Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

schaft vorzüglich gesucht, und war nur dann und
wann zu einigen gekommen, die mich ihres Umgangs
nicht unwürdig fanden. So ging ich oft zum Hrn.
Professor König: so oft nämlich ich etwas zu fra-
gen hatte, worüber dieser äußerst humane Mann
mir Auskunft geben konnte. Er that es auch jeder-
zeit mit der größesten und unverstelltesten Bereit-
willigkeit, und ich kann wohl versichern, daß ich
meine Kenntnisse durch den Rath dieses Gelehrten
nicht wenig vermehrt habe. Herr König ist der
Mann nicht, welcher einen gewißen abschreckenden
Nimbus um sich her verbreitet, und durch ein zu-
rückstoßendes Betragen sich den Ruhm eines tiefge-
lehrten Helden erwerben will. Wer ihn kennt,
weiß doch, daß er nicht nur in seinem Fache der
Rechtskunde trefflich erfahren ist, und sich in den
übrigen Wissenschaften, auch in solchen, welche
mit der Juristerey in weiter keinem nähern Zusam-
menhang stehen, rühmlichst umgesehen hat. Daß er,
wie jeder Gelehrte, von unachtsamen jungen Leuten
nicht selten mißverstanden werde, ist sehr begreiflich:
aber der muß die Studenten schlecht kennen, wel-
cher nach ihrem Urtheil den Werth eines gelehrten
Mannes bestimmen wollte. So wollte mir vor ei-
niger Zeit ein juristischer Student aufbinden, Herr
König habe im Collegium behauptet, ein Jurist
habe gar nicht nöthig die Institutionen, die Pan-

ſchaft vorzuͤglich geſucht, und war nur dann und
wann zu einigen gekommen, die mich ihres Umgangs
nicht unwuͤrdig fanden. So ging ich oft zum Hrn.
Profeſſor Koͤnig: ſo oft naͤmlich ich etwas zu fra-
gen hatte, woruͤber dieſer aͤußerſt humane Mann
mir Auskunft geben konnte. Er that es auch jeder-
zeit mit der groͤßeſten und unverſtellteſten Bereit-
willigkeit, und ich kann wohl verſichern, daß ich
meine Kenntniſſe durch den Rath dieſes Gelehrten
nicht wenig vermehrt habe. Herr Koͤnig iſt der
Mann nicht, welcher einen gewißen abſchreckenden
Nimbus um ſich her verbreitet, und durch ein zu-
ruͤckſtoßendes Betragen ſich den Ruhm eines tiefge-
lehrten Helden erwerben will. Wer ihn kennt,
weiß doch, daß er nicht nur in ſeinem Fache der
Rechtskunde trefflich erfahren iſt, und ſich in den
uͤbrigen Wiſſenſchaften, auch in ſolchen, welche
mit der Juriſterey in weiter keinem naͤhern Zuſam-
menhang ſtehen, ruͤhmlichſt umgeſehen hat. Daß er,
wie jeder Gelehrte, von unachtſamen jungen Leuten
nicht ſelten mißverſtanden werde, iſt ſehr begreiflich:
aber der muß die Studenten ſchlecht kennen, wel-
cher nach ihrem Urtheil den Werth eines gelehrten
Mannes beſtimmen wollte. So wollte mir vor ei-
niger Zeit ein juriſtiſcher Student aufbinden, Herr
Koͤnig habe im Collegium behauptet, ein Juriſt
habe gar nicht noͤthig die Inſtitutionen, die Pan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="38"/>
&#x017F;chaft vorzu&#x0364;glich ge&#x017F;ucht, und war nur dann und<lb/>
wann zu einigen gekommen, die mich ihres Umgangs<lb/>
nicht unwu&#x0364;rdig fanden. So ging ich oft zum Hrn.<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;or Ko&#x0364;nig: &#x017F;o oft na&#x0364;mlich ich etwas zu fra-<lb/>
