Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Jesus gefangen genommen.
jedem Kindlichleidenden erfahrne und gewisse Wahrheit:
Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmet,
also erbarmet sich der Herr über die, so Ihn eh-
ren; Denn Er weiß, was wir für ein Gemächt
sind, und Er gedenket, daß wir Staub sind.

Umwölkt oder unbewölkt bleibt die Sonne immer Son-
ne. Erfreuend oder betrübend bleibt Gott immer Va-
ter. Aller Väterherzen Vater -- Hat gewiß das zärt-
lichste Vaterherz, dem auch in den tiefsten Leiden der
kindliche Glaube zuruft: Vater -- Es ist dir alles
möglich! Doch nicht mein, sondern dein Wille
geschehe!

216.
Jesus gefangen genommen.

Da kam Er zu seinen Jüngern, und sprach zuMatth.
XXVI.
45-50.

ihnen: Ach! wollt ihr nun schlafen und ruhen?
Siehe die Stunde ist hie, daß des Menschen
Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.
Stehet auf! Lasset uns von hinnen gehen; Sie-
he! Er ist da, der mich verräth. Und als Er
noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwöl-
fen einer, und mit ihm eine grosse Schaar, mit
Schwertern und mit Stangen, von den Hohen-
priestern und Aeltesten des Volks. Und der Ver-
räther hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und ge-
sagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den
greifet. Und alsbald trat er zu Jesu, und sprach:
Gegrüsset seyst du, Rabbi! Und küssete Ihn.

Jesus
G g 2

Jeſus gefangen genommen.
jedem Kindlichleidenden erfahrne und gewiſſe Wahrheit:
Wie ſich ein Vater über ſeine Kinder erbarmet,
alſo erbarmet ſich der Herr über die, ſo Ihn eh-
ren; Denn Er weiß, was wir für ein Gemächt
ſind, und Er gedenket, daß wir Staub ſind.

Umwölkt oder unbewölkt bleibt die Sonne immer Son-
ne. Erfreuend oder betrübend bleibt Gott immer Va-
ter. Aller Väterherzen Vater — Hat gewiß das zärt-
lichſte Vaterherz, dem auch in den tiefſten Leiden der
kindliche Glaube zuruft: Vater — Es iſt dir alles
möglich! Doch nicht mein, ſondern dein Wille
geſchehe!

216.
Jeſus gefangen genommen.

Da kam Er zu ſeinen Jüngern, und ſprach zuMatth.
XXVI.
45-50.

ihnen: Ach! wollt ihr nun ſchlafen und ruhen?
Siehe die Stunde iſt hie, daß des Menſchen
Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.
Stehet auf! Laſſet uns von hinnen gehen; Sie-
he! Er iſt da, der mich verräth. Und als Er
noch redete, ſiehe, da kam Judas, der Zwöl-
fen einer, und mit ihm eine groſſe Schaar, mit
Schwertern und mit Stangen, von den Hohen-
prieſtern und Aelteſten des Volks. Und der Ver-
räther hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und ge-
ſagt: Welchen ich küſſen werde, der iſt’s, den
greifet. Und alsbald trat er zu Jeſu, und ſprach:
Gegrüſſet ſeyſt du, Rabbi! Und küſſete Ihn.

Jeſus
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0495" n="467[487]"/><fw place="top" type="header">Je&#x017F;us gefangen genommen.</fw><lb/>
jedem Kindlichleidenden erfahrne und gewi&#x017F;&#x017F;e Wahrheit:<lb/><hi rendition="#fr">Wie &#x017F;ich ein Vater über &#x017F;eine Kinder erbarmet,<lb/>
al&#x017F;o erbarmet &#x017F;ich der Herr über die, &#x017F;o Ihn eh-<lb/>
ren; Denn Er weiß, was wir für ein Gemächt<lb/>
&#x017F;ind, und Er gedenket, daß wir Staub &#x017F;ind.</hi><lb/>
Umwölkt oder unbewölkt bleibt die Sonne immer Son-<lb/>
ne. Erfreuend oder betrübend bleibt Gott immer Va-<lb/>
ter. Aller Väterherzen Vater &#x2014; Hat gewiß das zärt-<lb/>
lich&#x017F;te Vaterherz, dem auch in den tief&#x017F;ten Leiden der<lb/>
kindliche Glaube zuruft: <hi rendition="#fr">Vater &#x2014; Es i&#x017F;t dir alles<lb/>
möglich! Doch nicht mein, &#x017F;ondern dein Wille<lb/>
ge&#x017F;chehe!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>216.<lb/>
Je&#x017F;us gefangen genommen.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Da kam Er zu &#x017F;einen Jüngern, und &#x017F;prach zu</hi> <note place="right">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XXVI.</hi><lb/>
45-50.</note><lb/> <hi rendition="#fr">ihnen: Ach! wollt ihr nun &#x017F;chlafen und ruhen?<lb/>
Siehe die Stunde i&#x017F;t hie, daß des Men&#x017F;chen<lb/>
Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.<lb/>
Stehet auf! La&#x017F;&#x017F;et uns von hinnen gehen; Sie-<lb/>
he! Er i&#x017F;t da, der mich verräth. Und als Er<lb/>
noch redete, &#x017F;iehe, da kam Judas, der Zwöl-<lb/>
fen einer, und mit ihm eine gro&#x017F;&#x017F;e Schaar, mit<lb/>
Schwertern und mit Stangen, von den Hohen-<lb/>
prie&#x017F;tern und Aelte&#x017F;ten des Volks. Und der Ver-<lb/>
räther hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und ge-<lb/>
&#x017F;agt: Welchen ich kü&#x017F;&#x017F;en werde, der i&#x017F;t&#x2019;s, den<lb/>
greifet. Und alsbald trat er zu Je&#x017F;u, und &#x017F;prach:<lb/>
Gegrü&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ey&#x017F;t du, Rabbi! Und kü&#x017F;&#x017F;ete Ihn.</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">G g 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Je&#x017F;us</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[467[487]/0495] Jeſus gefangen genommen. jedem Kindlichleidenden erfahrne und gewiſſe Wahrheit: Wie ſich ein Vater über ſeine Kinder erbarmet, alſo erbarmet ſich der Herr über die, ſo Ihn eh- ren; Denn Er weiß, was wir für ein Gemächt ſind, und Er gedenket, daß wir Staub ſind. Umwölkt oder unbewölkt bleibt die Sonne immer Son- ne. Erfreuend oder betrübend bleibt Gott immer Va- ter. Aller Väterherzen Vater — Hat gewiß das zärt- lichſte Vaterherz, dem auch in den tiefſten Leiden der kindliche Glaube zuruft: Vater — Es iſt dir alles möglich! Doch nicht mein, ſondern dein Wille geſchehe! 216. Jeſus gefangen genommen. Da kam Er zu ſeinen Jüngern, und ſprach zu ihnen: Ach! wollt ihr nun ſchlafen und ruhen? Siehe die Stunde iſt hie, daß des Menſchen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Stehet auf! Laſſet uns von hinnen gehen; Sie- he! Er iſt da, der mich verräth. Und als Er noch redete, ſiehe, da kam Judas, der Zwöl- fen einer, und mit ihm eine groſſe Schaar, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohen- prieſtern und Aelteſten des Volks. Und der Ver- räther hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und ge- ſagt: Welchen ich küſſen werde, der iſt’s, den greifet. Und alsbald trat er zu Jeſu, und ſprach: Gegrüſſet ſeyſt du, Rabbi! Und küſſete Ihn. Jeſus Matth. XXVI. 45-50. G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/495
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 467[487]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/495>, abgerufen am 27.07.2024.