Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Matthäus VIII.
ken! Und auf unsern Gassen hast Du gelehret.
Und Er wird sagen: Ich kenne euch nicht, wo-
her ihr seyd -- weichet alle von mir, ihr Uebel-
thäter! Da wird seyn Heulen und Zähnklaffen,
wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Ja-
kob und alle Propheten im Reiche Gottes; Euch
aber hinausgestossen -- und es werden kommen
vom Morgen und vom Abend, von Mitter-
nacht und von Mittage, die zu Tische sitzen wer-
den im Reiche Gottes.
Und noch eine Parallelstel-
Joh. X. 16.le: Und Ich habe noch andere Schaafe, die sind
nicht aus diesem Stalle. Auch dieselben muß
ich herführen, und sie werden meine Stimme
hören, und es wird Eine Heerde und Ein Hirt
werden.
-- Wie viel Trostvolles und schreckendes
liegt in diesen Stellen. Laßt uns einige Gedanken her-
ausheben.

a.

Abraham, Isaak, Jacob, aller ihrer menschli-
chen Schwachheiten ungeachtet, werden hier und an an-
dern Stellen; Z. E. in der: Ich bin der Gott Abra-
hams -- Ein Gott nicht der Todten; Sondern
der Lebendigen
-- als Reichsgenossen Gottes er-
klärt. Sie stehen oben an in der Gesellschaft der un-
mittelbarsten Theilhaber des göttlichen Reiches. Wir
können also sicher seyn, und es zuverläßig von der Un-
partheylichkeit Gottes erwarten, daß wir mit derselben
Gesinnung zu derselben Ehre gelangen können. Abra-
ham glaubte dem Herrn; Das ward ihm zur

Ge-

Matthäus VIII.
ken! Und auf unſern Gaſſen haſt Du gelehret.
Und Er wird ſagen: Ich kenne euch nicht, wo-
her ihr ſeyd — weichet alle von mir, ihr Uebel-
thäter! Da wird ſeyn Heulen und Zähnklaffen,
wenn ihr ſehen werdet Abraham, Iſaak und Ja-
kob und alle Propheten im Reiche Gottes; Euch
aber hinausgeſtoſſen — und es werden kommen
vom Morgen und vom Abend, von Mitter-
nacht und von Mittage, die zu Tiſche ſitzen wer-
den im Reiche Gottes.
Und noch eine Parallelſtel-
Joh. X. 16.le: Und Ich habe noch andere Schaafe, die ſind
nicht aus dieſem Stalle. Auch dieſelben muß
ich herführen, und ſie werden meine Stimme
hören, und es wird Eine Heerde und Ein Hirt
werden.
— Wie viel Troſtvolles und ſchreckendes
liegt in dieſen Stellen. Laßt uns einige Gedanken her-
ausheben.

a.

Abraham, Iſaak, Jacob, aller ihrer menſchli-
chen Schwachheiten ungeachtet, werden hier und an an-
dern Stellen; Z. E. in der: Ich bin der Gott Abra-
hams — Ein Gott nicht der Todten; Sondern
der Lebendigen
— als Reichsgenoſſen Gottes er-
klärt. Sie ſtehen oben an in der Geſellſchaft der un-
mittelbarſten Theilhaber des göttlichen Reiches. Wir
können alſo ſicher ſeyn, und es zuverläßig von der Un-
partheylichkeit Gottes erwarten, daß wir mit derſelben
Geſinnung zu derſelben Ehre gelangen können. Abra-
ham glaubte dem Herrn; Das ward ihm zur

