Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeugniß der Pharisäer gegen sich selbst.
173.
Zeugniß der Pharisäer gegen sich selbst.

Wehe euch ihr Schriftgelehrten und Phari-Matth.
XXIII. 29

säer, ihr Heuchler, darum daß ihr die Gräber
der Propheten bauet, und die Gräber der Gerech-
ten zieret und saget: Wären wir in den Tagen
unserer Väter gewesen; So wären wir an dem
Blute der Propheten nicht ihre Gemeinder ge-
wesen. So gebet ihr je über euch selbst Zeug-
niß, daß ihr deren Söhne seyd, welche die Pro-
pheten getödtet haben. So erfüllet denn immer
das Maaß euerer Väter; Ihr Schlangen; Ihr
Nattergezücht, wie wollet ihr dem Gerichte der
Hölle entgehen!

Es war mit einer der listigsten Kunstgriffen der
pharisäischen Heucheley, die Grabmähler der von ihren
Vätern ermordeten Propheten und Gottesgesandten mit
grossem Aufwand zu erneuern und auszuschmücken, und
damit mit wehmüthig frömmelnden Tone zu sagen: "Hät-
&q;ten wir zu unserer Väter Zeiten gelebt, gewiß wir hät-
&q;ten unsre Hände nicht besudelt mit dem Blute dieser
&q;Gerechten!" Ihre Väter nannten sie die Propheten-
mörder -- sich ihre Söhne -- Ja das seyd ihr -- Ihr
gebt der Wahrheit wider euch selbst Zeugniß -- Ja
Söhne, die treulich in den Fußstapfen ihrer Väter
wandeln -- und vollenden was diese angefangen haben.
Schlangen und Nattern -- schmeichelnd und auf den
Tod verwundend -- der Verdammniß der Hölle könnt
ihr nicht mehr entgehen.

Welche
A a
Zeugniß der Phariſäer gegen ſich ſelbſt.
173.
Zeugniß der Phariſäer gegen ſich ſelbſt.

Wehe euch ihr Schriftgelehrten und Phari-Matth.
XXIII. 29

ſäer, ihr Heuchler, darum daß ihr die Gräber
der Propheten bauet, und die Gräber der Gerech-
ten zieret und ſaget: Wären wir in den Tagen
unſerer Väter geweſen; So wären wir an dem
Blute der Propheten nicht ihre Gemeinder ge-
weſen. So gebet ihr je über euch ſelbſt Zeug-
niß, daß ihr deren Söhne ſeyd, welche die Pro-
pheten getödtet haben. So erfüllet denn immer
das Maaß euerer Väter; Ihr Schlangen; Ihr
Nattergezücht, wie wollet ihr dem Gerichte der
Hölle entgehen!

Es war mit einer der liſtigſten Kunſtgriffen der
phariſäiſchen Heucheley, die Grabmähler der von ihren
Vätern ermordeten Propheten und Gottesgeſandten mit
groſſem Aufwand zu erneuern und auszuſchmücken, und
damit mit wehmüthig frömmelnden Tone zu ſagen: „Hät-
&q;ten wir zu unſerer Väter Zeiten gelebt, gewiß wir hät-
&q;ten unſre Hände nicht beſudelt mit dem Blute dieſer
&q;Gerechten!„ Ihre Väter nannten ſie die Propheten-
mörder — ſich ihre Söhne — Ja das ſeyd ihr — Ihr
gebt der Wahrheit wider euch ſelbſt Zeugniß — Ja
Söhne, die treulich in den Fußſtapfen ihrer Väter
wandeln — und vollenden was dieſe angefangen haben.
Schlangen und Nattern — ſchmeichelnd und auf den
Tod verwundend — der Verdammniß der Hölle könnt
ihr nicht mehr entgehen.

