den. Aber um der Erwählten willen, werden dieselbigen Tage verkürzt werden.
Wenn der unsägliche Jammer, in welchem Je- rusalem zu Grunde gieng, so lange gewähret hätte, als er nach allen Umständen natürlicher Weise währen könn- te und mußte -- so wäre kein Mensch gerettet worden, alles hätte umkommen müssen. Aber auch da, wo al- les nur der Wuth und Bosheit der Unmenschen und dem blinden Kriegsglücke überlassen zu seyn schien, war die lenkende Hand Jehovahs nahe. Er verkürzte die Tage der Trübsal. Er drängte die Wehen, die z. B. so natürlicher Weise zwanzig Tage gedauert hätten, in zehn Tage zusammen. Er machte, daß alles schneller vorübergieng. Und dieß um der Erwählten willen, die Er in den ungeschlachten und verkehrten Geschlechte noch übrig hatte -- um der Bekenner und Verehrer Jesus Meßias willen, auf daß sie gerettet würden.
Es giebt göttliche Strafgerichte, die unausbleib- lich erfolgen, die keine blutigen Thränenströme wegzu- lenken vermögen -- Es hat kein Vether mehr Muth, Freyheit, Glauben, sie wegzubethen. Sie brechen ein und verschlingen unwiderstehlich. Aber um der Auserwählten willen verkurzt Gott ihre Zeitdauer. Er vergißt die Seinen nie.
188. Matth. XXIV. 23-26.Falsche Propheten und falsche Meßiasse.
Wenn alsdenn jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist Christus, oder dort ist Er! So
glaubet
Matthäus XXIV.
den. Aber um der Erwählten willen, werden dieſelbigen Tage verkürzt werden.
Wenn der unſägliche Jammer, in welchem Je- ruſalem zu Grunde gieng, ſo lange gewähret hätte, als er nach allen Umſtänden natürlicher Weiſe währen könn- te und mußte — ſo wäre kein Menſch gerettet worden, alles hätte umkommen müſſen. Aber auch da, wo al- les nur der Wuth und Bosheit der Unmenſchen und dem blinden Kriegsglücke überlaſſen zu ſeyn ſchien, war die lenkende Hand Jehovahs nahe. Er verkürzte die Tage der Trübſal. Er drängte die Wehen, die z. B. ſo natürlicher Weiſe zwanzig Tage gedauert hätten, in zehn Tage zuſammen. Er machte, daß alles ſchneller vorübergieng. Und dieß um der Erwählten willen, die Er in den ungeſchlachten und verkehrten Geſchlechte noch übrig hatte — um der Bekenner und Verehrer Jeſus Meßias willen, auf daß ſie gerettet würden.
Es giebt göttliche Strafgerichte, die unausbleib- lich erfolgen, die keine blutigen Thränenſtröme wegzu- lenken vermögen — Es hat kein Vether mehr Muth, Freyheit, Glauben, ſie wegzubethen. Sie brechen ein und verſchlingen unwiderſtehlich. Aber um der Auserwählten willen verkurzt Gott ihre Zeitdauer. Er vergißt die Seinen nie.
188. Matth. XXIV. 23-26.Falſche Propheten und falſche Meßiaſſe.
Wenn alsdenn jemand zu euch ſagen wird: Siehe, hier iſt Chriſtus, oder dort iſt Er! So
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[398[418]/0426]
Matthäus XXIV.
den. Aber um der Erwählten willen, werden
dieſelbigen Tage verkürzt werden.
Wenn der unſägliche Jammer, in welchem Je-
ruſalem zu Grunde gieng, ſo lange gewähret hätte, als
er nach allen Umſtänden natürlicher Weiſe währen könn-
te und mußte — ſo wäre kein Menſch gerettet worden,
alles hätte umkommen müſſen. Aber auch da, wo al-
les nur der Wuth und Bosheit der Unmenſchen und
dem blinden Kriegsglücke überlaſſen zu ſeyn ſchien, war
die lenkende Hand Jehovahs nahe. Er verkürzte die
Tage der Trübſal. Er drängte die Wehen, die z. B.
ſo natürlicher Weiſe zwanzig Tage gedauert hätten, in
zehn Tage zuſammen. Er machte, daß alles ſchneller
vorübergieng. Und dieß um der Erwählten willen, die
Er in den ungeſchlachten und verkehrten Geſchlechte noch
übrig hatte — um der Bekenner und Verehrer Jeſus
Meßias willen, auf daß ſie gerettet würden.
Es giebt göttliche Strafgerichte, die unausbleib-
lich erfolgen, die keine blutigen Thränenſtröme wegzu-
lenken vermögen — Es hat kein Vether mehr Muth,
Freyheit, Glauben, ſie wegzubethen. Sie brechen
ein und verſchlingen unwiderſtehlich. Aber um der
Auserwählten willen verkurzt Gott ihre Zeitdauer. Er
vergißt die Seinen nie.
188.
Falſche Propheten und falſche Meßiaſſe.
Wenn alsdenn jemand zu euch ſagen wird:
Siehe, hier iſt Chriſtus, oder dort iſt Er! So
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 398[418]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/426>, abgerufen am 23.11.2024.
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