bens an -- so wird sich ohne anders wieder ein ganzes Heer (profaner muthwilliger) Spötter über uns her- machen, und uns als wundersüchtige Schwärmer dem Hohngelächter ununtersuchender Köpfe oder schwachmü- thiger Mitchristen Preis geben. -- Und Eines von bey- den, oder beyde zusammen müssen doch wahr seyn und gelten! -- Oder um alles Gewissens willen, redliche Schriftverehrer, Schriftausleger, Prediger über diese Stelle -- was könnet ihr dabey und darüber anders sagen, das näher liege, das natürlicher und unmittelba- rer daraus herfliesse -- als diese beyde so grossen, so praktischen, das heißt, für unsere Bedürfnisse so wich- tige Lehren 1) Fruchtlosigkeit und Verderben sind unzertrennlich. 2) Zweifelloser Glaube bezwingt die Natur. Entweder steht diese Geschichte ohne alle Absicht da, oder die Absicht des Verfassers ist, uns diese zwo von Christus gelernten Lehren wichtig zu machen. Beyde sind gleich auffallend, gleich unwidersprechlich.
Laßt uns, sie verdienen es beyde, bey jeder dersel- ben einige Augenblicke verweilen. Fruchtlosigkeit und Verderben sind unzertrennlich. Es ist ein oben schon angeführter Lieblingsgedanke unsers Herrn und sei- nes Vorläufers, des Johannes; Ein jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird ausgehauen und ins Feuer geworfen. Verderben steht dem unthä- tigen, unfruchtbaren Christen bevor. Ein jedes SchoßJoh. XV. in Mir, sagt Christus, das nicht Frucht trägt, das nimmt der Vater hinweg. Wenn jemand nicht in Mir bleibet, der wird wie das Rebschoß
hmaus-
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Glaubenskraft. Feigenbaum.
bens an — ſo wird ſich ohne anders wieder ein ganzes Heer (profaner muthwilliger) Spötter über uns her- machen, und uns als wunderſüchtige Schwärmer dem Hohngelächter ununterſuchender Köpfe oder ſchwachmü- thiger Mitchriſten Preis geben. — Und Eines von bey- den, oder beyde zuſammen müſſen doch wahr ſeyn und gelten! — Oder um alles Gewiſſens willen, redliche Schriftverehrer, Schriftausleger, Prediger über dieſe Stelle — was könnet ihr dabey und darüber anders ſagen, das näher liege, das natürlicher und unmittelba- rer daraus herflieſſe — als dieſe beyde ſo groſſen, ſo praktiſchen, das heißt, für unſere Bedürfniſſe ſo wich- tige Lehren 1) Fruchtloſigkeit und Verderben ſind unzertrennlich. 2) Zweifelloſer Glaube bezwingt die Natur. Entweder ſteht dieſe Geſchichte ohne alle Abſicht da, oder die Abſicht des Verfaſſers iſt, uns dieſe zwo von Chriſtus gelernten Lehren wichtig zu machen. Beyde ſind gleich auffallend, gleich unwiderſprechlich.
Laßt uns, ſie verdienen es beyde, bey jeder derſel- ben einige Augenblicke verweilen. Fruchtloſigkeit und Verderben ſind unzertrennlich. Es iſt ein oben ſchon angeführter Lieblingsgedanke unſers Herrn und ſei- nes Vorläufers, des Johannes; Ein jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird ausgehauen und ins Feuer geworfen. Verderben ſteht dem unthä- tigen, unfruchtbaren Chriſten bevor. Ein jedes SchoßJoh. XV. in Mir, ſagt Chriſtus, das nicht Frucht trägt, das nimmt der Vater hinweg. Wenn jemand nicht in Mir bleibet, der wird wie das Rebſchoß
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[313[333]/0341]
Glaubenskraft. Feigenbaum.
bens an — ſo wird ſich ohne anders wieder ein ganzes
Heer (profaner muthwilliger) Spötter über uns her-
machen, und uns als wunderſüchtige Schwärmer dem
Hohngelächter ununterſuchender Köpfe oder ſchwachmü-
thiger Mitchriſten Preis geben. — Und Eines von bey-
den, oder beyde zuſammen müſſen doch wahr ſeyn und
gelten! — Oder um alles Gewiſſens willen, redliche
Schriftverehrer, Schriftausleger, Prediger über dieſe
Stelle — was könnet ihr dabey und darüber anders
ſagen, das näher liege, das natürlicher und unmittelba-
rer daraus herflieſſe — als dieſe beyde ſo groſſen, ſo
praktiſchen, das heißt, für unſere Bedürfniſſe ſo wich-
tige Lehren 1) Fruchtloſigkeit und Verderben ſind
unzertrennlich. 2) Zweifelloſer Glaube bezwingt
die Natur. Entweder ſteht dieſe Geſchichte ohne alle
Abſicht da, oder die Abſicht des Verfaſſers iſt, uns dieſe
zwo von Chriſtus gelernten Lehren wichtig zu machen.
Beyde ſind gleich auffallend, gleich unwiderſprechlich.
Laßt uns, ſie verdienen es beyde, bey jeder derſel-
ben einige Augenblicke verweilen. Fruchtloſigkeit und
Verderben ſind unzertrennlich. Es iſt ein oben
ſchon angeführter Lieblingsgedanke unſers Herrn und ſei-
nes Vorläufers, des Johannes; Ein jeder Baum,
der nicht gute Früchte bringt, wird ausgehauen
und ins Feuer geworfen. Verderben ſteht dem unthä-
tigen, unfruchtbaren Chriſten bevor. Ein jedes Schoß
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Joh. XV.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 313[333]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/341>, abgerufen am 24.11.2024.
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