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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXI.
stet und sprachen zu Ihm: Hörest du was diese
sagen? Jesus aber sprach zu ihnen: Ja! Habet
ihr noch nicht gelesen: Aus dem Munde der Un-
mündigen und Säuglinge hast du ein Lob zuge-

Marc. XI.
18. 19.
richtet? Und sie, sagt Markus, suchten, wie sie
Ihn umbrächten, denn sie furchten Ihn, weil
sich alles Volk ab seiner Lehre entsatzte, und
Er verließ sie, und gieng hinaus gen Bethanien,
und herbergte daselbst
-- und seine Jünger, thut
Joh. II. 17.Johannes hinzu, wurden eingedenk, daß geschrie-
ben ist, der Eifer deines Hauses hat mich gefressen.

Abermahl eine Geschichte die von allen vier Evan-
gelisten erzählt wird -- und die in mancher Absicht merk-
würdig ist.

1. Diese Handlung war Seiner so würdig, wie
möglich. Er handelte als Meßias. Der Gesandte
sucht die Ehre dessen der Ihn gesandt hat. Ihm ist al-
les, was seines Vaters ist, heilig. Der Tempel zu
Jerusalem ist Ihm was der Pallast in einer Königsstadt
-- Noch mehr -- Schattenbild der Wohnung und des
Thrones Gottes in dem himmlischen Jerusalem. Er
hatte Recht und Pflicht, innerlichen und äusserlichen Be-
ruf, zu thun was Er that. Daß Er's thun konnte,
war der Beweiß, daß Er es thun sollte. Das Kön-
nen
war das Creditif (der Beglaubigungsbrief) daß
Er's nicht aus sich selber that.

2. Symbolisch und sinnbildlich ist auch diese Hand-
lung -- und welche von seinen Handlungen ist es nicht?
-- Er reinigt den Tempel, die Wohnung Gottes, die

Kirche,

Matthäus XXI.
ſtet und ſprachen zu Ihm: Höreſt du was dieſe
ſagen? Jeſus aber ſprach zu ihnen: Ja! Habet
ihr noch nicht geleſen: Aus dem Munde der Un-
mündigen und Säuglinge haſt du ein Lob zuge-

Marc. XI.
18. 19.
richtet? Und ſie, ſagt Markus, ſuchten, wie ſie
Ihn umbrächten, denn ſie furchten Ihn, weil
ſich alles Volk ab ſeiner Lehre entſatzte, und
Er verließ ſie, und gieng hinaus gen Bethanien,
und herbergte daſelbſt
— und ſeine Jünger, thut
Joh. II. 17.Johannes hinzu, wurden eingedenk, daß geſchrie-
ben iſt, der Eifer deines Hauſes hat mich gefreſſen.

Abermahl eine Geſchichte die von allen vier Evan-
geliſten erzählt wird — und die in mancher Abſicht merk-
würdig iſt.

1. Dieſe Handlung war Seiner ſo würdig, wie
möglich. Er handelte als Meßias. Der Geſandte
ſucht die Ehre deſſen der Ihn geſandt hat. Ihm iſt al-
les, was ſeines Vaters iſt, heilig. Der Tempel zu
Jeruſalem iſt Ihm was der Pallaſt in einer Königsſtadt
— Noch mehr — Schattenbild der Wohnung und des
Thrones Gottes in dem himmliſchen Jeruſalem. Er
hatte Recht und Pflicht, innerlichen und äuſſerlichen Be-
ruf, zu thun was Er that. Daß Er’s thun konnte,
war der Beweiß, daß Er es thun ſollte. Das Kön-
nen
war das Creditif (der Beglaubigungsbrief) daß
Er’s nicht aus ſich ſelber that.

2. Symboliſch und ſinnbildlich iſt auch dieſe Hand-
lung — und welche von ſeinen Handlungen iſt es nicht?
— Er reinigt den Tempel, die Wohnung Gottes, die

Kirche,
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[306[326]/0334] Matthäus XXI. ſtet und ſprachen zu Ihm: Höreſt du was dieſe ſagen? Jeſus aber ſprach zu ihnen: Ja! Habet ihr noch nicht geleſen: Aus dem Munde der Un- mündigen und Säuglinge haſt du ein Lob zuge- richtet? Und ſie, ſagt Markus, ſuchten, wie ſie Ihn umbrächten, denn ſie furchten Ihn, weil ſich alles Volk ab ſeiner Lehre entſatzte, und Er verließ ſie, und gieng hinaus gen Bethanien, und herbergte daſelbſt — und ſeine Jünger, thut Johannes hinzu, wurden eingedenk, daß geſchrie- ben iſt, der Eifer deines Hauſes hat mich gefreſſen. Marc. XI. 18. 19. Joh. II. 17. Abermahl eine Geſchichte die von allen vier Evan- geliſten erzählt wird — und die in mancher Abſicht merk- würdig iſt. 1. Dieſe Handlung war Seiner ſo würdig, wie möglich. Er handelte als Meßias. Der Geſandte ſucht die Ehre deſſen der Ihn geſandt hat. Ihm iſt al- les, was ſeines Vaters iſt, heilig. Der Tempel zu Jeruſalem iſt Ihm was der Pallaſt in einer Königsſtadt — Noch mehr — Schattenbild der Wohnung und des Thrones Gottes in dem himmliſchen Jeruſalem. Er hatte Recht und Pflicht, innerlichen und äuſſerlichen Be- ruf, zu thun was Er that. Daß Er’s thun konnte, war der Beweiß, daß Er es thun ſollte. Das Kön- nen war das Creditif (der Beglaubigungsbrief) daß Er’s nicht aus ſich ſelber that. 2. Symboliſch und ſinnbildlich iſt auch dieſe Hand- lung — und welche von ſeinen Handlungen iſt es nicht? — Er reinigt den Tempel, die Wohnung Gottes, die Kirche,

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 306[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/334>, abgerufen am 24.11.2024.