zum Verfasser haben soll, wenigstens seinen Namen führt, und von ihm dem Landtag zu Merseburg vorgelegt worden ist; in dieser Schrift kommen Ausfälle vor, welche man gar leicht für sehr derbe Injurien erklären könnte.
Sonst machte der Obrist gerne den Mäcen der Gelehrten und den Unterstützer der Unterdrückten: beydes wäre sehr löblich, wenn es nicht bey Herrn von Schmid eine Wirkung der augenblicklichen Laune gewesen wäre. Der von Leipzig, ich weiß nicht weßwegen, flüchtig gewordene Aventurier Hilscher fand Zuflucht in Wegewitz, mußte aber endlich fort, weil ihm der Obrist gedrohet hatte, ihn durch seine Hunde forthetzen zu lassen. Hilscher zog ab, und schrieb von Naumburg aus einen im- pertinenten Brief an den Obrist, und so bewies er dann, daß er eben so unwürdig war, Wohlthaten zu empfangen, als der Obrist es war, einem dürf- tigen Gelehrten dergleichen zu erweisen.
Einen gewissen Leutnant von Scheidt hatte Schmid auch damals in sein Haus aufgenommen, dieser Scheidt hatte ehedem unter einem Preußischen Garnisonsregimente gedient, hernach aber seinen Abschied genommen, um einen bodenlosen Prozeß wider den Stadtrath zu Erfurt zu betreiben. Da alle seine Gründe, wodurch er eine über drey Mil- lionen betreffende Erbschaft erobern wollte, nicht
zum Verfaſſer haben ſoll, wenigſtens ſeinen Namen fuͤhrt, und von ihm dem Landtag zu Merſeburg vorgelegt worden iſt; in dieſer Schrift kommen Ausfaͤlle vor, welche man gar leicht fuͤr ſehr derbe Injurien erklaͤren koͤnnte.
Sonſt machte der Obriſt gerne den Maͤcen der Gelehrten und den Unterſtuͤtzer der Unterdruͤckten: beydes waͤre ſehr loͤblich, wenn es nicht bey Herrn von Schmid eine Wirkung der augenblicklichen Laune geweſen waͤre. Der von Leipzig, ich weiß nicht weßwegen, fluͤchtig gewordene Aventurier Hilſcher fand Zuflucht in Wegewitz, mußte aber endlich fort, weil ihm der Obriſt gedrohet hatte, ihn durch ſeine Hunde forthetzen zu laſſen. Hilſcher zog ab, und ſchrieb von Naumburg aus einen im- pertinenten Brief an den Obriſt, und ſo bewies er dann, daß er eben ſo unwuͤrdig war, Wohlthaten zu empfangen, als der Obriſt es war, einem duͤrf- tigen Gelehrten dergleichen zu erweiſen.
Einen gewiſſen Leutnant von Scheidt hatte Schmid auch damals in ſein Haus aufgenommen, dieſer Scheidt hatte ehedem unter einem Preußiſchen Garniſonsregimente gedient, hernach aber ſeinen Abſchied genommen, um einen bodenloſen Prozeß wider den Stadtrath zu Erfurt zu betreiben. Da alle ſeine Gruͤnde, wodurch er eine uͤber drey Mil- lionen betreffende Erbſchaft erobern wollte, nicht
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zum Verfaſſer haben ſoll, wenigſtens ſeinen Namen
fuͤhrt, und von ihm dem Landtag zu Merſeburg
vorgelegt worden iſt; in dieſer Schrift kommen
Ausfaͤlle vor, welche man gar leicht fuͤr ſehr derbe
Injurien erklaͤren koͤnnte.
Sonſt machte der Obriſt gerne den Maͤcen der
Gelehrten und den Unterſtuͤtzer der Unterdruͤckten:
beydes waͤre ſehr loͤblich, wenn es nicht bey Herrn
von Schmid eine Wirkung der augenblicklichen
Laune geweſen waͤre. Der von Leipzig, ich weiß
nicht weßwegen, fluͤchtig gewordene Aventurier
Hilſcher fand Zuflucht in Wegewitz, mußte aber
endlich fort, weil ihm der Obriſt gedrohet hatte,
ihn durch ſeine Hunde forthetzen zu laſſen. Hilſcher
zog ab, und ſchrieb von Naumburg aus einen im-
pertinenten Brief an den Obriſt, und ſo bewies er
dann, daß er eben ſo unwuͤrdig war, Wohlthaten
zu empfangen, als der Obriſt es war, einem duͤrf-
tigen Gelehrten dergleichen zu erweiſen.
Einen gewiſſen Leutnant von Scheidt hatte
Schmid auch damals in ſein Haus aufgenommen,
dieſer Scheidt hatte ehedem unter einem Preußiſchen
Garniſonsregimente gedient, hernach aber ſeinen
Abſchied genommen, um einen bodenloſen Prozeß
wider den Stadtrath zu Erfurt zu betreiben. Da
alle ſeine Gruͤnde, wodurch er eine uͤber drey Mil-
lionen betreffende Erbſchaft erobern wollte, nicht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/54>, abgerufen am 22.11.2024.
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