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0112" n="84[104]"/><fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ken! Und auf un&#x017F;ern Ga&#x017F;&#x017F;en ha&#x017F;t Du gelehret.<lb/>
Und Er wird &#x017F;agen: Ich kenne euch nicht, wo-<lb/>
her ihr &#x017F;eyd &#x2014; weichet alle von mir, ihr Uebel-<lb/>
thäter! Da wird &#x017F;eyn Heulen und Zähnklaffen,<lb/>
wenn ihr &#x017F;ehen werdet Abraham, I&#x017F;aak und Ja-<lb/>
kob und alle Propheten im Reiche Gottes; Euch<lb/>
aber hinausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x2014; und es werden kommen<lb/>
vom Morgen und vom Abend, von Mitter-<lb/>
nacht und von Mittage, die zu Ti&#x017F;che &#x017F;itzen wer-<lb/>
den im Reiche Gottes.</hi> Und noch eine Parallel&#x017F;tel-<lb/><note place="left">Joh. <hi rendition="#aq">X.</hi> 16.</note>le: <hi rendition="#fr">Und Ich habe noch andere Schaafe, die &#x017F;ind<lb/>
nicht aus die&#x017F;em Stalle. Auch die&#x017F;elben muß<lb/>
ich herführen, und &#x017F;ie werden meine Stimme<lb/>
hören, und es wird Eine Heerde und Ein Hirt<lb/>
werden.</hi> &#x2014; Wie viel Tro&#x017F;tvolles und &#x017F;chreckendes<lb/>
liegt in die&#x017F;en Stellen. Laßt uns einige Gedanken her-<lb/>
ausheben.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">a.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Abraham, I&#x017F;aak, Jacob,</hi> aller ihrer men&#x017F;chli-<lb/>
chen Schwachheiten ungeachtet, werden hier und an an-<lb/>
dern Stellen; Z. E. in der: <hi rendition="#fr">Ich bin der Gott Abra-<lb/>
hams &#x2014; Ein Gott nicht der Todten; Sondern<lb/>
der Lebendigen</hi> &#x2014; als <hi rendition="#fr">Reichsgeno&#x017F;&#x017F;en</hi> Gottes er-<lb/>
klärt. Sie &#x017F;tehen oben an in der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der un-<lb/>
mittelbar&#x017F;ten Theilhaber des göttlichen Reiches. Wir<lb/>
können al&#x017F;o &#x017F;icher &#x017F;eyn, und es zuverläßig von der Un-<lb/>
partheylichkeit Gottes erwarten, daß wir mit der&#x017F;elben<lb/>
Ge&#x017F;innung zu der&#x017F;elben Ehre gelangen können. <hi rendition="#fr">Abra-<lb/>
ham glaubte dem Herrn; Das ward ihm zur</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ge-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84[104]/0112] Matthäus VIII. ken! Und auf unſern Gaſſen haſt Du gelehret. Und Er wird ſagen: Ich kenne euch nicht, wo- her ihr ſeyd — weichet alle von mir, ihr Uebel- thäter! Da wird ſeyn Heulen und Zähnklaffen, wenn ihr ſehen werdet Abraham, Iſaak und Ja- kob und alle Propheten im Reiche Gottes; Euch aber hinausgeſtoſſen — und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitter- nacht und von Mittage, die zu Tiſche ſitzen wer- den im Reiche Gottes. Und noch eine Parallelſtel- le: Und Ich habe noch andere Schaafe, die ſind nicht aus dieſem Stalle. Auch dieſelben muß ich herführen, und ſie werden meine Stimme hören, und es wird Eine Heerde und Ein Hirt werden. — Wie viel Troſtvolles und ſchreckendes liegt in dieſen Stellen. Laßt uns einige Gedanken her- ausheben. Joh. X. 16. a. Abraham, Iſaak, Jacob, aller ihrer menſchli- chen Schwachheiten ungeachtet, werden hier und an an- dern Stellen; Z. E. in der: Ich bin der Gott Abra- hams — Ein Gott nicht der Todten; Sondern der Lebendigen — als Reichsgenoſſen Gottes er- klärt. Sie ſtehen oben an in der Geſellſchaft der un- mittelbarſten Theilhaber des göttlichen Reiches. Wir können alſo ſicher ſeyn, und es zuverläßig von der Un- partheylichkeit Gottes erwarten, daß wir mit derſelben Geſinnung zu derſelben Ehre gelangen können. Abra- ham glaubte dem Herrn; Das ward ihm zur Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/112
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 84[104]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/112>, abgerufen am 21.11.2024.