Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
vieh ist geschlachtet, und alles bereit; Kom-
met zur Hochzeit. Aber sie verachteten das, und
giengen hin, einer auf seinen Acker, der andere
zu seiner Handthierung. Etliche aber griffen
seine Knechte, höhneten und tödteten sie. Da
das der König hörete, ward er zornig, und schickte
seine Heere aus, und brachte diese Mörder um,
und zündete ihre Stadt an. Da sprach er zu sei-
nen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereitet,
aber die Gäste waren's nicht werth. Darum ge-
het hin auf die Strassen, und ladet zur Hochzeit,
wen ihr findet. Und die Knechte giengen aus
auf die Strassen, und brachten zusammen, wen
sie funden, Böse und Gute; und die Tische wur-
den alle voll. Da gieng der König hinein, die
Gäste zu besehen, und sah' allda einen Menschen,
der hatte kein hochzeitliches Kleid an? Und er
sprach zu ihm: Freund! Wie bist du herein kom-
men, und hast doch kein hochzeitlich Kleid an?
Er aber verstummete. Da sprach der König zu
seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße,
und werfet ihn in die ausserste Finsterniß hinaus,
da wird seyn Heulen und Zähnklappen. Denn
viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

1. Das letzte Wort dieses Textes bezieht sich nicht auf
den einzigen, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und von
der grossen Menge der Gäste ausgeschlossen wurde. Die
Unschicklichkeit dieß auf den zu deuten, ist auffallend.
Sondern dieß Wort bezieht sich auf das, was im An-

fange
X 5

Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
vieh iſt geſchlachtet, und alles bereit; Kom-
met zur Hochzeit. Aber ſie verachteten das, und
giengen hin, einer auf ſeinen Acker, der andere
zu ſeiner Handthierung. Etliche aber griffen
ſeine Knechte, höhneten und tödteten ſie. Da
das der König hörete, ward er zornig, und ſchickte
ſeine Heere aus, und brachte dieſe Mörder um,
und zündete ihre Stadt an. Da ſprach er zu ſei-
nen Knechten: Die Hochzeit iſt zwar bereitet,
aber die Gäſte waren’s nicht werth. Darum ge-
het hin auf die Straſſen, und ladet zur Hochzeit,
wen ihr findet. Und die Knechte giengen aus
auf die Straſſen, und brachten zuſammen, wen
ſie funden, Böſe und Gute; und die Tiſche wur-
den alle voll. Da gieng der König hinein, die
Gäſte zu beſehen, und ſah’ allda einen Menſchen,
der hatte kein hochzeitliches Kleid an? Und er
ſprach zu ihm: Freund! Wie biſt du herein kom-
men, und haſt doch kein hochzeitlich Kleid an?
Er aber verſtummete. Da ſprach der König zu
ſeinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße,
und werfet ihn in die auſſerſte Finſterniß hinaus,
da wird ſeyn Heulen und Zähnklappen. Denn
viele ſind berufen, aber wenige ſind auserwählt.

1. Das letzte Wort dieſes Textes bezieht ſich nicht auf
den einzigen, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und von
der groſſen Menge der Gäſte ausgeſchloſſen wurde. Die
Unſchicklichkeit dieß auf den zu deuten, iſt auffallend.
Sondern dieß Wort bezieht ſich auf das, was im An-

