fen -- derselben Angesicht soll nicht zu schan- den werden.
Wir räsonniren immer, statt einfältig zu bitten. Dringende Noth, und kindliche Zuversicht zu Gott, dem Allgegenwärtigen und Allmächtigen, sollten alles räsonni- ren, und zweifeln verschlingen und unmöglich machen. Der Vater sollte dem Kinder sinn immer und immer allein mit Ausschliessung alles andern gegenwärtig seyn. Der Vater ist! Der Vater will! Der Vater hat! Der Vater kann! Vater! Es ist Dir alles mög- lich. -- Wer etwas sucht, vergißt über dem Suchen und unterm Suchen alles andere -- Er dringt durch al- les durch mit seinen Blicken und Gedanken zu dem, was er sucht. Neun und neunzig Schaafe, vergißt der Hirt über dem Einen aus Hundert, das verlohren gieng, und dem er nachgeht. So muß unser Bedürfniß, so unser Gebeth, unser Gottsuchen seyn, wenn die Verheis- sungen unsers Herrn uns angehen sollen. Dies drin- gende anhaltende des Bedürfnisses ist in allen Gleich- nissen hervorstehend. -- Noch einmal also -- Bey ei- nem dringenden aufliegenden Bedürfnisse mache den An- fang -- und dann setze nicht aus. Hüpfe nicht von Einem zum Andern. Hefte deine Seele auf Eines! Das dringendste! Lege zu unterst eine feste Stufe, worauf du, wenn du höher steigen willst, sicher fußen kannst.
Alle Bitten in der Welt, von wem und an wen und für wen und was sie geschehen mögen, wenn es wahre Bitten seyn sollen -- sind Ausdruck eines gefühlten, lä- stigen Bedürfnisses und unserer Zuversicht, daß
der,
Matthäus VII.
fen — derſelben Angeſicht ſoll nicht zu ſchan- den werden.
Wir räſonniren immer, ſtatt einfältig zu bitten. Dringende Noth, und kindliche Zuverſicht zu Gott, dem Allgegenwärtigen und Allmächtigen, ſollten alles räſonni- ren, und zweifeln verſchlingen und unmöglich machen. Der Vater ſollte dem Kinder ſinn immer und immer allein mit Ausſchlieſſung alles andern gegenwärtig ſeyn. Der Vater iſt! Der Vater will! Der Vater hat! Der Vater kann! Vater! Es iſt Dir alles mög- lich. — Wer etwas ſucht, vergißt über dem Suchen und unterm Suchen alles andere — Er dringt durch al- les durch mit ſeinen Blicken und Gedanken zu dem, was er ſucht. Neun und neunzig Schaafe, vergißt der Hirt über dem Einen aus Hundert, das verlohren gieng, und dem er nachgeht. So muß unſer Bedürfniß, ſo unſer Gebeth, unſer Gottſuchen ſeyn, wenn die Verheiſ- ſungen unſers Herrn uns angehen ſollen. Dies drin- gende anhaltende des Bedürfniſſes iſt in allen Gleich- niſſen hervorſtehend. — Noch einmal alſo — Bey ei- nem dringenden aufliegenden Bedürfniſſe mache den An- fang — und dann ſetze nicht aus. Hüpfe nicht von Einem zum Andern. Hefte deine Seele auf Eines! Das dringendſte! Lege zu unterſt eine feſte Stufe, worauf du, wenn du höher ſteigen willſt, ſicher fußen kannſt.
