grü, noch Moreau, noch Massena sollten etwas ausgerichtet haben. Ich mußte bey diesen Bra- marbasereyen des für sich und seinen Heldenmuth so sehr eingenommenen Mannes nur lächeln.
Einst kam ich zu ihm, und da ließ er seine ganze Galle gegen den damaligen Feldprediger beym Hallischen Regimente, Herrn Lafontäne, fürchterlich aus. Er hatte einige Tage vorher in Halle bey einem Offizier Gevatter gestanden, und bey dem Kindtaufsschmaus, wozu auch Hr. Lafon- täne gebeten wurde, war das Gespräch auf die Franzosen gefallen. Der Obrist Schmid schimpfte nach seiner Art, der Feldprediger nahm sich aber derselben an, und so kams dann von Seiten des Obristen zu groben nichtsbedeutenden Machtsprü- chen, auf welche Lafontäne nach seiner Art witzig und bitter antwortete, bis endlich Schmid gar in Invektiven ausbrach, und dadurch seinen Gegner zum Stillschweigen brachte.
Mit einem solchen Charakter konnte nun Herr von Schmid sich nur Feinde machen: die Regie- rung zu Dresden, und besonders die Stiftsregie- rung zu Merseburg, unter welcher er zunächst stand, waren ihm aufsetzig, und mit dem Land- jägermeister von Nostitz zu Merseburg führte er unaufhörliche Fehden. Ich habe eine in Halle ge- druckte Schrift gelesen, welche den Obrist Schmid
gruͤ, noch Moreau, noch Maſſena ſollten etwas ausgerichtet haben. Ich mußte bey dieſen Bra- marbaſereyen des fuͤr ſich und ſeinen Heldenmuth ſo ſehr eingenommenen Mannes nur laͤcheln.
Einſt kam ich zu ihm, und da ließ er ſeine ganze Galle gegen den damaligen Feldprediger beym Halliſchen Regimente, Herrn Lafontaͤne, fuͤrchterlich aus. Er hatte einige Tage vorher in Halle bey einem Offizier Gevatter geſtanden, und bey dem Kindtaufsſchmaus, wozu auch Hr. Lafon- taͤne gebeten wurde, war das Geſpraͤch auf die Franzoſen gefallen. Der Obriſt Schmid ſchimpfte nach ſeiner Art, der Feldprediger nahm ſich aber derſelben an, und ſo kams dann von Seiten des Obriſten zu groben nichtsbedeutenden Machtſpruͤ- chen, auf welche Lafontaͤne nach ſeiner Art witzig und bitter antwortete, bis endlich Schmid gar in Invektiven ausbrach, und dadurch ſeinen Gegner zum Stillſchweigen brachte.
Mit einem ſolchen Charakter konnte nun Herr von Schmid ſich nur Feinde machen: die Regie- rung zu Dresden, und beſonders die Stiftsregie- rung zu Merſeburg, unter welcher er zunaͤchſt ſtand, waren ihm aufſetzig, und mit dem Land- jaͤgermeiſter von Noſtitz zu Merſeburg fuͤhrte er unaufhoͤrliche Fehden. Ich habe eine in Halle ge- druckte Schrift geleſen, welche den Obriſt Schmid
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gruͤ, noch Moreau, noch Maſſena ſollten etwas
ausgerichtet haben. Ich mußte bey dieſen Bra-
marbaſereyen des fuͤr ſich und ſeinen Heldenmuth
ſo ſehr eingenommenen Mannes nur laͤcheln.
Einſt kam ich zu ihm, und da ließ er ſeine
ganze Galle gegen den damaligen Feldprediger
beym Halliſchen Regimente, Herrn Lafontaͤne,
fuͤrchterlich aus. Er hatte einige Tage vorher in
Halle bey einem Offizier Gevatter geſtanden, und
bey dem Kindtaufsſchmaus, wozu auch Hr. Lafon-
taͤne gebeten wurde, war das Geſpraͤch auf die
Franzoſen gefallen. Der Obriſt Schmid ſchimpfte
nach ſeiner Art, der Feldprediger nahm ſich aber
derſelben an, und ſo kams dann von Seiten des
Obriſten zu groben nichtsbedeutenden Machtſpruͤ-
chen, auf welche Lafontaͤne nach ſeiner Art witzig
und bitter antwortete, bis endlich Schmid gar in
Invektiven ausbrach, und dadurch ſeinen Gegner
zum Stillſchweigen brachte.
Mit einem ſolchen Charakter konnte nun Herr
von Schmid ſich nur Feinde machen: die Regie-
rung zu Dresden, und beſonders die Stiftsregie-
rung zu Merſeburg, unter welcher er zunaͤchſt
ſtand, waren ihm aufſetzig, und mit dem Land-
jaͤgermeiſter von Noſtitz zu Merſeburg fuͤhrte er
unaufhoͤrliche Fehden. Ich habe eine in Halle ge-
druckte Schrift geleſen, welche den Obriſt Schmid
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/53>, abgerufen am 22.11.2024.
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