ehrt, oder zu ehren wünscht. Der Verstossungen, der Steinigungen, der Verwundungen sind mancherley. Man meynet Wunder, was für Sitten und Toleranz herrschen, daß man nicht mehr ans Creuz heftet -- Man weiß Ihn, und wer's redlich und unzweydeutig mit dem Verworfnen Hocherhabnen hält, und sich nicht scheut seinen Namen zu bekennen, auf andere Weise (zu affischi- ren) oder öffentlich anzuschlagen, und den Sohn Gottes gleichsam von neuen zu kreutzigen, wenigstens weiß ich das Betragen der neuen Religionsbestreiter nicht wahrer zu nennen. Aber! Nicht furchtsam! Liebe Leser! Mitstreiter für die gute Sache! Was von leidenschaftlichen Men- schen verworfen wird, das ist theuer in den Augen des- sen, der da recht richtet. Jeder wird ein Fundament- stein -- Ein Lieblingsstück am Pallaste der Gottheit -- den die Bauleute, die lieber zerstören, als bauen -- als ein verächtliches, ehrloses Wesen behandelt haben. Wer Christum ehret, den wird auch Er ehren.
5. Ich will meinen geliebten Sohn schicken, vielleicht werden sie sich scheuen, wenn sie den- selben sehen! Welche Wahrheit ruhet auf diesem Wor- te? Das heißt: Wer sieht's, wer fühlt es nicht dem ganzen Gleichniß und besonders einem solchen Wort' an, daß es ausgesprochen, von Jesus ausgesprochen wor- den seyn muß -- und wenn dieß ist -- wenn -- Ach! werden wir diesen lieben Gottessohn nicht scheuen? Viel- leicht! Was soll Gott seinem Weingarten weiter thun -- -- Er hat nichts bessers! Er kann nichts bessers hervorbringen, oder erfinden, als das, was Er schon
dem
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Stein von Bauleuten verworfen.
ehrt, oder zu ehren wünſcht. Der Verſtoſſungen, der Steinigungen, der Verwundungen ſind mancherley. Man meynet Wunder, was für Sitten und Toleranz herrſchen, daß man nicht mehr ans Creuz heftet — Man weiß Ihn, und wer’s redlich und unzweydeutig mit dem Verworfnen Hocherhabnen hält, und ſich nicht ſcheut ſeinen Namen zu bekennen, auf andere Weiſe (zu affiſchi- ren) oder öffentlich anzuſchlagen, und den Sohn Gottes gleichſam von neuen zu kreutzigen, wenigſtens weiß ich das Betragen der neuen Religionsbeſtreiter nicht wahrer zu nennen. Aber! Nicht furchtſam! Liebe Leſer! Mitſtreiter für die gute Sache! Was von leidenſchaftlichen Men- ſchen verworfen wird, das iſt theuer in den Augen deſ- ſen, der da recht richtet. Jeder wird ein Fundament- ſtein — Ein Lieblingsſtück am Pallaſte der Gottheit — den die Bauleute, die lieber zerſtören, als bauen — als ein verächtliches, ehrloſes Weſen behandelt haben. Wer Chriſtum ehret, den wird auch Er ehren.
5. Ich will meinen geliebten Sohn ſchicken, vielleicht werden ſie ſich ſcheuen, wenn ſie den- ſelben ſehen! Welche Wahrheit ruhet auf dieſem Wor- te? Das heißt: Wer ſieht’s, wer fühlt es nicht dem ganzen Gleichniß und beſonders einem ſolchen Wort’ an, daß es ausgeſprochen, von Jeſus ausgeſprochen wor- den ſeyn muß — und wenn dieß iſt — wenn — Ach! werden wir dieſen lieben Gottesſohn nicht ſcheuen? Viel- leicht! Was ſoll Gott ſeinem Weingarten weiter thun — — Er hat nichts beſſers! Er kann nichts beſſers hervorbringen, oder erfinden, als das, was Er ſchon
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[327[347]/0355]
Stein von Bauleuten verworfen.
ehrt, oder zu ehren wünſcht. Der Verſtoſſungen, der
Steinigungen, der Verwundungen ſind mancherley.
Man meynet Wunder, was für Sitten und Toleranz
herrſchen, daß man nicht mehr ans Creuz heftet —
Man weiß Ihn, und wer’s redlich und unzweydeutig mit
dem Verworfnen Hocherhabnen hält, und ſich nicht ſcheut
ſeinen Namen zu bekennen, auf andere Weiſe (zu affiſchi-
ren) oder öffentlich anzuſchlagen, und den Sohn Gottes
gleichſam von neuen zu kreutzigen, wenigſtens weiß ich das
Betragen der neuen Religionsbeſtreiter nicht wahrer zu
nennen. Aber! Nicht furchtſam! Liebe Leſer! Mitſtreiter
für die gute Sache! Was von leidenſchaftlichen Men-
ſchen verworfen wird, das iſt theuer in den Augen deſ-
ſen, der da recht richtet. Jeder wird ein Fundament-
ſtein — Ein Lieblingsſtück am Pallaſte der Gottheit —
den die Bauleute, die lieber zerſtören, als bauen — als
ein verächtliches, ehrloſes Weſen behandelt haben. Wer
Chriſtum ehret, den wird auch Er ehren.
5. Ich will meinen geliebten Sohn ſchicken,
vielleicht werden ſie ſich ſcheuen, wenn ſie den-
ſelben ſehen! Welche Wahrheit ruhet auf dieſem Wor-
te? Das heißt: Wer ſieht’s, wer fühlt es nicht dem
ganzen Gleichniß und beſonders einem ſolchen Wort’ an,
daß es ausgeſprochen, von Jeſus ausgeſprochen wor-
den ſeyn muß — und wenn dieß iſt — wenn — Ach!
werden wir dieſen lieben Gottesſohn nicht ſcheuen? Viel-
leicht! Was ſoll Gott ſeinem Weingarten weiter thun
— — Er hat nichts beſſers! Er kann nichts beſſers
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 327[347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/355>, abgerufen am 23.11.2024.
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