sere Krankheiten kann sicherlich nicht bedeuten: Er ward selbst krank an unserer Statt. Jesus war nie- mals eigentlich krank. Nicht in dem Sinn trug Er die Schwachheiten anderer, daß Er selbst schwach wur- de; Daß die Krankheiten derer, die Er heilte auf Ihn zu liegen kamen. Er trug sie, indem Er sie weghob. So trug Er auch unsere Sünden. Nicht, daß Er ein Sünder selbst wurde -- oder alle Strafen der Sün- de, z. E. die Martern eines bösen Gewissens, die Ver- dammnißgefühle der Verdammten ertrug. Er trug sie, indem Er sie weghob; Als eine schwehre Last mit un- endlicher Müh und Beschwerde von uns wegwälzte. Er vertilgte das Uebel alles, vergütete alles, was die Sün- de, die Leidenschaft über die Menschheit brachte; Und dazu setzte Er sich durch sein Leben, sein Leiden, seinen Gehorsam bis zum Kreutzestod in den Stand. Mit unendlicher Müh' errang Er die Kraft alle Sünden de- rer zu vertilgen, die durch Ihn mit Demuth und Zu- versicht sich zu Gott wenden würden.
58. Armuth Jesus.
Die Füchse haben Gruben; Die Vögel desMatth. VIII. 20 Himmels Nester; Aber der Sohn des Menschen hat nicht, da Er sein Haupt hinlege. Ihr wis- set, sagt die Parallelstelle, die Gnade unsers Herrn2. Cor. VIII. 9 Jesu Christi, daß Er um euertwillen arm wor- den ist, da Er reich war, damit ihr durch Seine Armuth reich würdet.
So
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Armuth Jeſus.
ſere Krankheiten kann ſicherlich nicht bedeuten: Er ward ſelbſt krank an unſerer Statt. Jeſus war nie- mals eigentlich krank. Nicht in dem Sinn trug Er die Schwachheiten anderer, daß Er ſelbſt ſchwach wur- de; Daß die Krankheiten derer, die Er heilte auf Ihn zu liegen kamen. Er trug ſie, indem Er ſie weghob. So trug Er auch unſere Sünden. Nicht, daß Er ein Sünder ſelbſt wurde — oder alle Strafen der Sün- de, z. E. die Martern eines böſen Gewiſſens, die Ver- dammnißgefühle der Verdammten ertrug. Er trug ſie, indem Er ſie weghob; Als eine ſchwehre Laſt mit un- endlicher Müh und Beſchwerde von uns wegwälzte. Er vertilgte das Uebel alles, vergütete alles, was die Sün- de, die Leidenſchaft über die Menſchheit brachte; Und dazu ſetzte Er ſich durch ſein Leben, ſein Leiden, ſeinen Gehorſam bis zum Kreutzestod in den Stand. Mit unendlicher Müh’ errang Er die Kraft alle Sünden de- rer zu vertilgen, die durch Ihn mit Demuth und Zu- verſicht ſich zu Gott wenden würden.
58. Armuth Jeſus.
Die Füchſe haben Gruben; Die Vögel desMatth. VIII. 20 Himmels Neſter; Aber der Sohn des Menſchen hat nicht, da Er ſein Haupt hinlege. Ihr wiſ- ſet, ſagt die Parallelſtelle, die Gnade unſers Herrn2. Cor. VIII. 9 Jeſu Chriſti, daß Er um euertwillen arm wor- den iſt, da Er reich war, damit ihr durch Seine Armuth reich würdet.
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[89[109]/0117]
Armuth Jeſus.
ſere Krankheiten kann ſicherlich nicht bedeuten: Er
ward ſelbſt krank an unſerer Statt. Jeſus war nie-
mals eigentlich krank. Nicht in dem Sinn trug Er
die Schwachheiten anderer, daß Er ſelbſt ſchwach wur-
de; Daß die Krankheiten derer, die Er heilte auf Ihn
zu liegen kamen. Er trug ſie, indem Er ſie weghob.
So trug Er auch unſere Sünden. Nicht, daß Er
ein Sünder ſelbſt wurde — oder alle Strafen der Sün-
de, z. E. die Martern eines böſen Gewiſſens, die Ver-
dammnißgefühle der Verdammten ertrug. Er trug ſie,
indem Er ſie weghob; Als eine ſchwehre Laſt mit un-
endlicher Müh und Beſchwerde von uns wegwälzte. Er
vertilgte das Uebel alles, vergütete alles, was die Sün-
de, die Leidenſchaft über die Menſchheit brachte; Und
dazu ſetzte Er ſich durch ſein Leben, ſein Leiden, ſeinen
Gehorſam bis zum Kreutzestod in den Stand. Mit
unendlicher Müh’ errang Er die Kraft alle Sünden de-
rer zu vertilgen, die durch Ihn mit Demuth und Zu-
verſicht ſich zu Gott wenden würden.
58.
Armuth Jeſus.
Die Füchſe haben Gruben; Die Vögel des
Himmels Neſter; Aber der Sohn des Menſchen
hat nicht, da Er ſein Haupt hinlege. Ihr wiſ-
ſet, ſagt die Parallelſtelle, die Gnade unſers Herrn
Jeſu Chriſti, daß Er um euertwillen arm wor-
den iſt, da Er reich war, damit ihr durch Seine
Armuth reich würdet.
Matth.
VIII. 20
2. Cor.
VIII. 9
So
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 89[109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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