo ich übernachtete, fand ich einen Preußi- schen Soldaten, welcher ins Weimarsche auf Ur- laub ging. Der Mensch gefiel mir, und ich rede- te viel mit ihm. Nicht lange hernach kam auch ein Kastenkrämer, der gleich ein Spiel vorschlug, um die Zeit zu vertreiben. Ich entschuldigte mich, und versicherte, wie's denn auch wahr ist, daß ich nie spielte. Nun machte sich der Kastenträger an den Soldaten, welcher sich eben einen großen Tha- ler hatte wechseln laßen. Der Soldat wollte an- fänglich nicht anbeißen, doch gab er endlich nach, und das Spiel begann. Es war das verderbliche infame Grobhaus, welches die Franzosen Lans-
Moͤchte doch die gute Stadt unter Preußiſcher Hoheit ſo gluͤcklich, und noch gluͤcklicher ſeyn, als ſie es, bey ihrer republicaniſchen Verfaßung war! Und warum ſollte ſie es nicht? Sind nicht andre Staͤdte, welche Preußens Scepter unterworfen ſind, im bluͤhendſten Zuſtand? Und wenn hier und da eine Stadt in ſchlechten Umſtaͤnden iſt, ſo liegt es nicht ſowohl an der Regierung, als vielmehr an andern Umſtaͤnden z. B. an der Liederlichkeit der Buͤrger ſelbſt.
Ich war noch matt, als ich zuruͤckging, und kam den erſten Tag nicht weiter als nach Rosla, wo ein Graf von Stollberg wohnt. Im Wirths- hauß, wo ich uͤbernachtete, fand ich einen Preußi- ſchen Soldaten, welcher ins Weimarſche auf Ur- laub ging. Der Menſch gefiel mir, und ich rede- te viel mit ihm. Nicht lange hernach kam auch ein Kaſtenkraͤmer, der gleich ein Spiel vorſchlug, um die Zeit zu vertreiben. Ich entſchuldigte mich, und verſicherte, wie's denn auch wahr iſt, daß ich nie ſpielte. Nun machte ſich der Kaſtentraͤger an den Soldaten, welcher ſich eben einen großen Tha- ler hatte wechſeln laßen. Der Soldat wollte an- faͤnglich nicht anbeißen, doch gab er endlich nach, und das Spiel begann. Es war das verderbliche infame Grobhaus, welches die Franzoſen Lans-
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Moͤchte doch die gute Stadt unter Preußiſcher
Hoheit ſo gluͤcklich, und noch gluͤcklicher ſeyn, als
ſie es, bey ihrer republicaniſchen Verfaßung war!
Und warum ſollte ſie es nicht? Sind nicht andre
Staͤdte, welche Preußens Scepter unterworfen
ſind, im bluͤhendſten Zuſtand? Und wenn hier und
da eine Stadt in ſchlechten Umſtaͤnden iſt, ſo liegt
es nicht ſowohl an der Regierung, als vielmehr
an andern Umſtaͤnden z. B. an der Liederlichkeit
der Buͤrger ſelbſt.
Ich war noch matt, als ich zuruͤckging, und
kam den erſten Tag nicht weiter als nach Rosla,
wo ein Graf von Stollberg wohnt. Im Wirths-
hauß, wo ich uͤbernachtete, fand ich einen Preußi-
ſchen Soldaten, welcher ins Weimarſche auf Ur-
laub ging. Der Menſch gefiel mir, und ich rede-
te viel mit ihm. Nicht lange hernach kam auch
ein Kaſtenkraͤmer, der gleich ein Spiel vorſchlug,
um die Zeit zu vertreiben. Ich entſchuldigte mich,
und verſicherte, wie's denn auch wahr iſt, daß ich
nie ſpielte. Nun machte ſich der Kaſtentraͤger an
den Soldaten, welcher ſich eben einen großen Tha-
ler hatte wechſeln laßen. Der Soldat wollte an-
faͤnglich nicht anbeißen, doch gab er endlich nach,
und das Spiel begann. Es war das verderbliche
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/230>, abgerufen am 27.11.2024.
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