des Haar unsers Hauptes ist sein! Nicht Eins ist unser! Wir können's durch keine Betheurungen weiß oder schwarz machen. Nichts also sollen wir ausser der Verbindung mit der Gottheit ansehen, alles um Gotteswillen respek- tiren.
26. Betheurung.
Euere Rede sey ja, ja, nein, nein -- EuerMatth. V. 37. Ja sey Ja! Nein, euer Nein! Euere simpelste Beja- hung und Verneinung gelte wie ein Eidschwur. Jede künstliche Betheurung, die den andern täuschen soll, ist -- nicht aus dem Geiste der Wahrheit, sondern der Lüge.
27. Duldung.
Ich sage euch: Ihr sollt dem Uebel, oderMatth. V. 39. 40. Bösen nicht widerstehen. Sondern, so dir je- mand einen Streich giebt auf deinen rechten Ba- cken; Dem biete den andern auch dar! Und so jemand mit dir rechten und dir den Rock neh- men will, demselben laß auch den Mantel -- Ob dieß buchstäblich zu verstehen sey? -- -- Laß einen be- herzten Mann buchstäblich nach dieser Vorschrift han- deln; Welches Menschenherz? Gewiß deines nicht, Leser dieser Schrift -- wird ihm Hochachtung und Beyfall versagen? Auch, wenn du dich nicht als Bürger einer höhern Welt ansiehst; -- Nur als Menschen -- der bloß nach allgemeinen menschlichen Gefühlen handelt. Wer dem, der ihn auf den Backen schlägt, hinwiederum
einen
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Betheurung. Duldung.
des Haar unſers Hauptes iſt ſein! Nicht Eins iſt unſer! Wir können’s durch keine Betheurungen weiß oder ſchwarz machen. Nichts alſo ſollen wir auſſer der Verbindung mit der Gottheit anſehen, alles um Gotteswillen reſpek- tiren.
26. Betheurung.
Euere Rede ſey ja, ja, nein, nein — EuerMatth. V. 37. Ja ſey Ja! Nein, euer Nein! Euere ſimpelſte Beja- hung und Verneinung gelte wie ein Eidſchwur. Jede künſtliche Betheurung, die den andern täuſchen ſoll, iſt — nicht aus dem Geiſte der Wahrheit, ſondern der Lüge.
27. Duldung.
Ich ſage euch: Ihr ſollt dem Uebel, oderMatth. V. 39. 40. Böſen nicht widerſtehen. Sondern, ſo dir je- mand einen Streich giebt auf deinen rechten Ba- cken; Dem biete den andern auch dar! Und ſo jemand mit dir rechten und dir den Rock neh- men will, demſelben laß auch den Mantel — Ob dieß buchſtäblich zu verſtehen ſey? — — Laß einen be- herzten Mann buchſtäblich nach dieſer Vorſchrift han- deln; Welches Menſchenherz? Gewiß deines nicht, Leſer dieſer Schrift — wird ihm Hochachtung und Beyfall verſagen? Auch, wenn du dich nicht als Bürger einer höhern Welt anſiehſt; — Nur als Menſchen — der bloß nach allgemeinen menſchlichen Gefühlen handelt. Wer dem, der ihn auf den Backen ſchlägt, hinwiederum
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[23[43]/0051]
Betheurung. Duldung.
des Haar unſers Hauptes iſt ſein! Nicht Eins iſt unſer!
Wir können’s durch keine Betheurungen weiß oder ſchwarz
machen. Nichts alſo ſollen wir auſſer der Verbindung
mit der Gottheit anſehen, alles um Gotteswillen reſpek-
tiren.
26.
Betheurung.
Euere Rede ſey ja, ja, nein, nein — Euer
Ja ſey Ja! Nein, euer Nein! Euere ſimpelſte Beja-
hung und Verneinung gelte wie ein Eidſchwur. Jede
künſtliche Betheurung, die den andern täuſchen ſoll, iſt
— nicht aus dem Geiſte der Wahrheit, ſondern der Lüge.
Matth.
V. 37.
27.
Duldung.
Ich ſage euch: Ihr ſollt dem Uebel, oder
Böſen nicht widerſtehen. Sondern, ſo dir je-
mand einen Streich giebt auf deinen rechten Ba-
cken; Dem biete den andern auch dar! Und ſo
jemand mit dir rechten und dir den Rock neh-
men will, demſelben laß auch den Mantel — Ob
dieß buchſtäblich zu verſtehen ſey? — — Laß einen be-
herzten Mann buchſtäblich nach dieſer Vorſchrift han-
deln; Welches Menſchenherz? Gewiß deines nicht, Leſer
dieſer Schrift — wird ihm Hochachtung und Beyfall
verſagen? Auch, wenn du dich nicht als Bürger einer
höhern Welt anſiehſt; — Nur als Menſchen — der
bloß nach allgemeinen menſchlichen Gefühlen handelt.
Wer dem, der ihn auf den Backen ſchlägt, hinwiederum
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Matth.
V. 39. 40.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 23[43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/51>, abgerufen am 09.11.2024.
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