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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Zinsgroschen. Aergerniß.

Und nun zum Beschlusse dieses Punkts noch eine1. Cor. IX.
19-22.

Stelle: Wiewohl ich frey bin von Jedermann;
Habe ich mich doch selbst Jedermann zum Knech-
te gemacht; Auf daß ich ihrer viel gewinne. De-
nen, die unter dem Gesetze sind, bin ich wor-
den als wär' ich unter dem Gesetze, auf daß ich
die, so unter dem Gesetze sind, gewinne. De-
nen, die ohne Gesetze sind, bin ich als ohne Ge-
setz worden. (So ich doch nicht ohne Gesetz
bin vor Gott, sondern dem Gesetz Christi un-
terworfen bin) auf daß ich die, so ohne Gesetz
sind, gewinne; Den Schwachen bin ich ein
Schwacher worden, auf daß ich die Schwa-
chen gewinne; Ich bin allen alles worden, auf
daß ich allerdings etliche seelig mache.

Welch eine schöne apostolische Auslegung über den
schönen evangelischen Text: Damit wir sie nicht
ärgern.

Und nun noch ein Wort über die Art und Weise,
wie sich Jesus bey seiner Armuth aus der Verlegenheit
half. Geh hin an's Meer, und wirf den Angel
aus, und den ersten Fisch, der herauffährt, den
nimm; Und so du seinen Mund aufthun wirst,
so wirst du einen Pfenning finden -- denselben
nimm und gieb ihn für Mich und dich.
-- Er
wußte nicht nur, was in dem Menschen, sondern auch,
was in dem Meere war. Alles war Ihm offen und
Alles war Ihm unterthan. Nicht ein Pfenning, von
einem Fische aufgefangen, entgeht seinem Blicke. Er
sahe, was Er sehen wollte. Er wollte sich durchaus bey

jeder
Zinsgroſchen. Aergerniß.

Und nun zum Beſchluſſe dieſes Punkts noch eine1. Cor. IX.
19-22.

Stelle: Wiewohl ich frey bin von Jedermann;
Habe ich mich doch ſelbſt Jedermann zum Knech-
te gemacht; Auf daß ich ihrer viel gewinne. De-
nen, die unter dem Geſetze ſind, bin ich wor-
den als wär’ ich unter dem Geſetze, auf daß ich
die, ſo unter dem Geſetze ſind, gewinne. De-
nen, die ohne Geſetze ſind, bin ich als ohne Ge-
ſetz worden. (So ich doch nicht ohne Geſetz
bin vor Gott, ſondern dem Geſetz Chriſti un-
terworfen bin) auf daß ich die, ſo ohne Geſetz
ſind, gewinne; Den Schwachen bin ich ein
Schwacher worden, auf daß ich die Schwa-
chen gewinne; Ich bin allen alles worden, auf
daß ich allerdings etliche ſeelig mache.

Welch eine ſchöne apoſtoliſche Auslegung über den
ſchönen evangeliſchen Text: Damit wir ſie nicht
ärgern.

Und nun noch ein Wort über die Art und Weiſe,
wie ſich Jeſus bey ſeiner Armuth aus der Verlegenheit
half. Geh hin an’s Meer, und wirf den Angel
aus, und den erſten Fiſch, der herauffährt, den
nimm; Und ſo du ſeinen Mund aufthun wirſt,
ſo wirſt du einen Pfenning finden — denſelben
nimm und gieb ihn für Mich und dich.
— Er
wußte nicht nur, was in dem Menſchen, ſondern auch,
was in dem Meere war. Alles war Ihm offen und
Alles war Ihm unterthan. Nicht ein Pfenning, von
einem Fiſche aufgefangen, entgeht ſeinem Blicke. Er
ſahe, was Er ſehen wollte. Er wollte ſich durchaus bey

jeder
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[255[275]/0283] Zinsgroſchen. Aergerniß. Und nun zum Beſchluſſe dieſes Punkts noch eine Stelle: Wiewohl ich frey bin von Jedermann; Habe ich mich doch ſelbſt Jedermann zum Knech- te gemacht; Auf daß ich ihrer viel gewinne. De- nen, die unter dem Geſetze ſind, bin ich wor- den als wär’ ich unter dem Geſetze, auf daß ich die, ſo unter dem Geſetze ſind, gewinne. De- nen, die ohne Geſetze ſind, bin ich als ohne Ge- ſetz worden. (So ich doch nicht ohne Geſetz bin vor Gott, ſondern dem Geſetz Chriſti un- terworfen bin) auf daß ich die, ſo ohne Geſetz ſind, gewinne; Den Schwachen bin ich ein Schwacher worden, auf daß ich die Schwa- chen gewinne; Ich bin allen alles worden, auf daß ich allerdings etliche ſeelig mache. 1. Cor. IX. 19-22. Welch eine ſchöne apoſtoliſche Auslegung über den ſchönen evangeliſchen Text: Damit wir ſie nicht ärgern. Und nun noch ein Wort über die Art und Weiſe, wie ſich Jeſus bey ſeiner Armuth aus der Verlegenheit half. Geh hin an’s Meer, und wirf den Angel aus, und den erſten Fiſch, der herauffährt, den nimm; Und ſo du ſeinen Mund aufthun wirſt, ſo wirſt du einen Pfenning finden — denſelben nimm und gieb ihn für Mich und dich. — Er wußte nicht nur, was in dem Menſchen, ſondern auch, was in dem Meere war. Alles war Ihm offen und Alles war Ihm unterthan. Nicht ein Pfenning, von einem Fiſche aufgefangen, entgeht ſeinem Blicke. Er ſahe, was Er ſehen wollte. Er wollte ſich durchaus bey jeder

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 255[275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/283>, abgerufen am 26.11.2024.