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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XVII.
jeder Gelegenheit, bey aller Armuth und Dürftigkeit,
als den Herrn der Natur zeigen. Und, was Er da-
mahls wußte, sollte Er itzt nicht mehr wissen? Was
Er damahls konnte; Sollte Er es itzt nicht mehr kön-
nen? --

Besonders ist auch das merkwürdig, daß Er dem
Fischer Petrus ein Wunder an einem Fische verrich-
tet. Dieß scheint die Absicht des Herrn mit dabey ge-
wesen zu seyn, etwas zu thun, was dem Fischer beson-
ders auffallend und unvergeßlich seyn mußte. Beym
Anfange seines Berufs, und nachher nach der Auferste-
hung geschah' ein Wunder an Fischen -- oder, wenn
das Wort Wunder anstößig ist -- Etwas, was dem
Fischer Petrus und Johannes so merkwürdig, für
Christi übermenschlichkeit so entscheidend war, wie ir-
gend eine andere That Jesu, die sie Wunder zu nennen
pflegten. So bequemte sich Jesus in seiner göttlichen
Wirksamkeit nach eines jeden Charakter. So war auch
Er, noch mehr wie Paulus allen alles, damit Er
zur Seeligkeit -- oder zur Erkenntniß Gottes in
Ihm
leitete, was seine Leitung annehmen wollte.

Matthäus XVIII.
139.
Der erhabenste Bürger des göttlichen
Reiches.

Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zu
Matth.
XVIII. 1-4.
Jesu und sprachen: Wer ist doch der Grösseste

im

Matthäus XVII.
jeder Gelegenheit, bey aller Armuth und Dürftigkeit,
als den Herrn der Natur zeigen. Und, was Er da-
mahls wußte, ſollte Er itzt nicht mehr wiſſen? Was
Er damahls konnte; Sollte Er es itzt nicht mehr kön-
nen? —

Beſonders iſt auch das merkwürdig, daß Er dem
Fiſcher Petrus ein Wunder an einem Fiſche verrich-
tet. Dieß ſcheint die Abſicht des Herrn mit dabey ge-
weſen zu ſeyn, etwas zu thun, was dem Fiſcher beſon-
ders auffallend und unvergeßlich ſeyn mußte. Beym
Anfange ſeines Berufs, und nachher nach der Auferſte-
hung geſchah’ ein Wunder an Fiſchen — oder, wenn
das Wort Wunder anſtößig iſt — Etwas, was dem
Fiſcher Petrus und Johannes ſo merkwürdig, für
Chriſti übermenſchlichkeit ſo entſcheidend war, wie ir-
gend eine andere That Jeſu, die ſie Wunder zu nennen
pflegten. So bequemte ſich Jeſus in ſeiner göttlichen
Wirkſamkeit nach eines jeden Charakter. So war auch
Er, noch mehr wie Paulus allen alles, damit Er
zur Seeligkeit — oder zur Erkenntniß Gottes in
Ihm
leitete, was ſeine Leitung annehmen wollte.

Matthäus XVIII.
139.
Der erhabenſte Bürger des göttlichen
Reiches.

Zu derſelbigen Stunde traten die Jünger zu
Matth.
XVIII. 1-4.
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[256[276]/0284] Matthäus XVII. jeder Gelegenheit, bey aller Armuth und Dürftigkeit, als den Herrn der Natur zeigen. Und, was Er da- mahls wußte, ſollte Er itzt nicht mehr wiſſen? Was Er damahls konnte; Sollte Er es itzt nicht mehr kön- nen? — Beſonders iſt auch das merkwürdig, daß Er dem Fiſcher Petrus ein Wunder an einem Fiſche verrich- tet. Dieß ſcheint die Abſicht des Herrn mit dabey ge- weſen zu ſeyn, etwas zu thun, was dem Fiſcher beſon- ders auffallend und unvergeßlich ſeyn mußte. Beym Anfange ſeines Berufs, und nachher nach der Auferſte- hung geſchah’ ein Wunder an Fiſchen — oder, wenn das Wort Wunder anſtößig iſt — Etwas, was dem Fiſcher Petrus und Johannes ſo merkwürdig, für Chriſti übermenſchlichkeit ſo entſcheidend war, wie ir- gend eine andere That Jeſu, die ſie Wunder zu nennen pflegten. So bequemte ſich Jeſus in ſeiner göttlichen Wirkſamkeit nach eines jeden Charakter. So war auch Er, noch mehr wie Paulus allen alles, damit Er zur Seeligkeit — oder zur Erkenntniß Gottes in Ihm leitete, was ſeine Leitung annehmen wollte. Matthäus XVIII. 139. Der erhabenſte Bürger des göttlichen Reiches. Zu derſelbigen Stunde traten die Jünger zu Jeſu und ſprachen: Wer iſt doch der Gröſſeſte im Matth. XVIII. 1-4.

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 256[276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/284>, abgerufen am 26.11.2024.