wir des Vaters unermeßliche Güte und Fürsorge bewun- dern und anbethen. Nur die stumpfste Nichtachtung dessen, was da ist -- die Lichtscheueste Nichtkenntniß des Vaters -- und eine unnatürliche Erkünstelung neuer, nicht wahrer Bedürfnisse kann uns nach und nach zu ei- nem Mißtrauen, einer Unruh und Aengstlichkeit führen, deren nur ein abgöttisches lichtloses Geschöpfe fähig ist -- Ein Christ seyn -- und ängstlich seyn in Ansehung seiner Erhaltung oder seines Schicksals kann durchaus nicht neben einander bestehen. Wer ängstlich ist, der glaubt nicht. Wer nicht glaubt, dem Vater nicht glaubt, dem reichsten, dem besten Vater nicht -- Wie kann der gutartiges Kind seyn? und wie ein Christ -- ohne gutartiges Kind des besten Vaters zu seyn?
43. Reich Gottes.
Matth. VI. 33.
Trachtet am ersten nach dem Reiche Got- tes und Gottes Gerechtigkeit, so wird Euch al- les andre zufallen. -- Das Bürgerrecht im Rei- che Gottes ist wohl das Erste, was ein Mensch, der nur Ein Wort von Unsterblichkeit gehört hat -- su- chen sollte! Theilhabung an einem Reiche, einer Gesell- schaft der beßten und mächtigsten Wesen, deren unmit- telbares Haupt -- Gott ist! Gott, wie Er in Christus sich zeigen, durch Ihn wirken kann -- Theilhabung an dem, was Gott selbst genießbar ist -- was Ihm Freu- de macht -- seine Lieblingssache ist -- ist doch wohl was Wünschenswerthes! Ein Zweck, dem wohl etwas auf-
geopfert
Matthäus VI.
wir des Vaters unermeßliche Güte und Fürſorge bewun- dern und anbethen. Nur die ſtumpfſte Nichtachtung deſſen, was da iſt — die Lichtſcheueſte Nichtkenntniß des Vaters — und eine unnatürliche Erkünſtelung neuer, nicht wahrer Bedürfniſſe kann uns nach und nach zu ei- nem Mißtrauen, einer Unruh und Aengſtlichkeit führen, deren nur ein abgöttiſches lichtloſes Geſchöpfe fähig iſt — Ein Chriſt ſeyn — und ängſtlich ſeyn in Anſehung ſeiner Erhaltung oder ſeines Schickſals kann durchaus nicht neben einander beſtehen. Wer ängſtlich iſt, der glaubt nicht. Wer nicht glaubt, dem Vater nicht glaubt, dem reichſten, dem beſten Vater nicht — Wie kann der gutartiges Kind ſeyn? und wie ein Chriſt — ohne gutartiges Kind des beſten Vaters zu ſeyn?
43. Reich Gottes.
Matth. VI. 33.
Trachtet am erſten nach dem Reiche Got- tes und Gottes Gerechtigkeit, ſo wird Euch al- les andre zufallen. — Das Bürgerrecht im Rei- che Gottes iſt wohl das Erſte, was ein Menſch, der nur Ein Wort von Unſterblichkeit gehört hat — ſu- chen ſollte! Theilhabung an einem Reiche, einer Geſell- ſchaft der beßten und mächtigſten Weſen, deren unmit- telbares Haupt — Gott iſt! Gott, wie Er in Chriſtus ſich zeigen, durch Ihn wirken kann — Theilhabung an dem, was Gott ſelbſt genießbar iſt — was Ihm Freu- de macht — ſeine Lieblingsſache iſt — iſt doch wohl was Wünſchenswerthes! Ein Zweck, dem wohl etwas auf-
geopfert
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[38[58]/0066]
Matthäus VI.
wir des Vaters unermeßliche Güte und Fürſorge bewun-
dern und anbethen. Nur die ſtumpfſte Nichtachtung
deſſen, was da iſt — die Lichtſcheueſte Nichtkenntniß des
Vaters — und eine unnatürliche Erkünſtelung neuer,
nicht wahrer Bedürfniſſe kann uns nach und nach zu ei-
nem Mißtrauen, einer Unruh und Aengſtlichkeit führen,
deren nur ein abgöttiſches lichtloſes Geſchöpfe fähig iſt
— Ein Chriſt ſeyn — und ängſtlich ſeyn in Anſehung
ſeiner Erhaltung oder ſeines Schickſals kann durchaus
nicht neben einander beſtehen. Wer ängſtlich iſt, der
glaubt nicht. Wer nicht glaubt, dem Vater nicht
glaubt, dem reichſten, dem beſten Vater nicht — Wie
kann der gutartiges Kind ſeyn? und wie ein Chriſt —
ohne gutartiges Kind des beſten Vaters zu ſeyn?
43.
Reich Gottes.
Trachtet am erſten nach dem Reiche Got-
tes und Gottes Gerechtigkeit, ſo wird Euch al-
les andre zufallen. — Das Bürgerrecht im Rei-
che Gottes iſt wohl das Erſte, was ein Menſch, der
nur Ein Wort von Unſterblichkeit gehört hat — ſu-
chen ſollte! Theilhabung an einem Reiche, einer Geſell-
ſchaft der beßten und mächtigſten Weſen, deren unmit-
telbares Haupt — Gott iſt! Gott, wie Er in Chriſtus
ſich zeigen, durch Ihn wirken kann — Theilhabung an
dem, was Gott ſelbſt genießbar iſt — was Ihm Freu-
de macht — ſeine Lieblingsſache iſt — iſt doch wohl was
Wünſchenswerthes! Ein Zweck, dem wohl etwas auf-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 38[58]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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