Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
zur Prüfung des physiognomischen Genies.
X.
Zwo ganze erdichtete männliche Silhouetten.

Die ganze Gestalt dieser beyden Männer wird Euch keinen übeln Begriff von ihrem Cha-
racter geben.

Jhre Gestalt, ihre Stellung, ihre Gebehrden, und ihre Mienen haben viel Em-
pfehlendes.

Der erste scheint mir scharfsinniger, als der zweyte zu seyn; nur kann ich den Philoso-
phen, der einem andern was vordemonstrirt, nicht in der unüberlegten, und unüberlegenden
Oberlippe finden.

Der zweyte hat das Profil eines klugen, gesetzten, ernsthaften Mannes. Die Nase nur
ist vorne zu abgeschliffen, die Stirne zu gemein.

Entweder redet er im Fortgehen mit sich selber, oder er hat einen kleinern Menschen vor
sich, dem er was erzählt -- Das Vorhängen des Hauptes gefällt mir zu dieser aufrichtigen Mie-
ne nicht ganz.

Nachstehende Vignette, eine Carrikatur eines herkulischen Gesichtes, dessen offne Augen un-
ter den horizontalen Augenbraunen und der festen Stirnmauer eisernen Muth flammen.

[Abbildung]

Y. Eine
G g 2
zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies.
X.
Zwo ganze erdichtete maͤnnliche Silhouetten.

Die ganze Geſtalt dieſer beyden Maͤnner wird Euch keinen uͤbeln Begriff von ihrem Cha-
racter geben.

Jhre Geſtalt, ihre Stellung, ihre Gebehrden, und ihre Mienen haben viel Em-
pfehlendes.

Der erſte ſcheint mir ſcharfſinniger, als der zweyte zu ſeyn; nur kann ich den Philoſo-
phen, der einem andern was vordemonſtrirt, nicht in der unuͤberlegten, und unuͤberlegenden
Oberlippe finden.

Der zweyte hat das Profil eines klugen, geſetzten, ernſthaften Mannes. Die Naſe nur
iſt vorne zu abgeſchliffen, die Stirne zu gemein.

Entweder redet er im Fortgehen mit ſich ſelber, oder er hat einen kleinern Menſchen vor
ſich, dem er was erzaͤhlt — Das Vorhaͤngen des Hauptes gefaͤllt mir zu dieſer aufrichtigen Mie-
ne nicht ganz.

Nachſtehende Vignette, eine Carrikatur eines herkuliſchen Geſichtes, deſſen offne Augen un-
ter den horizontalen Augenbraunen und der feſten Stirnmauer eiſernen Muth flammen.

[Abbildung]

Y. Eine
G g 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0341" n="227"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zur Pru&#x0364;fung des phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen Genies.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
Zwo ganze erdichtete ma&#x0364;nnliche Silhouetten.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie ganze Ge&#x017F;talt die&#x017F;er beyden Ma&#x0364;nner wird Euch keinen u&#x0364;beln Begriff von ihrem Cha-<lb/>
racter geben.</p><lb/>
            <p>Jhre Ge&#x017F;talt, ihre Stellung, ihre Gebehrden, und ihre Mienen haben viel Em-<lb/>
pfehlendes.</p><lb/>
            <p>Der er&#x017F;te &#x017F;cheint mir &#x017F;charf&#x017F;inniger, als der zweyte zu &#x017F;eyn; nur kann ich den Philo&#x017F;o-<lb/>
phen, der einem andern was vordemon&#x017F;trirt, nicht in der unu&#x0364;berlegten, und unu&#x0364;berlegenden<lb/>
Oberlippe finden.</p><lb/>
            <p>Der zweyte hat das Profil eines klugen, ge&#x017F;etzten, ern&#x017F;thaften Mannes. Die Na&#x017F;e nur<lb/>
i&#x017F;t vorne zu abge&#x017F;chliffen, die Stirne zu gemein.</p><lb/>
            <p>Entweder redet er im Fortgehen mit &#x017F;ich &#x017F;elber, oder er hat einen kleinern Men&#x017F;chen vor<lb/>
&#x017F;ich, dem er was erza&#x0364;hlt &#x2014; Das Vorha&#x0364;ngen des Hauptes gefa&#x0364;llt mir zu die&#x017F;er aufrichtigen Mie-<lb/>
ne nicht ganz.</p><lb/>
            <p>Nach&#x017F;tehende Vignette, eine Carrikatur eines herkuli&#x017F;chen Ge&#x017F;ichtes, de&#x017F;&#x017F;en offne Augen un-<lb/>
ter den horizontalen Augenbraunen und der fe&#x017F;ten Stirnmauer ei&#x017F;ernen Muth flammen.</p><lb/>
            <figure/>
          </div>
          <fw place="bottom" type="sig">G g 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Y.</hi> <hi rendition="#b">Eine</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0341] zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies. X. Zwo ganze erdichtete maͤnnliche Silhouetten. Die ganze Geſtalt dieſer beyden Maͤnner wird Euch keinen uͤbeln Begriff von ihrem Cha- racter geben. Jhre Geſtalt, ihre Stellung, ihre Gebehrden, und ihre Mienen haben viel Em- pfehlendes. Der erſte ſcheint mir ſcharfſinniger, als der zweyte zu ſeyn; nur kann ich den Philoſo- phen, der einem andern was vordemonſtrirt, nicht in der unuͤberlegten, und unuͤberlegenden Oberlippe finden. Der zweyte hat das Profil eines klugen, geſetzten, ernſthaften Mannes. Die Naſe nur iſt vorne zu abgeſchliffen, die Stirne zu gemein. Entweder redet er im Fortgehen mit ſich ſelber, oder er hat einen kleinern Menſchen vor ſich, dem er was erzaͤhlt — Das Vorhaͤngen des Hauptes gefaͤllt mir zu dieſer aufrichtigen Mie- ne nicht ganz. Nachſtehende Vignette, eine Carrikatur eines herkuliſchen Geſichtes, deſſen offne Augen un- ter den horizontalen Augenbraunen und der feſten Stirnmauer eiſernen Muth flammen. [Abbildung] Y. Eine G g 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/341
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/341>, abgerufen am 24.11.2024.