den dürfe und solle, gewisse religiöse Handlungen, die blos privat und eigen persönlich sind, zu decken und ge- heim zu halten.
35.
Dein Vater, der ins Verborgene siehet, wirdMatth. VI. 18. dir dein Fasten öffentlich vergelten -- In eine Klasse also mit Belohnungswürdigen Dingen wird das Fasten gesetzt. Gebet, Almosen, Fasten, wären also drey von Christus nicht misbilligte, vielmehr be- liebte, durch Verheissungen positive große Verheissun- gen ermunterte Uebungen? Und der sollte sich Jünger Christi heissen dürfen -- der von irgend einer dieser drey Uebungen nichts weiß?
36. Unser Schatz.
Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.Matth. VI. 21. Warum doch die Menschen die simpelsten, leichtesten Prü- fungs-Mittel ihres Herzens so gern und so listig aus- weichen? Wo mein Herz ist, da ist mein Schatz, wobey meine Gedanken am liebsten verweilen -- was sie am schwersten verlassen, wozu sie am schnellsten zurückkehren -- was sie am festesten halten -- was meinen verbor- genen Menschen am meisten beschäftiget, und in Bewe- gung setzt -- das ist mein Schatz, mein höchstes Gut, mein Himmel, mein Gott! Man zeichne sich nur eine Menge Namen vor -- Gold, Rang, Ruhm, Wis- senschaft, Kunst, Beruf, Menschen, Thiere, Lieb- habereyen, Freunde, Freundinnen, Wollust, --
Speise,
Oeffentliche Vergeltung. Unſer Schatz.
den dürfe und ſolle, gewiſſe religiöſe Handlungen, die blos privat und eigen perſönlich ſind, zu decken und ge- heim zu halten.
35.
Dein Vater, der ins Verborgene ſiehet, wirdMatth. VI. 18. dir dein Faſten öffentlich vergelten — In eine Klaſſe alſo mit Belohnungswürdigen Dingen wird das Faſten geſetzt. Gebet, Almoſen, Faſten, wären alſo drey von Chriſtus nicht misbilligte, vielmehr be- liebte, durch Verheiſſungen poſitive große Verheiſſun- gen ermunterte Uebungen? Und der ſollte ſich Jünger Chriſti heiſſen dürfen — der von irgend einer dieſer drey Uebungen nichts weiß?
36. Unſer Schatz.
Wo euer Schatz iſt, da iſt auch euer Herz.Matth. VI. 21. Warum doch die Menſchen die ſimpelſten, leichteſten Prü- fungs-Mittel ihres Herzens ſo gern und ſo liſtig aus- weichen? Wo mein Herz iſt, da iſt mein Schatz, wobey meine Gedanken am liebſten verweilen — was ſie am ſchwerſten verlaſſen, wozu ſie am ſchnellſten zurückkehren — was ſie am feſteſten halten — was meinen verbor- genen Menſchen am meiſten beſchäftiget, und in Bewe- gung ſetzt — das iſt mein Schatz, mein höchſtes Gut, mein Himmel, mein Gott! Man zeichne ſich nur eine Menge Namen vor — Gold, Rang, Ruhm, Wiſ- ſenſchaft, Kunſt, Beruf, Menſchen, Thiere, Lieb- habereyen, Freunde, Freundinnen, Wolluſt, —
Speiſe,
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[29[49]/0057]
Oeffentliche Vergeltung. Unſer Schatz.
den dürfe und ſolle, gewiſſe religiöſe Handlungen, die
blos privat und eigen perſönlich ſind, zu decken und ge-
heim zu halten.
35.
Dein Vater, der ins Verborgene ſiehet, wird
dir dein Faſten öffentlich vergelten — In eine
Klaſſe alſo mit Belohnungswürdigen Dingen wird das
Faſten geſetzt. Gebet, Almoſen, Faſten, wären
alſo drey von Chriſtus nicht misbilligte, vielmehr be-
liebte, durch Verheiſſungen poſitive große Verheiſſun-
gen ermunterte Uebungen? Und der ſollte ſich Jünger
Chriſti heiſſen dürfen — der von irgend einer dieſer
drey Uebungen nichts weiß?
Matth.
VI. 18.
36.
Unſer Schatz.
Wo euer Schatz iſt, da iſt auch euer Herz.
Warum doch die Menſchen die ſimpelſten, leichteſten Prü-
fungs-Mittel ihres Herzens ſo gern und ſo liſtig aus-
weichen? Wo mein Herz iſt, da iſt mein Schatz, wobey
meine Gedanken am liebſten verweilen — was ſie am
ſchwerſten verlaſſen, wozu ſie am ſchnellſten zurückkehren
— was ſie am feſteſten halten — was meinen verbor-
genen Menſchen am meiſten beſchäftiget, und in Bewe-
gung ſetzt — das iſt mein Schatz, mein höchſtes Gut,
mein Himmel, mein Gott! Man zeichne ſich nur eine
Menge Namen vor — Gold, Rang, Ruhm, Wiſ-
ſenſchaft, Kunſt, Beruf, Menſchen, Thiere, Lieb-
habereyen, Freunde, Freundinnen, Wolluſt, —
Speiſe,
Matth.
VI. 21.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 29[49]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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