Alle Bitten in der Welt, von wem und an wen und für wen und was ſie geſchehen mögen, wenn es wahre Bitten ſeyn ſollen — ſind Ausdruck eines gefühlten, lä- ſtigen Bedürfniſſes und unſerer Zuverſicht, daß
der,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0076"n="48[68]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">VII.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">fen — derſelben Angeſicht ſoll nicht zu ſchan-<lb/>
den werden.</hi></p><lb/><p>Wir räſonniren immer, ſtatt einfältig zu bitten.<lb/>
Dringende Noth, und kindliche Zuverſicht zu Gott, dem<lb/>
Allgegenwärtigen und Allmächtigen, ſollten alles räſonni-<lb/>
ren, und zweifeln verſchlingen und unmöglich machen.<lb/>
Der Vater ſollte dem <hirendition="#fr">Kinder ſinn</hi> immer und immer<lb/>
allein mit Ausſchlieſſung alles andern gegenwärtig ſeyn.<lb/>
Der <hirendition="#fr">Vater</hi> iſt! Der <hirendition="#fr">Vater</hi> will! Der <hirendition="#fr">Vater</hi> hat!<lb/>
Der <hirendition="#fr">Vater</hi> kann! <hirendition="#fr">Vater! Es iſt Dir alles mög-<lb/>
lich.</hi>— Wer etwas <hirendition="#fr">ſucht,</hi> vergißt über dem Suchen<lb/>
und unterm Suchen alles andere — Er dringt durch al-<lb/>
les durch mit ſeinen Blicken und Gedanken zu dem, was<lb/>
er ſucht. <hirendition="#fr">Neun und neunzig Schaafe,</hi> vergißt der<lb/>
Hirt über dem <hirendition="#fr">Einen</hi> aus Hundert, das verlohren gieng,<lb/>
und dem er nachgeht. <hirendition="#fr">So</hi> muß unſer Bedürfniß, <hirendition="#fr">ſo</hi><lb/>
unſer Gebeth, unſer Gottſuchen ſeyn, wenn die Verheiſ-<lb/>ſungen unſers Herrn uns angehen ſollen. Dies <hirendition="#fr">drin-<lb/>
gende anhaltende</hi> des Bedürfniſſes iſt in allen Gleich-<lb/>
niſſen hervorſtehend. — Noch einmal alſo — Bey ei-<lb/>
nem dringenden aufliegenden Bedürfniſſe mache den An-<lb/>
fang — und dann ſetze nicht aus. Hüpfe nicht von<lb/>
Einem zum Andern. Hefte deine Seele auf Eines! Das<lb/>
dringendſte! Lege zu unterſt eine feſte Stufe, worauf du,<lb/>
wenn du höher ſteigen willſt, ſicher fußen kannſt.</p><lb/><p>Alle <hirendition="#fr">Bitten</hi> in der Welt, von wem und an wen<lb/>
und für wen und was ſie geſchehen mögen, wenn es wahre<lb/>
Bitten ſeyn ſollen —ſind Ausdruck eines gefühlten, lä-<lb/>ſtigen <hirendition="#fr">Bedürfniſſes</hi> und unſerer <hirendition="#fr">Zuverſicht,</hi> daß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[48[68]/0076]
Matthäus VII.
fen — derſelben Angeſicht ſoll nicht zu ſchan-
den werden.
Wir räſonniren immer, ſtatt einfältig zu bitten.
Dringende Noth, und kindliche Zuverſicht zu Gott, dem
Allgegenwärtigen und Allmächtigen, ſollten alles räſonni-
ren, und zweifeln verſchlingen und unmöglich machen.
Der Vater ſollte dem Kinder ſinn immer und immer
allein mit Ausſchlieſſung alles andern gegenwärtig ſeyn.
Der Vater iſt! Der Vater will! Der Vater hat!
Der Vater kann! Vater! Es iſt Dir alles mög-
lich. — Wer etwas ſucht, vergißt über dem Suchen
und unterm Suchen alles andere — Er dringt durch al-
les durch mit ſeinen Blicken und Gedanken zu dem, was
er ſucht. Neun und neunzig Schaafe, vergißt der
Hirt über dem Einen aus Hundert, das verlohren gieng,
und dem er nachgeht. So muß unſer Bedürfniß, ſo
unſer Gebeth, unſer Gottſuchen ſeyn, wenn die Verheiſ-
ſungen unſers Herrn uns angehen ſollen. Dies drin-
gende anhaltende des Bedürfniſſes iſt in allen Gleich-
niſſen hervorſtehend. — Noch einmal alſo — Bey ei-
nem dringenden aufliegenden Bedürfniſſe mache den An-
fang — und dann ſetze nicht aus. Hüpfe nicht von
Einem zum Andern. Hefte deine Seele auf Eines! Das
dringendſte! Lege zu unterſt eine feſte Stufe, worauf du,
wenn du höher ſteigen willſt, ſicher fußen kannſt.
Alle Bitten in der Welt, von wem und an wen
und für wen und was ſie geſchehen mögen, wenn es wahre
Bitten ſeyn ſollen — ſind Ausdruck eines gefühlten, lä-
ſtigen Bedürfniſſes und unſerer Zuverſicht, daß
der,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 48[68]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/76>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.