auf, und verwirret die Gewissen nicht. (Beredet niemand wider sein Gewissen, wider seine Ueberzeugung zu handeln; Etwas zu thun, von dessen Rechtmäßig- keit er nicht vollkommen überzeugt ist) Einer glau- bet, er möge und dürfe allerley essen. Welcher aber schwach ist, der isset Kraut. Welcher isset (alles mit Freyheit und Ruhe geniessen darf) der ver- achte den nicht, der da nicht isset; Und welcher nicht isset, (sich eine Gewissenssache daraus macht, sich gewisser Speisen zu enthalten) der richte den nicht (beurtheile den nicht scharf und lieblos) der da isset; Denn Gott hat ihn aufgenommen (Er gehört zu Gottes Familie. Gott hat ungleiche Kinder, die Ihm dennoch alle lieb sind) Wer bist du, der du einen fremden Knecht richtest? Er stehet oder fället sei- nem eignen Herrn. Er kann aber wohl aufge- richtet werden; Denn Gott ist mächtig ihn auf- zurichten. Einer hält einen Tag vor den andern (den einen heiliger, Gottgeweihter als den andern) der andere aber hält alle Tage gleich. Ein jeglicher sey in seiner Meynung gewiß (handle immer seiner wirklichen Ueberzeugung gemäß) Welcher auf den Tag achtet, der achtet's dem Herrn. (Er denkt, den Herrn dadurch zu ehren, und dem Willen des Herrn gemässer zu handeln) und welcher nicht auf den Tag achtet, der thut's auch dem Herrn (Er denkt, es sey dem Herrn so lieber. Der Herr hab' ihm diesen freyen Sinn geschenkt --) Welcher isset, der isset dem Herrn, denn er danket Gott. Welcher nicht is-
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Matthäus XVII.
auf, und verwirret die Gewiſſen nicht. (Beredet niemand wider ſein Gewiſſen, wider ſeine Ueberzeugung zu handeln; Etwas zu thun, von deſſen Rechtmäßig- keit er nicht vollkommen überzeugt iſt) Einer glau- bet, er möge und dürfe allerley eſſen. Welcher aber ſchwach iſt, der iſſet Kraut. Welcher iſſet (alles mit Freyheit und Ruhe genieſſen darf) der ver- achte den nicht, der da nicht iſſet; Und welcher nicht iſſet, (ſich eine Gewiſſensſache daraus macht, ſich gewiſſer Speiſen zu enthalten) der richte den nicht (beurtheile den nicht ſcharf und lieblos) der da iſſet; Denn Gott hat ihn aufgenommen (Er gehört zu Gottes Familie. Gott hat ungleiche Kinder, die Ihm dennoch alle lieb ſind) Wer biſt du, der du einen fremden Knecht richteſt? Er ſtehet oder fället ſei- nem eignen Herrn. Er kann aber wohl aufge- richtet werden; Denn Gott iſt mächtig ihn auf- zurichten. Einer hält einen Tag vor den andern (den einen heiliger, Gottgeweihter als den andern) der andere aber hält alle Tage gleich. Ein jeglicher ſey in ſeiner Meynung gewiß (handle immer ſeiner wirklichen Ueberzeugung gemäß) Welcher auf den Tag achtet, der achtet’s dem Herrn. (Er denkt, den Herrn dadurch zu ehren, und dem Willen des Herrn gemäſſer zu handeln) und welcher nicht auf den Tag achtet, der thut’s auch dem Herrn (Er denkt, es ſey dem Herrn ſo lieber. Der Herr hab’ ihm dieſen freyen Sinn geſchenkt —) Welcher iſſet, der iſſet dem Herrn, denn er danket Gott. Welcher nicht iſ-
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[248[268]/0276]
Matthäus XVII.
auf, und verwirret die Gewiſſen nicht. (Beredet
niemand wider ſein Gewiſſen, wider ſeine Ueberzeugung
zu handeln; Etwas zu thun, von deſſen Rechtmäßig-
keit er nicht vollkommen überzeugt iſt) Einer glau-
bet, er möge und dürfe allerley eſſen. Welcher
aber ſchwach iſt, der iſſet Kraut. Welcher iſſet
(alles mit Freyheit und Ruhe genieſſen darf) der ver-
achte den nicht, der da nicht iſſet; Und welcher
nicht iſſet, (ſich eine Gewiſſensſache daraus macht,
ſich gewiſſer Speiſen zu enthalten) der richte den nicht
(beurtheile den nicht ſcharf und lieblos) der da iſſet;
Denn Gott hat ihn aufgenommen (Er gehört zu
Gottes Familie. Gott hat ungleiche Kinder, die Ihm
dennoch alle lieb ſind) Wer biſt du, der du einen
fremden Knecht richteſt? Er ſtehet oder fället ſei-
nem eignen Herrn. Er kann aber wohl aufge-
richtet werden; Denn Gott iſt mächtig ihn auf-
zurichten. Einer hält einen Tag vor den andern
(den einen heiliger, Gottgeweihter als den andern) der
andere aber hält alle Tage gleich. Ein jeglicher
ſey in ſeiner Meynung gewiß (handle immer ſeiner
wirklichen Ueberzeugung gemäß) Welcher auf den
Tag achtet, der achtet’s dem Herrn. (Er denkt,
den Herrn dadurch zu ehren, und dem Willen des Herrn
gemäſſer zu handeln) und welcher nicht auf den Tag
achtet, der thut’s auch dem Herrn (Er denkt, es
ſey dem Herrn ſo lieber. Der Herr hab’ ihm dieſen freyen
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 248[268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/276>, abgerufen am 27.11.2024.
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