glaubet es nicht. Denn es werden falsche Pro-Marc. XIII. 21 23. pheten und falsche Christi (Meßias) auferstehn, und werden grosse Zeichen und Wunder geben,Lnc. XVII. 23. also daß wo es möglich wäre, sie auch die Aus- erwählten verführen würden. Siehe, Ich habe es euch vorher gesagt. Darum wenn sie euch sa- gen werden: Siehe, Er ist in der Wüste, so ge- het nicht hinaus. Siehe, Er ist in einer Kam- mer verborgen, so glaubet es nicht.
Zu keiner Zeit giebt es mehr und täuschendere Verführer, als zur Zeit einer allgemeinen Noth, eines drückenden Strafgerichts; Und zu keiner Zeit sind die Menschen schneller und leichter zu verführen, als zu sol- cher Zeit. Rettung ist der einzige Wunsch ihrer Seele, und dieß umnebelt ihr Auge, daß es Lüge nicht von Wahrheit, den Betrüger nicht vom rechtschaffenen Manne zu unterscheiden vermag. Sie lehnen sich alsdenn auf jeden wankenden, die Hand durchstechenden Rohrstab, laufen jedem vom Winde verweheten Blatte nach.
So war's hauptsächlich zur Zeit des Gerichts über die jüdische Nation: "Jehovah kann sein Volk &q;nicht den Heiden Preis geben -- kann seine geliebte &q;Stadt, seinen heiligen Tempel nicht zerstören lassen -- &q;Nein, Er wird uns den Retter, den Meßias senden!" Dieß war die allgemeine Erwartung der Juden. Diese Erwartung weckte Schwärmer und Betrüger, die sich für unmittelbar gesendete Propheten zur Ankündigung des erwarteten Meßias -- ja einige für den Meßias selbst
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Falſche Propheten und falſche Meßiaſſe.
glaubet es nicht. Denn es werden falſche Pro-Marc. XIII. 21 23. pheten und falſche Chriſti (Meßias) auferſtehn, und werden groſſe Zeichen und Wunder geben,Lnc. XVII. 23. alſo daß wo es möglich wäre, ſie auch die Aus- erwählten verführen würden. Siehe, Ich habe es euch vorher geſagt. Darum wenn ſie euch ſa- gen werden: Siehe, Er iſt in der Wüſte, ſo ge- het nicht hinaus. Siehe, Er iſt in einer Kam- mer verborgen, ſo glaubet es nicht.
Zu keiner Zeit giebt es mehr und täuſchendere Verführer, als zur Zeit einer allgemeinen Noth, eines drückenden Strafgerichts; Und zu keiner Zeit ſind die Menſchen ſchneller und leichter zu verführen, als zu ſol- cher Zeit. Rettung iſt der einzige Wunſch ihrer Seele, und dieß umnebelt ihr Auge, daß es Lüge nicht von Wahrheit, den Betrüger nicht vom rechtſchaffenen Manne zu unterſcheiden vermag. Sie lehnen ſich alsdenn auf jeden wankenden, die Hand durchſtechenden Rohrſtab, laufen jedem vom Winde verweheten Blatte nach.
So war’s hauptſächlich zur Zeit des Gerichts über die jüdiſche Nation: „Jehovah kann ſein Volk &q;nicht den Heiden Preis geben — kann ſeine geliebte &q;Stadt, ſeinen heiligen Tempel nicht zerſtören laſſen — &q;Nein, Er wird uns den Retter, den Meßias ſenden!„ Dieß war die allgemeine Erwartung der Juden. Dieſe Erwartung weckte Schwärmer und Betrüger, die ſich für unmittelbar geſendete Propheten zur Ankündigung des erwarteten Meßias — ja einige für den Meßias ſelbſt
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[399[419]/0427]
Falſche Propheten und falſche Meßiaſſe.
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pheten und falſche Chriſti (Meßias) auferſtehn,
und werden groſſe Zeichen und Wunder geben,
alſo daß wo es möglich wäre, ſie auch die Aus-
erwählten verführen würden. Siehe, Ich habe
es euch vorher geſagt. Darum wenn ſie euch ſa-
gen werden: Siehe, Er iſt in der Wüſte, ſo ge-
het nicht hinaus. Siehe, Er iſt in einer Kam-
mer verborgen, ſo glaubet es nicht.
Marc.
XIII. 21 23.
Lnc.
XVII. 23.
Zu keiner Zeit giebt es mehr und täuſchendere
Verführer, als zur Zeit einer allgemeinen Noth, eines
drückenden Strafgerichts; Und zu keiner Zeit ſind die
Menſchen ſchneller und leichter zu verführen, als zu ſol-
cher Zeit. Rettung iſt der einzige Wunſch ihrer Seele,
und dieß umnebelt ihr Auge, daß es Lüge nicht von
Wahrheit, den Betrüger nicht vom rechtſchaffenen Manne
zu unterſcheiden vermag. Sie lehnen ſich alsdenn auf
jeden wankenden, die Hand durchſtechenden Rohrſtab,
laufen jedem vom Winde verweheten Blatte nach.
So war’s hauptſächlich zur Zeit des Gerichts
über die jüdiſche Nation: „Jehovah kann ſein Volk
&q;nicht den Heiden Preis geben — kann ſeine geliebte
&q;Stadt, ſeinen heiligen Tempel nicht zerſtören laſſen —
&q;Nein, Er wird uns den Retter, den Meßias ſenden!„
Dieß war die allgemeine Erwartung der Juden. Dieſe
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 399[419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/427>, abgerufen am 23.11.2024.
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