fange
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0357" n="329[349]"/>
              <fw place="top" type="header">Hochzeitmahl. Reich des Meßias.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">vieh i&#x017F;t ge&#x017F;chlachtet, und alles bereit; Kom-<lb/>
met zur Hochzeit. Aber &#x017F;ie verachteten das, und<lb/>
giengen hin, einer auf &#x017F;einen Acker, der andere<lb/>
zu &#x017F;einer Handthierung. Etliche aber griffen<lb/>
&#x017F;eine Knechte, höhneten und tödteten &#x017F;ie. Da<lb/>
das der König hörete, ward er zornig, und &#x017F;chickte<lb/>
&#x017F;eine Heere aus, und brachte die&#x017F;e Mörder um,<lb/>
und zündete ihre Stadt an. Da &#x017F;prach er zu &#x017F;ei-<lb/>
nen Knechten: Die Hochzeit i&#x017F;t zwar bereitet,<lb/>
aber die Gä&#x017F;te waren&#x2019;s nicht werth. Darum ge-<lb/>
het hin auf die Stra&#x017F;&#x017F;en, und ladet zur Hochzeit,<lb/>
wen ihr findet. Und die Knechte giengen aus<lb/>
auf die Stra&#x017F;&#x017F;en, und brachten zu&#x017F;ammen, wen<lb/>
&#x017F;ie funden, Bö&#x017F;e und Gute; und die Ti&#x017F;che wur-<lb/>
den alle voll. Da gieng der König hinein, die<lb/>&#x017F;te zu be&#x017F;ehen, und &#x017F;ah&#x2019; allda einen Men&#x017F;chen,<lb/>
der hatte kein hochzeitliches Kleid an? Und er<lb/>
&#x017F;prach zu ihm: Freund! Wie bi&#x017F;t du herein kom-<lb/>
men, und ha&#x017F;t doch kein hochzeitlich Kleid an?<lb/>
Er aber ver&#x017F;tummete. Da &#x017F;prach der König zu<lb/>
&#x017F;einen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße,<lb/>
und werfet ihn in die au&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Fin&#x017F;terniß hinaus,<lb/>
da wird &#x017F;eyn Heulen und Zähnklappen. Denn<lb/>
viele &#x017F;ind berufen, aber wenige &#x017F;ind auserwählt.</hi> </p><lb/>
            <p>1. Das letzte Wort die&#x017F;es Textes bezieht &#x017F;ich nicht auf<lb/>
den <hi rendition="#fr">einzigen,</hi> der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und von<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Menge der Gä&#x017F;te ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wurde. Die<lb/>
Un&#x017F;chicklichkeit dieß auf den zu deuten, i&#x017F;t auffallend.<lb/>
Sondern dieß Wort bezieht &#x017F;ich auf das, was im An-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fange</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329[349]/0357] Hochzeitmahl. Reich des Meßias. vieh iſt geſchlachtet, und alles bereit; Kom- met zur Hochzeit. Aber ſie verachteten das, und giengen hin, einer auf ſeinen Acker, der andere zu ſeiner Handthierung. Etliche aber griffen ſeine Knechte, höhneten und tödteten ſie. Da das der König hörete, ward er zornig, und ſchickte ſeine Heere aus, und brachte dieſe Mörder um, und zündete ihre Stadt an. Da ſprach er zu ſei- nen Knechten: Die Hochzeit iſt zwar bereitet, aber die Gäſte waren’s nicht werth. Darum ge- het hin auf die Straſſen, und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Und die Knechte giengen aus auf die Straſſen, und brachten zuſammen, wen ſie funden, Böſe und Gute; und die Tiſche wur- den alle voll. Da gieng der König hinein, die Gäſte zu beſehen, und ſah’ allda einen Menſchen, der hatte kein hochzeitliches Kleid an? Und er ſprach zu ihm: Freund! Wie biſt du herein kom- men, und haſt doch kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verſtummete. Da ſprach der König zu ſeinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die auſſerſte Finſterniß hinaus, da wird ſeyn Heulen und Zähnklappen. Denn viele ſind berufen, aber wenige ſind auserwählt. 1. Das letzte Wort dieſes Textes bezieht ſich nicht auf den einzigen, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und von der groſſen Menge der Gäſte ausgeſchloſſen wurde. Die Unſchicklichkeit dieß auf den zu deuten, iſt auffallend. Sondern dieß Wort bezieht ſich auf das, was im An- fange X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/357
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 329[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/357>, abgerufen am 27.07.2024.