3. Die Hüter erschracken vor Furcht, und wurden, als wären sie todt. Heilige selbst erzitter- ten vor der plötzlichen Gegenwart himmlischer Erschei- nungen -- Wenn das am grünen Holze geschah, was mußte dem dürren wiederfahren? Welch' unnennbarer Schrecken wird die unverbesserlichen Menschen überfal- len, wann sie beym Erwachen in jener Welt solche furcht- bar strahlende Gestalten vor sich erblicken werden; wann mit einem zahllosen Heere solcher blitzenden Majestäten Jesus Christus erscheinen wird, gerechte Rache auszu- üben an denen, die Gott nicht kennen, und seinem Evan- gelio nicht gehorchen wollen.
4. Laßt uns zu den frommen Frauen zurückkehren -- Sie kommen zum Grabe -- Gewaltig schlägt ihnen ihr Herz. Ich sehe sie ihre Gefässe voll köstlicher Salbe sorgfältig an die Erde stellen, und sich nun Arm in Arm dem Eingange des Grabes nähern; Das Grab ist offen; Der große Stein einige Schritte weit abge- wälzt. "Wer hat dieses ungeheure Stück Stein so &q;frühe von der Stelle rücken können?" -- Sie wagen es mit einfaltsvollem Staunen in die Grabhöhle selbst hineinzugehen, und sahen zur Rechten der Stelle, auf die sie zuerst ihr Augenmerk gerichtet hatten, wie es uns Markus berichtet, einen Jüngling, mit einem langen weissen lichten Gewande bekleidet, an der Erde sitzen, der sie zu ihrem Schrecken und Erstaunen also anredete: "Fürchtet euch nicht, dann ich weiß, daß ihr &q;Jesum den Gekreuzigten suchet. Was suchet &q;ihr den Lebendigen bey den Todten. Er ist
&q;nicht
Matthäus XXVIII.
3. Die Hüter erſchracken vor Furcht, und wurden, als wären ſie todt. Heilige ſelbſt erzitter- ten vor der plötzlichen Gegenwart himmliſcher Erſchei- nungen — Wenn das am grünen Holze geſchah, was mußte dem dürren wiederfahren? Welch’ unnennbarer Schrecken wird die unverbeſſerlichen Menſchen überfal- len, wann ſie beym Erwachen in jener Welt ſolche furcht- bar ſtrahlende Geſtalten vor ſich erblicken werden; wann mit einem zahlloſen Heere ſolcher blitzenden Majeſtäten Jeſus Chriſtus erſcheinen wird, gerechte Rache auszu- üben an denen, die Gott nicht kennen, und ſeinem Evan- gelio nicht gehorchen wollen.
4. Laßt uns zu den frommen Frauen zurückkehren — Sie kommen zum Grabe — Gewaltig ſchlägt ihnen ihr Herz. Ich ſehe ſie ihre Gefäſſe voll köſtlicher Salbe ſorgfältig an die Erde ſtellen, und ſich nun Arm in Arm dem Eingange des Grabes nähern; Das Grab iſt offen; Der große Stein einige Schritte weit abge- wälzt. „Wer hat dieſes ungeheure Stück Stein ſo &q;frühe von der Stelle rücken können?„ — Sie wagen es mit einfaltsvollem Staunen in die Grabhöhle ſelbſt hineinzugehen, und ſahen zur Rechten der Stelle, auf die ſie zuerſt ihr Augenmerk gerichtet hatten, wie es uns Markus berichtet, einen Jüngling, mit einem langen weiſſen lichten Gewande bekleidet, an der Erde ſitzen, der ſie zu ihrem Schrecken und Erſtaunen alſo anredete: „Fürchtet euch nicht, dann ich weiß, daß ihr &q;Jeſum den Gekreuzigten ſuchet. Was ſuchet &q;ihr den Lebendigen bey den Todten. Er iſt
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[540[560]/0568]
Matthäus XXVIII.
3. Die Hüter erſchracken vor Furcht, und
wurden, als wären ſie todt. Heilige ſelbſt erzitter-
ten vor der plötzlichen Gegenwart himmliſcher Erſchei-
nungen — Wenn das am grünen Holze geſchah, was
mußte dem dürren wiederfahren? Welch’ unnennbarer
Schrecken wird die unverbeſſerlichen Menſchen überfal-
len, wann ſie beym Erwachen in jener Welt ſolche furcht-
bar ſtrahlende Geſtalten vor ſich erblicken werden; wann
mit einem zahlloſen Heere ſolcher blitzenden Majeſtäten
Jeſus Chriſtus erſcheinen wird, gerechte Rache auszu-
üben an denen, die Gott nicht kennen, und ſeinem Evan-
gelio nicht gehorchen wollen.
4. Laßt uns zu den frommen Frauen zurückkehren
— Sie kommen zum Grabe — Gewaltig ſchlägt ihnen
ihr Herz. Ich ſehe ſie ihre Gefäſſe voll köſtlicher
Salbe ſorgfältig an die Erde ſtellen, und ſich nun Arm
in Arm dem Eingange des Grabes nähern; Das Grab
iſt offen; Der große Stein einige Schritte weit abge-
wälzt. „Wer hat dieſes ungeheure Stück Stein ſo
&q;frühe von der Stelle rücken können?„ — Sie wagen
es mit einfaltsvollem Staunen in die Grabhöhle ſelbſt
hineinzugehen, und ſahen zur Rechten der Stelle, auf
die ſie zuerſt ihr Augenmerk gerichtet hatten, wie es uns
Markus berichtet, einen Jüngling, mit einem langen
weiſſen lichten Gewande bekleidet, an der Erde ſitzen, der
ſie zu ihrem Schrecken und Erſtaunen alſo anredete:
„Fürchtet euch nicht, dann ich weiß, daß ihr
&q;Jeſum den Gekreuzigten ſuchet. Was ſuchet
&q;ihr den Lebendigen bey den Todten. Er iſt
&q;nicht
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 540[560]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/568>, abgerufen am 23.11.2024.
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