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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XIX.
-- So sehr erhob Er, was klein schien, über das, was
sich groß dünkte. Er erklärte den unschuldigen, demü-
thigen, einfältigen, truglosen, liebevollen Kindersinn
für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht'
im göttlichen Reiche. Er herzete, umfassete, küßte so
viele Kleinen, so viel Ihm von frommen Müttern, die
in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten,
angeboten wurden. Er seegnete sie alle von Herzen;
Und wen Er seegnete, der blieb geseegnet. Gott ließ
keines seiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm
lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war
längst im Himmel gut geheissen. Sein Handauflegen
war keine läre Ceremonie. Alle seine Worte und Ge-
bährden waren Geist und Leben, Kraft und Wahr-
heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her-
zen. Aeltern, die ihr dieses leset, rufet eure Klei-
nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der sanftesten Liebe
-- so, daß sie etwas von der Liebe und Freundlichkeit
des Herrn in euerm Angesichte lesen können. "Jesus
&q;hat die Kinder, die guten, sanften, demüthigen, folg-
&q;samen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder
&q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm
&q;zuführen -- euch mit Ihm bekannt machen. Ihr seyd
&q;theuer in seinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu
&q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:" Wenn Er da
&q;stünde, was thät' ich? Wovon spräch ich am liebsten?
&q;Dürft' ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er-
&q;munterung und des Beyfalls von Ihm versprechen?
&q;Würd' Er wohl auch mich herzen und seegnen!" --

Und

Matthäus XIX.
— So ſehr erhob Er, was klein ſchien, über das, was
ſich groß dünkte. Er erklärte den unſchuldigen, demü-
thigen, einfältigen, trugloſen, liebevollen Kinderſinn
für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht’
im göttlichen Reiche. Er herzete, umfaſſete, küßte ſo
viele Kleinen, ſo viel Ihm von frommen Müttern, die
in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten,
angeboten wurden. Er ſeegnete ſie alle von Herzen;
Und wen Er ſeegnete, der blieb geſeegnet. Gott ließ
keines ſeiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm
lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war
längſt im Himmel gut geheiſſen. Sein Handauflegen
war keine läre Ceremonie. Alle ſeine Worte und Ge-
bährden waren Geiſt und Leben, Kraft und Wahr-
heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her-
zen. Aeltern, die ihr dieſes leſet, rufet eure Klei-
nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der ſanfteſten Liebe
— ſo, daß ſie etwas von der Liebe und Freundlichkeit
des Herrn in euerm Angeſichte leſen können. „Jeſus
&q;hat die Kinder, die guten, ſanften, demüthigen, folg-
&q;ſamen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder
&q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm
&q;zuführen — euch mit Ihm bekannt machen. Ihr ſeyd
&q;theuer in ſeinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu
&q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:„ Wenn Er da
&q;ſtünde, was thät’ ich? Wovon ſpräch ich am liebſten?
&q;Dürft’ ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er-
&q;munterung und des Beyfalls von Ihm verſprechen?
&q;Würd’ Er wohl auch mich herzen und ſeegnen!„ —

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[278[298]/0306] Matthäus XIX. — So ſehr erhob Er, was klein ſchien, über das, was ſich groß dünkte. Er erklärte den unſchuldigen, demü- thigen, einfältigen, trugloſen, liebevollen Kinderſinn für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht’ im göttlichen Reiche. Er herzete, umfaſſete, küßte ſo viele Kleinen, ſo viel Ihm von frommen Müttern, die in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten, angeboten wurden. Er ſeegnete ſie alle von Herzen; Und wen Er ſeegnete, der blieb geſeegnet. Gott ließ keines ſeiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war längſt im Himmel gut geheiſſen. Sein Handauflegen war keine läre Ceremonie. Alle ſeine Worte und Ge- bährden waren Geiſt und Leben, Kraft und Wahr- heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her- zen. Aeltern, die ihr dieſes leſet, rufet eure Klei- nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der ſanfteſten Liebe — ſo, daß ſie etwas von der Liebe und Freundlichkeit des Herrn in euerm Angeſichte leſen können. „Jeſus &q;hat die Kinder, die guten, ſanften, demüthigen, folg- &q;ſamen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder &q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm &q;zuführen — euch mit Ihm bekannt machen. Ihr ſeyd &q;theuer in ſeinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu &q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:„ Wenn Er da &q;ſtünde, was thät’ ich? Wovon ſpräch ich am liebſten? &q;Dürft’ ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er- &q;munterung und des Beyfalls von Ihm verſprechen? &q;Würd’ Er wohl auch mich herzen und ſeegnen!„ — Und

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 278[298]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/306>, abgerufen am 28.07.2024.