gen hatte, woru&#x0364;ber die&#x017F;er a&#x0364;ußer&#x017F;t humane Mann<lb/>
mir Auskunft geben konnte. Er that es auch jeder-<lb/>
zeit mit der gro&#x0364;ße&#x017F;ten und unver&#x017F;tellte&#x017F;ten Bereit-<lb/>
willigkeit, und ich kann wohl ver&#x017F;ichern, daß ich<lb/>
meine Kenntni&#x017F;&#x017F;e durch den Rath die&#x017F;es Gelehrten<lb/>
nicht wenig vermehrt habe. Herr Ko&#x0364;nig i&#x017F;t der<lb/>
Mann nicht, welcher einen gewißen ab&#x017F;chreckenden<lb/>
Nimbus um &#x017F;ich her verbreitet, und durch ein zu-<lb/>
ru&#x0364;ck&#x017F;toßendes Betragen &#x017F;ich den Ruhm eines tiefge-<lb/>
lehrten Helden erwerben will. Wer ihn kennt,<lb/>
weiß doch, daß er nicht nur in &#x017F;einem Fache der<lb/>
Rechtskunde trefflich erfahren i&#x017F;t, und &#x017F;ich in den<lb/>
u&#x0364;brigen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, auch in &#x017F;olchen, welche<lb/>
mit der Juri&#x017F;terey in weiter keinem na&#x0364;hern Zu&#x017F;am-<lb/>
menhang &#x017F;tehen, ru&#x0364;hmlich&#x017F;t umge&#x017F;ehen hat. Daß er,<lb/>
wie jeder Gelehrte, von unacht&#x017F;amen jungen Leuten<lb/>
nicht &#x017F;elten mißver&#x017F;tanden werde, i&#x017F;t &#x017F;ehr begreiflich:<lb/>
aber der muß die Studenten &#x017F;chlecht kennen, wel-<lb/>
cher nach ihrem Urtheil den Werth eines gelehrten<lb/>
Mannes be&#x017F;timmen wollte. So wollte mir vor ei-<lb/>
niger Zeit ein juri&#x017F;ti&#x017F;cher Student aufbinden, Herr<lb/>
Ko&#x0364;nig habe im Collegium behauptet, ein Juri&#x017F;t<lb/>
habe gar nicht no&#x0364;thig die In&#x017F;titutionen, die Pan-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0046] ſchaft vorzuͤglich geſucht, und war nur dann und wann zu einigen gekommen, die mich ihres Umgangs nicht unwuͤrdig fanden. So ging ich oft zum Hrn. Profeſſor Koͤnig: ſo oft naͤmlich ich etwas zu fra- gen hatte, woruͤber dieſer aͤußerſt humane Mann mir Auskunft geben konnte. Er that es auch jeder- zeit mit der groͤßeſten und unverſtellteſten Bereit- willigkeit, und ich kann wohl verſichern, daß ich meine Kenntniſſe durch den Rath dieſes Gelehrten nicht wenig vermehrt habe. Herr Koͤnig iſt der Mann nicht, welcher einen gewißen abſchreckenden Nimbus um ſich her verbreitet, und durch ein zu- ruͤckſtoßendes Betragen ſich den Ruhm eines tiefge- lehrten Helden erwerben will. Wer ihn kennt, weiß doch, daß er nicht nur in ſeinem Fache der Rechtskunde trefflich erfahren iſt, und ſich in den uͤbrigen Wiſſenſchaften, auch in ſolchen, welche mit der Juriſterey in weiter keinem naͤhern Zuſam- menhang ſtehen, ruͤhmlichſt umgeſehen hat. Daß er, wie jeder Gelehrte, von unachtſamen jungen Leuten nicht ſelten mißverſtanden werde, iſt ſehr begreiflich: aber der muß die Studenten ſchlecht kennen, wel- cher nach ihrem Urtheil den Werth eines gelehrten Mannes beſtimmen wollte. So wollte mir vor ei- niger Zeit ein juriſtiſcher Student aufbinden, Herr Koͤnig habe im Collegium behauptet, ein Juriſt habe gar nicht noͤthig die Inſtitutionen, die Pan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/46
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/46>, abgerufen am 23.11.2024.