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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Künstler.
Carolus Hedlinger. Zween Umrisse.
Dritte Tafel.
Des III. Ban-
des XLIX.
Tafel.

Kunstfertigkeit, Kunstsinn, Kunstadel, Kunstfleiß, Treue, Einfalt, Frömmigkeit, sind
im obern Gesichte ganz bestimmt gezeichnet. Die Nase, ohn' alle Staatsfeinheit --
beynah etwas gemein bürgerliches -- besonders im untern Umrisse. Jn der Gegend
zwischen den Augenbraunen sitzt der Kunstsinn -- der Fleiß in den Queerfurchen der Stirne?
das edle, innige, auffassende des Mundes -- weg in diesem Umrisse. Bürgerlich ist auch der
ganze Umriß, so wie er von der Parucke -- begränzt wird.

2) Wie das Hedlinger seyn könne, begreif ich nicht, wenn die vorhergehenden Gesichter
einigermaßen wahr waren. Könnt's, deucht's einen, wohl seyn -- wenn man diese nicht gesehen
hätte. Wäre unstreitig mehr Poesie, Großheit, Geistesblick drinn. Aber weg ist der alte, ehrliche,
bescheidene, fromme Eidesgenoß.

Von allen Porträten aber dieses wahrhaft edeln und großen Mannes ist keines, das die

Reinheit, Eleganz, den Adel und die unaussprechlich einfache Hoheit seines Styls
ausdrücke -- wie seine Medaille, wovon die Vignette Copey ist.

Wenn nachstehendes Profil, auch nur der Hauptform nach, ähnlich wäre -- es hätte
vollkommen das Gepräge aller seiner Arbeiten.

[Abbildung]

Sechstes
Phys. Fragm. III Versuch. Z
Kuͤnſtler.
Carolus Hedlinger. Zween Umriſſe.
Dritte Tafel.
Des III. Ban-
des XLIX.
Tafel.

Kunſtfertigkeit, Kunſtſinn, Kunſtadel, Kunſtfleiß, Treue, Einfalt, Froͤmmigkeit, ſind
im obern Geſichte ganz beſtimmt gezeichnet. Die Naſe, ohn’ alle Staatsfeinheit —
beynah etwas gemein buͤrgerliches — beſonders im untern Umriſſe. Jn der Gegend
zwiſchen den Augenbraunen ſitzt der Kunſtſinn — der Fleiß in den Queerfurchen der Stirne?
das edle, innige, auffaſſende des Mundes — weg in dieſem Umriſſe. Buͤrgerlich iſt auch der
ganze Umriß, ſo wie er von der Parucke — begraͤnzt wird.

2) Wie das Hedlinger ſeyn koͤnne, begreif ich nicht, wenn die vorhergehenden Geſichter
einigermaßen wahr waren. Koͤnnt’s, deucht’s einen, wohl ſeyn — wenn man dieſe nicht geſehen
haͤtte. Waͤre unſtreitig mehr Poeſie, Großheit, Geiſtesblick drinn. Aber weg iſt der alte, ehrliche,
beſcheidene, fromme Eidesgenoß.

Von allen Portraͤten aber dieſes wahrhaft edeln und großen Mannes iſt keines, das die

Reinheit, Eleganz, den Adel und die unausſprechlich einfache Hoheit ſeines Styls
ausdruͤcke — wie ſeine Medaille, wovon die Vignette Copey iſt.

Wenn nachſtehendes Profil, auch nur der Hauptform nach, aͤhnlich waͤre — es haͤtte
vollkommen das Gepraͤge aller ſeiner Arbeiten.

[Abbildung]

Sechstes
Phyſ. Fragm. III Verſuch. Z
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[177/0291] Kuͤnſtler. Carolus Hedlinger. Zween Umriſſe. Dritte Tafel. Kunſtfertigkeit, Kunſtſinn, Kunſtadel, Kunſtfleiß, Treue, Einfalt, Froͤmmigkeit, ſind im obern Geſichte ganz beſtimmt gezeichnet. Die Naſe, ohn’ alle Staatsfeinheit — beynah etwas gemein buͤrgerliches — beſonders im untern Umriſſe. Jn der Gegend zwiſchen den Augenbraunen ſitzt der Kunſtſinn — der Fleiß in den Queerfurchen der Stirne? das edle, innige, auffaſſende des Mundes — weg in dieſem Umriſſe. Buͤrgerlich iſt auch der ganze Umriß, ſo wie er von der Parucke — begraͤnzt wird. 2) Wie das Hedlinger ſeyn koͤnne, begreif ich nicht, wenn die vorhergehenden Geſichter einigermaßen wahr waren. Koͤnnt’s, deucht’s einen, wohl ſeyn — wenn man dieſe nicht geſehen haͤtte. Waͤre unſtreitig mehr Poeſie, Großheit, Geiſtesblick drinn. Aber weg iſt der alte, ehrliche, beſcheidene, fromme Eidesgenoß. Von allen Portraͤten aber dieſes wahrhaft edeln und großen Mannes iſt keines, das die Reinheit, Eleganz, den Adel und die unausſprechlich einfache Hoheit ſeines Styls ausdruͤcke — wie ſeine Medaille, wovon die Vignette Copey iſt. Wenn nachſtehendes Profil, auch nur der Hauptform nach, aͤhnlich waͤre — es haͤtte vollkommen das Gepraͤge aller ſeiner Arbeiten. [Abbildung] Sechstes Phyſ. Fragm. III Verſuch. Z

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/291>, abgerufen am 22.11.2024.