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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXI.
gesagt ist durch den Propheten, der da spricht:
Saget der Tochter Zion: Siehe! Dein König
kommt zu dir sanftmüthig, und reitet auf einem
Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.
Die Jünger giengen hin und thaten, wie ihnen
Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin
und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf,
und satzten Ihn darauf. Aber viel Volks brei-
tete die Kleider auf den Weg; Die andern hie-
ben Zweige von den Bäumen, und streueten sie
auf den Weg. Das Volk aber, das vorgieng
und nachfolgete, schrie und sprach: Hosianna,
dem Sohne Davids! Gelobet sey der da kommt
im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Und da Er zu Jerusalem einzog, erregete sich
die ganze Stadt, und sprach: Wer ist der? Das
Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Pro-
phet von Nazareth aus Galiläa.

1. Einmahl mußte sich Jesus für den erklären,
der Er wirklich war. Wie konnte Er es auf eine stil-
lere -- und öffentlichere Weise thun, als auf diese
Weise. Er sprach nichts -- aber Er ließ andere spre-
chen, und ließ es geschehen, daß sie Ihn als König Israels
ausriefen, und Ihm königliche Ehre erzeigten. Ein-
mahl mußte Er doch in der Hauptstadt von Judäa als
König einziehen. Aber wie bescheiden! Demüthig, ärm-
lich! Wie unköniglich -- und doch wie überköniglich!
Was könnte prachtloser und einfacher -- und doch, was
herrlicher und feyerlicher, was ehrenvoller seyn, als sein

Ein-

Matthäus XXI.
geſagt iſt durch den Propheten, der da ſpricht:
Saget der Tochter Zion: Siehe! Dein König
kommt zu dir ſanftmüthig, und reitet auf einem
Eſel, und auf einem Füllen der laſtbaren Eſelin.
Die Jünger giengen hin und thaten, wie ihnen
Jeſus befohlen hatte, und brachten die Eſelin
und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf,
und ſatzten Ihn darauf. Aber viel Volks brei-
tete die Kleider auf den Weg; Die andern hie-
ben Zweige von den Bäumen, und ſtreueten ſie
auf den Weg. Das Volk aber, das vorgieng
und nachfolgete, ſchrie und ſprach: Hoſianna,
dem Sohne Davids! Gelobet ſey der da kommt
im Namen des Herrn! Hoſianna in der Höhe!
Und da Er zu Jeruſalem einzog, erregete ſich
die ganze Stadt, und ſprach: Wer iſt der? Das
Volk aber ſprach: Das iſt der Jeſus, der Pro-
phet von Nazareth aus Galiläa.

1. Einmahl mußte ſich Jeſus für den erklären,
der Er wirklich war. Wie konnte Er es auf eine ſtil-
lere — und öffentlichere Weiſe thun, als auf dieſe
Weiſe. Er ſprach nichts — aber Er ließ andere ſpre-
chen, und ließ es geſchehen, daß ſie Ihn als König Iſraels
ausriefen, und Ihm königliche Ehre erzeigten. Ein-
mahl mußte Er doch in der Hauptſtadt von Judäa als
König einziehen. Aber wie beſcheiden! Demüthig, ärm-
lich! Wie unköniglich — und doch wie überköniglich!
Was könnte prachtloſer und einfacher — und doch, was
herrlicher und feyerlicher, was ehrenvoller ſeyn, als ſein

Ein-
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[300[320]/0328] Matthäus XXI. geſagt iſt durch den Propheten, der da ſpricht: Saget der Tochter Zion: Siehe! Dein König kommt zu dir ſanftmüthig, und reitet auf einem Eſel, und auf einem Füllen der laſtbaren Eſelin. Die Jünger giengen hin und thaten, wie ihnen Jeſus befohlen hatte, und brachten die Eſelin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf, und ſatzten Ihn darauf. Aber viel Volks brei- tete die Kleider auf den Weg; Die andern hie- ben Zweige von den Bäumen, und ſtreueten ſie auf den Weg. Das Volk aber, das vorgieng und nachfolgete, ſchrie und ſprach: Hoſianna, dem Sohne Davids! Gelobet ſey der da kommt im Namen des Herrn! Hoſianna in der Höhe! Und da Er zu Jeruſalem einzog, erregete ſich die ganze Stadt, und ſprach: Wer iſt der? Das Volk aber ſprach: Das iſt der Jeſus, der Pro- phet von Nazareth aus Galiläa. 1. Einmahl mußte ſich Jeſus für den erklären, der Er wirklich war. Wie konnte Er es auf eine ſtil- lere — und öffentlichere Weiſe thun, als auf dieſe Weiſe. Er ſprach nichts — aber Er ließ andere ſpre- chen, und ließ es geſchehen, daß ſie Ihn als König Iſraels ausriefen, und Ihm königliche Ehre erzeigten. Ein- mahl mußte Er doch in der Hauptſtadt von Judäa als König einziehen. Aber wie beſcheiden! Demüthig, ärm- lich! Wie unköniglich — und doch wie überköniglich! Was könnte prachtloſer und einfacher — und doch, was herrlicher und feyerlicher, was ehrenvoller ſeyn, als ſein Ein-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 300[320]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/328>, abgerufen am 24.11.2024.