seine allgenugsame Einzigkeit all' unsere Kräfte aufregt, alle versammelt, alle auf Ein Ziel hinlenkt, alle besitzt, bis wir eigentlich und aus Erfahrung wissen, was Er uns ist, was wir an Ihm haben; Daß seine Kraft für uns da ist; Seine Liebe auf uns ihre Bestrebungen rich- tet -- daß es Ihm Lust und Freude ist, sich auch uns mitzutheilen; Daß Er, daß sein Herz, wenn ich so sa- gen darf, ein Bedürfniß hat, unsere Bedürfnisse zu stillen -- uns zu geben, was niemand uns geben kann; Uns zu seyn, was niemand uns seyn kann; -- Bis Er uns ist ein fester Fels der Zuversicht; -- Ein Stab, an dem wir uns halten können, so oft wir wollen -- Ein Quell, aus dem wir unaufhörlich schöpfen kön- nen -- Ein Arzt in jeder Krankheit -- Ein Mittrager und Erleichterer jeder Last; Ein Helfer in jeder Hülflo- sigkeit -- Bis Er uns alles allezeit allein ist -- Haben wir das Evangelium, und besonders die obenangeführten Stellen noch nie mit wahrer Einfalt gelesen; Nie ihren Sinn und Zweck völlig erkannt. Unser Glaube ist noch nicht -- wahrer, lebender Glaube; Ist noch ein Rohr vom Winde hin und her getrieben -- wir sind un- serer Standhaftigkeit, unserer Glaubenstreu und der Unüberwindlichkeit unserer Liebe zu Ihm noch nicht völ- lig sicher.
Jesus Christus ist gestern und heut und ebenHebr. XIII. 8. derselbe in die Ewigkeit. Wenn er das jetzt nicht mehr kann, was Er vor siebenzehen Jahrhunderten konn- te -- so ist unser Glaube an Ihn Aberglaube. Wenn
Er
Macht und Erbarmen Jeſus.
ſeine allgenugſame Einzigkeit all’ unſere Kräfte aufregt, alle verſammelt, alle auf Ein Ziel hinlenkt, alle beſitzt, bis wir eigentlich und aus Erfahrung wiſſen, was Er uns iſt, was wir an Ihm haben; Daß ſeine Kraft für uns da iſt; Seine Liebe auf uns ihre Beſtrebungen rich- tet — daß es Ihm Luſt und Freude iſt, ſich auch uns mitzutheilen; Daß Er, daß ſein Herz, wenn ich ſo ſa- gen darf, ein Bedürfniß hat, unſere Bedürfniſſe zu ſtillen — uns zu geben, was niemand uns geben kann; Uns zu ſeyn, was niemand uns ſeyn kann; — Bis Er uns iſt ein feſter Fels der Zuverſicht; — Ein Stab, an dem wir uns halten können, ſo oft wir wollen — Ein Quell, aus dem wir unaufhörlich ſchöpfen kön- nen — Ein Arzt in jeder Krankheit — Ein Mittrager und Erleichterer jeder Laſt; Ein Helfer in jeder Hülflo- ſigkeit — Bis Er uns alles allezeit allein iſt — Haben wir das Evangelium, und beſonders die obenangeführten Stellen noch nie mit wahrer Einfalt geleſen; Nie ihren Sinn und Zweck völlig erkannt. Unſer Glaube iſt noch nicht — wahrer, lebender Glaube; Iſt noch ein Rohr vom Winde hin und her getrieben — wir ſind un- ſerer Standhaftigkeit, unſerer Glaubenstreu und der Unüberwindlichkeit unſerer Liebe zu Ihm noch nicht völ- lig ſicher.
Jeſus Chriſtus iſt geſtern und heut und ebenHebr. XIII. 8. derſelbe in die Ewigkeit. Wenn er das jetzt nicht mehr kann, was Er vor ſiebenzehen Jahrhunderten konn- te — ſo iſt unſer Glaube an Ihn Aberglaube. Wenn
Er
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[79[99]/0107]
Macht und Erbarmen Jeſus.
ſeine allgenugſame Einzigkeit all’ unſere Kräfte aufregt,
alle verſammelt, alle auf Ein Ziel hinlenkt, alle beſitzt,
bis wir eigentlich und aus Erfahrung wiſſen, was Er
uns iſt, was wir an Ihm haben; Daß ſeine Kraft für
uns da iſt; Seine Liebe auf uns ihre Beſtrebungen rich-
tet — daß es Ihm Luſt und Freude iſt, ſich auch uns
mitzutheilen; Daß Er, daß ſein Herz, wenn ich ſo ſa-
gen darf, ein Bedürfniß hat, unſere Bedürfniſſe zu
ſtillen — uns zu geben, was niemand uns geben kann;
Uns zu ſeyn, was niemand uns ſeyn kann; — Bis
Er uns iſt ein feſter Fels der Zuverſicht; — Ein Stab,
an dem wir uns halten können, ſo oft wir wollen —
Ein Quell, aus dem wir unaufhörlich ſchöpfen kön-
nen — Ein Arzt in jeder Krankheit — Ein Mittrager
und Erleichterer jeder Laſt; Ein Helfer in jeder Hülflo-
ſigkeit — Bis Er uns alles allezeit allein iſt — Haben
wir das Evangelium, und beſonders die obenangeführten
Stellen noch nie mit wahrer Einfalt geleſen; Nie ihren
Sinn und Zweck völlig erkannt. Unſer Glaube iſt noch
nicht — wahrer, lebender Glaube; Iſt noch ein
Rohr vom Winde hin und her getrieben — wir ſind un-
ſerer Standhaftigkeit, unſerer Glaubenstreu und der
Unüberwindlichkeit unſerer Liebe zu Ihm noch nicht völ-
lig ſicher.
Jeſus Chriſtus iſt geſtern und heut und eben
derſelbe in die Ewigkeit. Wenn er das jetzt nicht
mehr kann, was Er vor ſiebenzehen Jahrhunderten konn-
te — ſo iſt unſer Glaube an Ihn Aberglaube. Wenn
Er
Hebr.
XIII. 8.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 79[99]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/107>, abgerufen am 21.11.2024.
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