und die Guten werden behalten und geehret -- gesön- dert und verworfen das Böse und die Bösen. Nichts Gutes wird verworfen. Nichts Böses wird angenom- men. Nach dem Gleichnisse ist der Zweck zu dem die Unterthanen gesammelt werden sollen -- Genuß von Freude und Ehre im Hause des Königes, an seiner Ta- fel, vor seinem Angesicht. Dazu sollen gesammelt wer- den, die zu solchem Genusse Lust, Sinn, Fähigkeit ha- ben, denen der König und sein Sohn theur und lieb genug dazu ist, daß sie sich gerne einfinden. Klar ist es auch hier, und nur zu unsrer Zeit nöthig, jedesmahl angemerkt zu werden, daß Jesus auch in diesem Gleich- nisse von einem künftigen höchstglückseligen, freyen, Ge- nußreichen Zustande seiner Reichsgenossen redet; Und nicht von dem Zustande der Christen, in den sie sogleich in diesem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge- setzt werden; Denn so glückselig dieser Zustand auch ist, so war er doch immer mit Creuz und Verfolgung verbunden für alle, die in Jesu Christo ganz gott- seelig lebten.
3. Das merkwürdigste, und was vornemlich auch zur Absicht Jesu bey diesem Gleichnisse gehört, ist die Offenbahrung der Huld Gottes -- gegen das jüdische Volk, und gegen die Heiden. Das jüdische Volk wa- ren die längstgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als die Zeit desselben vorhanden war, wie hatten sie sich seit jene frühern Einladungen dieses Freudenmahls ihres Königes so unwürdig gemacht! Und gleichwohl sendet der König seine Bedienten zu diesen Geladenen, sie zur Hoch-
zeit
Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
und die Guten werden behalten und geehret — geſön- dert und verworfen das Böſe und die Böſen. Nichts Gutes wird verworfen. Nichts Böſes wird angenom- men. Nach dem Gleichniſſe iſt der Zweck zu dem die Unterthanen geſammelt werden ſollen — Genuß von Freude und Ehre im Hauſe des Königes, an ſeiner Ta- fel, vor ſeinem Angeſicht. Dazu ſollen geſammelt wer- den, die zu ſolchem Genuſſe Luſt, Sinn, Fähigkeit ha- ben, denen der König und ſein Sohn theur und lieb genug dazu iſt, daß ſie ſich gerne einfinden. Klar iſt es auch hier, und nur zu unſrer Zeit nöthig, jedesmahl angemerkt zu werden, daß Jeſus auch in dieſem Gleich- niſſe von einem künftigen höchſtglückſeligen, freyen, Ge- nußreichen Zuſtande ſeiner Reichsgenoſſen redet; Und nicht von dem Zuſtande der Chriſten, in den ſie ſogleich in dieſem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge- ſetzt werden; Denn ſo glückſelig dieſer Zuſtand auch iſt, ſo war er doch immer mit Creuz und Verfolgung verbunden für alle, die in Jeſu Chriſto ganz gott- ſeelig lebten.
3. Das merkwürdigſte, und was vornemlich auch zur Abſicht Jeſu bey dieſem Gleichniſſe gehört, iſt die Offenbahrung der Huld Gottes — gegen das jüdiſche Volk, und gegen die Heiden. Das jüdiſche Volk wa- ren die längſtgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als die Zeit deſſelben vorhanden war, wie hatten ſie ſich ſeit jene frühern Einladungen dieſes Freudenmahls ihres Königes ſo unwürdig gemacht! Und gleichwohl ſendet der König ſeine Bedienten zu dieſen Geladenen, ſie zur Hoch-
zeit
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Hochzeitmahl. Reich des Meßias.
und die Guten werden behalten und geehret — geſön-
dert und verworfen das Böſe und die Böſen. Nichts
Gutes wird verworfen. Nichts Böſes wird angenom-
men. Nach dem Gleichniſſe iſt der Zweck zu dem die
Unterthanen geſammelt werden ſollen — Genuß von
Freude und Ehre im Hauſe des Königes, an ſeiner Ta-
fel, vor ſeinem Angeſicht. Dazu ſollen geſammelt wer-
den, die zu ſolchem Genuſſe Luſt, Sinn, Fähigkeit ha-
ben, denen der König und ſein Sohn theur und lieb
genug dazu iſt, daß ſie ſich gerne einfinden. Klar iſt
es auch hier, und nur zu unſrer Zeit nöthig, jedesmahl
angemerkt zu werden, daß Jeſus auch in dieſem Gleich-
niſſe von einem künftigen höchſtglückſeligen, freyen, Ge-
nußreichen Zuſtande ſeiner Reichsgenoſſen redet; Und
nicht von dem Zuſtande der Chriſten, in den ſie ſogleich
in dieſem Leben durch die Annahme des Evangeliums ge-
ſetzt werden; Denn ſo glückſelig dieſer Zuſtand auch
iſt, ſo war er doch immer mit Creuz und Verfolgung
verbunden für alle, die in Jeſu Chriſto ganz gott-
ſeelig lebten.
3. Das merkwürdigſte, und was vornemlich auch
zur Abſicht Jeſu bey dieſem Gleichniſſe gehört, iſt die
Offenbahrung der Huld Gottes — gegen das jüdiſche
Volk, und gegen die Heiden. Das jüdiſche Volk wa-
ren die längſtgeladenen zum Hochzeitmahle; Und als
die Zeit deſſelben vorhanden war, wie hatten ſie ſich
ſeit jene frühern Einladungen dieſes Freudenmahls ihres
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