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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXII.
dem menschlichen Geschlecht gegeben hat. Jesus ist das
schönste Meisterstück Gottes! Seine Hingebung in den
Tod (das non plus ultra) die unübertreflichste Erfin-
dung der höchsten Weisheit und Liebe.

6. Merkwürdig ist, daß nach unserm Texte die
Schriftgelehrten das Urtheil über sich selbst sprechen --
und die Frage des Herrn: Wenn nun der Herr des
Weingartens kommen wird, was wird Er die-
sen Weingärtnern thun?
-- selbst beantworten: Er
wird die Uebelthäter übel umbringen, und den
Weingarten andern Weingärtnern verleihen, die
Ihm die Früchte zu rechter Zeit geben werden.

So wird einst jeder durch sein eignes Urtheil über andere
gerichtet werden.

Matthäus XXII.
156.
Hochzeitmahl ein Bild des himmlischen
Königreichs.
Matth.
XXII. 1-14.

Und Jesus antwortete und redete abermahl
durch Gleichnisse mit ihnen, und sprach: Das
Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem
Sohne Hochzeit machete. Und Er sandte seine
Knechte aus, daß sie den Gästen zur Hochzeit
ruften: Und sie wollten nicht kommen. Aber-
mahl sandte er andere Knechte aus und sprach:
Saget den Gästen: Siehe! Meine Mahlzeit
habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mast-

vieh

Matthäus XXII.
dem menſchlichen Geſchlecht gegeben hat. Jeſus iſt das
ſchönſte Meiſterſtück Gottes! Seine Hingebung in den
Tod (das non plus ultra) die unübertreflichſte Erfin-
dung der höchſten Weisheit und Liebe.

6. Merkwürdig iſt, daß nach unſerm Texte die
Schriftgelehrten das Urtheil über ſich ſelbſt ſprechen —
und die Frage des Herrn: Wenn nun der Herr des
Weingartens kommen wird, was wird Er die-
ſen Weingärtnern thun?
— ſelbſt beantworten: Er
wird die Uebelthäter übel umbringen, und den
Weingarten andern Weingärtnern verleihen, die
Ihm die Früchte zu rechter Zeit geben werden.

So wird einſt jeder durch ſein eignes Urtheil über andere
gerichtet werden.

Matthäus XXII.
156.
Hochzeitmahl ein Bild des himmliſchen
Königreichs.
Matth.
XXII. 1-14.

Und Jeſus antwortete und redete abermahl
durch Gleichniſſe mit ihnen, und ſprach: Das
Himmelreich iſt gleich einem Könige, der ſeinem
Sohne Hochzeit machete. Und Er ſandte ſeine
Knechte aus, daß ſie den Gäſten zur Hochzeit
ruften: Und ſie wollten nicht kommen. Aber-
mahl ſandte er andere Knechte aus und ſprach:
Saget den Gäſten: Siehe! Meine Mahlzeit
habe ich bereitet, meine Ochſen und mein Maſt-

vieh
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[328[348]/0356] Matthäus XXII. dem menſchlichen Geſchlecht gegeben hat. Jeſus iſt das ſchönſte Meiſterſtück Gottes! Seine Hingebung in den Tod (das non plus ultra) die unübertreflichſte Erfin- dung der höchſten Weisheit und Liebe. 6. Merkwürdig iſt, daß nach unſerm Texte die Schriftgelehrten das Urtheil über ſich ſelbſt ſprechen — und die Frage des Herrn: Wenn nun der Herr des Weingartens kommen wird, was wird Er die- ſen Weingärtnern thun? — ſelbſt beantworten: Er wird die Uebelthäter übel umbringen, und den Weingarten andern Weingärtnern verleihen, die Ihm die Früchte zu rechter Zeit geben werden. So wird einſt jeder durch ſein eignes Urtheil über andere gerichtet werden. Matthäus XXII. 156. Hochzeitmahl ein Bild des himmliſchen Königreichs. Und Jeſus antwortete und redete abermahl durch Gleichniſſe mit ihnen, und ſprach: Das Himmelreich iſt gleich einem Könige, der ſeinem Sohne Hochzeit machete. Und Er ſandte ſeine Knechte aus, daß ſie den Gäſten zur Hochzeit ruften: Und ſie wollten nicht kommen. Aber- mahl ſandte er andere Knechte aus und ſprach: Saget den Gäſten: Siehe! Meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochſen und mein Maſt- vieh

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 328[348]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/356>, abgerufen am 23.11.2024.