Frage an unsern Herrn schon in der Wüste, eh' Er noch öffentlich in Judäa aufgetreten, war: Bist du der Sohn Gottes, so sprich .. Bist du der Sohn Gottes, so wirf dich hinab .. "Ich beschwöre dich &q;in dem Namen Jehovah des Gottes Israels .. Bist &q;du der Meßias? Der göttliche König, den unsere &q;Nation erwaret --" -- Schon triumphirte der Ho- hepriester, oder die Hölle in ihm über die Antwort, die Jesus geben würde, sie mögte ausfallen, wie sie woll- te ... Er brauchte all sein hochpriesterliches Anse- hen -- Jesu einen Fallstrick des Todes zu legen. "Sagt' &q;Er: Nein! Ich bin's nicht -- warum sprach Er &q;denn so viel von sich, als einem Gottessohne? War- &q;um sagte Er denn so öffentlich: Ich und Jeho- &q;vah sind eins? -- Warum machte Er dann sich &q;selbst Gotte gleich? -- Sagt Er aber: Ich bins &q;-- so sey Er sogleich als ein Gotteslästerer zum &q;Tode verurtheilt!"
Jesus, die höchste Einfalt selbst, die Wahrheit in Person, antwortet gerade zu und unzweydeutig, un- bekümmert, wie's aufgenommen werden würde, oder vielmehr gewiß, daß es ihm höchstübel aufgenommen werden mußte.
"Ich bins! -- Es ist, wie du sagst .. dieser &q;Menschensohn hier, der als ein gemeiner verächtlicher &q;Erdensohn vor euch steht, ist eben der, von dem Da- &q;niel weissagte, daß Er auf den Wolken des Him- &q;mels kommen und über alle Nationen herrschen, und
&q;alle
Matthäus XXVI.
Frage an unſern Herrn ſchon in der Wüſte, eh’ Er noch öffentlich in Judäa aufgetreten, war: Biſt du der Sohn Gottes, ſo ſprich .. Biſt du der Sohn Gottes, ſo wirf dich hinab .. „Ich beſchwöre dich &q;in dem Namen Jehovah des Gottes Iſraels .. Biſt &q;du der Meßias? Der göttliche König, den unſere &q;Nation erwaret —„ — Schon triumphirte der Ho- heprieſter, oder die Hölle in ihm über die Antwort, die Jeſus geben würde, ſie mögte ausfallen, wie ſie woll- te ... Er brauchte all ſein hochprieſterliches Anſe- hen — Jeſu einen Fallſtrick des Todes zu legen. „Sagt’ &q;Er: Nein! Ich bin’s nicht — warum ſprach Er &q;denn ſo viel von ſich, als einem Gottesſohne? War- &q;um ſagte Er denn ſo öffentlich: Ich und Jeho- &q;vah ſind eins? — Warum machte Er dann ſich &q;ſelbſt Gotte gleich? — Sagt Er aber: Ich bins &q;— ſo ſey Er ſogleich als ein Gottesläſterer zum &q;Tode verurtheilt!„
Jeſus, die höchſte Einfalt ſelbſt, die Wahrheit in Perſon, antwortet gerade zu und unzweydeutig, un- bekümmert, wie’s aufgenommen werden würde, oder vielmehr gewiß, daß es ihm höchſtübel aufgenommen werden mußte.
„Ich bins! — Es iſt, wie du ſagſt .. dieſer &q;Menſchenſohn hier, der als ein gemeiner verächtlicher &q;Erdenſohn vor euch ſteht, iſt eben der, von dem Da- &q;niel weiſſagte, daß Er auf den Wolken des Him- &q;mels kommen und über alle Nationen herrſchen, und
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Matthäus XXVI.
Frage an unſern Herrn ſchon in der Wüſte, eh’ Er
noch öffentlich in Judäa aufgetreten, war: Biſt du
der Sohn Gottes, ſo ſprich .. Biſt du der Sohn
Gottes, ſo wirf dich hinab .. „Ich beſchwöre dich
&q;in dem Namen Jehovah des Gottes Iſraels .. Biſt
&q;du der Meßias? Der göttliche König, den unſere
&q;Nation erwaret —„ — Schon triumphirte der Ho-
heprieſter, oder die Hölle in ihm über die Antwort, die
Jeſus geben würde, ſie mögte ausfallen, wie ſie woll-
te ... Er brauchte all ſein hochprieſterliches Anſe-
hen — Jeſu einen Fallſtrick des Todes zu legen. „Sagt’
&q;Er: Nein! Ich bin’s nicht — warum ſprach Er
&q;denn ſo viel von ſich, als einem Gottesſohne? War-
&q;um ſagte Er denn ſo öffentlich: Ich und Jeho-
&q;vah ſind eins? — Warum machte Er dann ſich
&q;ſelbſt Gotte gleich? — Sagt Er aber: Ich bins
&q;— ſo ſey Er ſogleich als ein Gottesläſterer zum
&q;Tode verurtheilt!„
Jeſus, die höchſte Einfalt ſelbſt, die Wahrheit
in Perſon, antwortet gerade zu und unzweydeutig, un-
bekümmert, wie’s aufgenommen werden würde, oder
vielmehr gewiß, daß es ihm höchſtübel aufgenommen
werden mußte.
„Ich bins! — Es iſt, wie du ſagſt .. dieſer
&q;Menſchenſohn hier, der als ein gemeiner verächtlicher
&q;Erdenſohn vor euch ſteht, iſt eben der, von dem Da-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 486[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/514>, abgerufen am 25.11.2024.
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