Welche
A a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0397" n="369[389]"/>
          <fw place="top" type="header">Zeugniß der Phari&#x017F;äer gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>173.<lb/>
Zeugniß der Phari&#x017F;äer gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Wehe euch ihr Schriftgelehrten und Phari-</hi> <note place="right">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XXIII.</hi> 29</note><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;äer, ihr Heuchler, darum daß ihr die Gräber<lb/>
der Propheten bauet, und die Gräber der Gerech-<lb/>
ten zieret und &#x017F;aget: Wären wir in den Tagen<lb/>
un&#x017F;erer Väter gewe&#x017F;en; So wären wir an dem<lb/>
Blute der Propheten nicht ihre Gemeinder ge-<lb/>
we&#x017F;en. So gebet ihr je über euch &#x017F;elb&#x017F;t Zeug-<lb/>
niß, daß ihr deren Söhne &#x017F;eyd, welche die Pro-<lb/>
pheten getödtet haben. So erfüllet denn immer<lb/>
das Maaß euerer Väter; Ihr Schlangen; Ihr<lb/>
Nattergezücht, wie wollet ihr dem Gerichte der<lb/>
Hölle entgehen!</hi> </p><lb/>
            <p>Es war mit einer der li&#x017F;tig&#x017F;ten Kun&#x017F;tgriffen der<lb/>
phari&#x017F;äi&#x017F;chen Heucheley, die Grabmähler der von ihren<lb/>
Vätern ermordeten Propheten und Gottesge&#x017F;andten mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em Aufwand zu erneuern und auszu&#x017F;chmücken, und<lb/>
damit mit wehmüthig frömmelnden Tone zu &#x017F;agen: &#x201E;Hät-<lb/>
&amp;q;ten wir zu un&#x017F;erer Väter Zeiten gelebt, gewiß wir hät-<lb/>
&amp;q;ten un&#x017F;re Hände nicht be&#x017F;udelt mit dem Blute die&#x017F;er<lb/>
&amp;q;Gerechten!&#x201E; Ihre <hi rendition="#fr">Väter</hi> nannten &#x017F;ie die Propheten-<lb/>
mörder &#x2014; &#x017F;ich ihre Söhne &#x2014; Ja das &#x017F;eyd ihr &#x2014; Ihr<lb/>
gebt der Wahrheit wider euch &#x017F;elb&#x017F;t Zeugniß &#x2014; Ja<lb/>
Söhne, die treulich in den Fuß&#x017F;tapfen ihrer Väter<lb/>
wandeln &#x2014; und vollenden was die&#x017F;e angefangen haben.<lb/>
Schlangen und Nattern &#x2014; &#x017F;chmeichelnd und auf den<lb/>
Tod verwundend &#x2014; der Verdammniß der Hölle könnt<lb/>
ihr nicht mehr entgehen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Welche</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369[389]/0397] Zeugniß der Phariſäer gegen ſich ſelbſt. 173. Zeugniß der Phariſäer gegen ſich ſelbſt. Wehe euch ihr Schriftgelehrten und Phari- ſäer, ihr Heuchler, darum daß ihr die Gräber der Propheten bauet, und die Gräber der Gerech- ten zieret und ſaget: Wären wir in den Tagen unſerer Väter geweſen; So wären wir an dem Blute der Propheten nicht ihre Gemeinder ge- weſen. So gebet ihr je über euch ſelbſt Zeug- niß, daß ihr deren Söhne ſeyd, welche die Pro- pheten getödtet haben. So erfüllet denn immer das Maaß euerer Väter; Ihr Schlangen; Ihr Nattergezücht, wie wollet ihr dem Gerichte der Hölle entgehen! Matth. XXIII. 29 Es war mit einer der liſtigſten Kunſtgriffen der phariſäiſchen Heucheley, die Grabmähler der von ihren Vätern ermordeten Propheten und Gottesgeſandten mit groſſem Aufwand zu erneuern und auszuſchmücken, und damit mit wehmüthig frömmelnden Tone zu ſagen: „Hät- &q;ten wir zu unſerer Väter Zeiten gelebt, gewiß wir hät- &q;ten unſre Hände nicht beſudelt mit dem Blute dieſer &q;Gerechten!„ Ihre Väter nannten ſie die Propheten- mörder — ſich ihre Söhne — Ja das ſeyd ihr — Ihr gebt der Wahrheit wider euch ſelbſt Zeugniß — Ja Söhne, die treulich in den Fußſtapfen ihrer Väter wandeln — und vollenden was dieſe angefangen haben. Schlangen und Nattern — ſchmeichelnd und auf den Tod verwundend — der Verdammniß der Hölle könnt ihr nicht mehr entgehen. Welche A a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/397
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 369[389]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/397>, abgerufen am 23.11.2024.