Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.Viertes Fragment. Einige Zeugnisse für die Physiognomik. Daß Zeugnisse und Authoritäten selbst in Sachen des Verstandes bey den meisten mehr gel- 1. Salomo.
2. Jesus, Sirachs Sohn. "Das Herz des Menschen ändert das Angesicht, es sey gut oder böse. Ein fröliches An- merket
Viertes Fragment. Einige Zeugniſſe fuͤr die Phyſiognomik. Daß Zeugniſſe und Authoritaͤten ſelbſt in Sachen des Verſtandes bey den meiſten mehr gel- 1. Salomo.
2. Jeſus, Sirachs Sohn. „Das Herz des Menſchen aͤndert das Angeſicht, es ſey gut oder boͤſe. Ein froͤliches An- merket
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Viertes Fragment.
Einige Zeugniſſe fuͤr die Phyſiognomik.
Daß Zeugniſſe und Authoritaͤten ſelbſt in Sachen des Verſtandes bey den meiſten mehr gel-
ten als Gruͤnde, — iſt gewiß. Jch fuͤhre alſo, um die ſchwaͤchern meiner Leſer einigermaßen
aufmerkſam zu machen, und um den ſtaͤrkern einige Populargruͤnde fuͤr die ſchwaͤchern an die Hand
zu geben, einige mehr und minder wichtige Zeugniſſe weiſer und gelehrter Maͤnner an, in deren
Geſellſchaft ausgelacht zu werden — ich mir zur Ehre rechne. Wenige unvollſtaͤndige Zeugniſſe, —
die aber dennoch nicht von allen Gruͤnden entbloͤßt, vielleicht manchem unerwartet und wichtig
ſeyn duͤrften.
1.
Salomo.
„Ein ſchalkhafter falſcher Menſch gehet daher mit einem verkehrten Munde: Mit ſeinen
„Augen winkt er: Er ſcharret mit ſeinen Fuͤßen. Er zeigets mit ſeinen Fingern. Er blinzelt mit
„ſeinen Augen, verkehrte Dinge zu denken, und wenn er ſeine Lefzen zuſammen beißet, ſo voll-
„bringt er Boͤſes. Spruͤchw. VI. 12. 13.
„Das Angeſicht des Weiſen zeiget Weisheit an, aber die Augen des Thoren ſchweifen
„durch alle Lande. XVI. 30.
„Wo Hoffart der Augen iſt, da iſt Stolzheit des Herzens. XVII. 24.
„Wenn ſich ſchon der Gottloſe in ſeinem Angeſicht feſt haͤlt, ſo verſtehet doch der Fromme
„ſein Vornehmen wohl. XXI. 4. 29.
„Es iſt eine Art, die ihre Augen erhoͤhet, und ihre Augenbraunen hoch aufwirft. XXX. 13.
2.
Jeſus, Sirachs Sohn.
„Das Herz des Menſchen aͤndert das Angeſicht, es ſey gut oder boͤſe. Ein froͤliches An-
„geſicht zeiget ein gut Herz an. Aus dem Angeſicht erkennt man den Mann und ein vernuͤnftiger
merket
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