euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird auch euer Vater, der im Himmel ist, euere Feh- ler nicht vergeben.
Wie weise vereinigt Jesus hier Gebeth, Glau- be und Liebe! Wie sorgfältig will Er das mit einan- der verbunden wissen, was seiner Natur nach unzertrenn- bar, in der menschlichen Seele nur Eins seyn sollte. Nie erhebt Christus Eine Kraft der Seele, Eine Tu- gend, Eine der Menschheit würdige Gesinnung auf Un- kosten der Andern. Er will nicht Glauben allein, nicht Liebe allein, sondern in einem und eben demselben Her- zen die reinsie, versöhnlichste Liebe, den festesten alle Natur bezwingenden Glauben. Er ist von nichts ent- fernter, wie davon: Ueber unumschränkte Kraft des Gebeths und des Glaubens, als über Unsinn und Schwär- merey zu spotten, wie es der profane Geist unsers Zeit- alters sich zur Religion macht. O des unchristlichen Geistes!
MarkusXII.
20. Nicht fern vom Reiche Gottes.
Und der Schriftgelehrte sprach zu Ihm: Mark. XII. 32-34.Du hast wahrlich recht geredet: Denn es ist Ein Gott, und keiner ausser Ihm. Und denselbigen lieben von ganzen Herzen, von ganzem Gemü- the, von ganzer Seele und von allen Kräften,
und
Markus XI.
euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, ſo wird auch euer Vater, der im Himmel iſt, euere Feh- ler nicht vergeben.
Wie weiſe vereinigt Jeſus hier Gebeth, Glau- be und Liebe! Wie ſorgfältig will Er das mit einan- der verbunden wiſſen, was ſeiner Natur nach unzertrenn- bar, in der menſchlichen Seele nur Eins ſeyn ſollte. Nie erhebt Chriſtus Eine Kraft der Seele, Eine Tu- gend, Eine der Menſchheit würdige Geſinnung auf Un- koſten der Andern. Er will nicht Glauben allein, nicht Liebe allein, ſondern in einem und eben demſelben Her- zen die reinſie, verſöhnlichſte Liebe, den feſteſten alle Natur bezwingenden Glauben. Er iſt von nichts ent- fernter, wie davon: Ueber unumſchränkte Kraft des Gebeths und des Glaubens, als über Unſinn und Schwär- merey zu ſpotten, wie es der profane Geiſt unſers Zeit- alters ſich zur Religion macht. O des unchriſtlichen Geiſtes!
MarkusXII.
20. Nicht fern vom Reiche Gottes.
Und der Schriftgelehrte ſprach zu Ihm: Mark. XII. 32-34.Du haſt wahrlich recht geredet: Denn es iſt Ein Gott, und keiner auſſer Ihm. Und denſelbigen lieben von ganzen Herzen, von ganzem Gemü- the, von ganzer Seele und von allen Kräften,
und
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[578[598]/0606]
Markus XI.
euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler.
Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, ſo wird
auch euer Vater, der im Himmel iſt, euere Feh-
ler nicht vergeben.
Wie weiſe vereinigt Jeſus hier Gebeth, Glau-
be und Liebe! Wie ſorgfältig will Er das mit einan-
der verbunden wiſſen, was ſeiner Natur nach unzertrenn-
bar, in der menſchlichen Seele nur Eins ſeyn ſollte.
Nie erhebt Chriſtus Eine Kraft der Seele, Eine Tu-
gend, Eine der Menſchheit würdige Geſinnung auf Un-
koſten der Andern. Er will nicht Glauben allein, nicht
Liebe allein, ſondern in einem und eben demſelben Her-
zen die reinſie, verſöhnlichſte Liebe, den feſteſten alle
Natur bezwingenden Glauben. Er iſt von nichts ent-
fernter, wie davon: Ueber unumſchränkte Kraft des
Gebeths und des Glaubens, als über Unſinn und Schwär-
merey zu ſpotten, wie es der profane Geiſt unſers Zeit-
alters ſich zur Religion macht. O des unchriſtlichen
Geiſtes!
Markus XII.
20.
Nicht fern vom Reiche Gottes.
Und der Schriftgelehrte ſprach zu Ihm:
Du haſt wahrlich recht geredet: Denn es iſt Ein
Gott, und keiner auſſer Ihm. Und denſelbigen
lieben von ganzen Herzen, von ganzem Gemü-
the, von ganzer Seele und von allen Kräften,
und
Mark. XII.
32-34.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 578[598]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/606>, abgerufen am 23.11.2024.
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