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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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Schriftstellen.
leitet die Herzen der Könige und der Unterthanen, wie Wasserbäche, wohin er will.
Der Herr ist deine Kraft, und macht deine Füße gleich den Hinden. Er hat Schmelz-
ofen und scharfe Seife zu reinigen und allen Rost wegzufegen ... Er nimmt das stei-
nerne Herz hin, und giebt ein fleischernes Herz.
Nicht setzt er einen Lappen rauhes Tuch
auf ein altes Kleid; faßt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche.
Marc. II. 21. 22. Auf ein
verdorbenes Gesicht legt er nicht ein Pflaster von Ehrbarkeit. Er wirkt aufs Jnnwen-
dige! aufs Gute, was noch da ist; daß die Verbreitung des Guten das Böse verschlinge. Denn
das Unkraut wird nie Waitzen. Und was er anfängt, vollendet er. Was Frucht trägt, rei-
nigt er, daß es mehr Frucht trage.
Joh. XV. Er reinigt seine Gemeine, bis er sie sich
darstellen kann unsträflich, ohne Flecken oder Runzeln, oder etwas dergleichen.
Ephes. V.
27. Und der Reiniger ist ein Mensch, der seinen Brüdern in allen Dingen gleich ward,
auf daß er barmherzig und ein treuer Hoherpriester würde -- der selbst gelitten hat, selbst
versucht worden ist, und also denen, die versucht werden, helfen kann.
Hebr. II. 17. Aber
dann auch -- was Gott gereinigt hat, das verunreinige du nicht wieder! -- Diesen Trost
des Geistes der Wahrheit, Bruder, weisest du nicht ab mit einem verachtenden "Gepredigt?" --
Jch bin Prediger, und schäme mich nicht, es zu seyn, im physiognomischen Fragmente, und in
der Waisenkirche zu Zürich ... Religion ist mir Physiognomik, und Physiognomik
Religion.
Offenbarung des Guten, das in Gott ist, durch Formen und Mienen des Tugendhaf-
ten und Frommen -- Offenbarung des Bösen, das im Satan ist, durch Formen und Mie-
nen des Lasterhaften und Gottlosen. Sieg des Guten über das Böse! des Göttlichen über
das Ungöttliche! Sünde und Tod, verschlungen vom Glauben und Leben! von Liebe und
Kraft -- -- Erneuerung des Geistes; Anziehung des neuen Menschen nach Got-
tes Bilde gerecht und heilig.
Ephes. IV. Siehe das ist meine Religion und Physiog-
nomik.
Wenn unser Leib des Herrn ist; unsere Glieder, Christi Glieder; wenn ein
Geist ist mit dem Herrn, wer ihm anhängt;
1 Cor. VI. was ist die Physiognomik? --
Jch in ihnen, und du in mir!
Joh. XVII. Können wenigere einfachere Worte mehr sa-
gen -- als diese? Mehr aufschließen -- den Anfang und das Ende aller -- Religion und alles

dessen,

Schriftſtellen.
leitet die Herzen der Koͤnige und der Unterthanen, wie Waſſerbaͤche, wohin er will.
Der Herr iſt deine Kraft, und macht deine Fuͤße gleich den Hinden. Er hat Schmelz-
ofen und ſcharfe Seife zu reinigen und allen Roſt wegzufegen ... Er nimmt das ſtei-
nerne Herz hin, und giebt ein fleiſchernes Herz.
Nicht ſetzt er einen Lappen rauhes Tuch
auf ein altes Kleid; faßt auch nicht neuen Wein in alte Schlaͤuche.
Marc. II. 21. 22. Auf ein
verdorbenes Geſicht legt er nicht ein Pflaſter von Ehrbarkeit. Er wirkt aufs Jnnwen-
dige! aufs Gute, was noch da iſt; daß die Verbreitung des Guten das Boͤſe verſchlinge. Denn
das Unkraut wird nie Waitzen. Und was er anfaͤngt, vollendet er. Was Frucht traͤgt, rei-
nigt er, daß es mehr Frucht trage.
Joh. XV. Er reinigt ſeine Gemeine, bis er ſie ſich
darſtellen kann unſtraͤflich, ohne Flecken oder Runzeln, oder etwas dergleichen.
Epheſ. V.
27. Und der Reiniger iſt ein Menſch, der ſeinen Bruͤdern in allen Dingen gleich ward,
auf daß er barmherzig und ein treuer Hoherprieſter wuͤrde — der ſelbſt gelitten hat, ſelbſt
verſucht worden iſt, und alſo denen, die verſucht werden, helfen kann.
Hebr. II. 17. Aber
dann auch — was Gott gereinigt hat, das verunreinige du nicht wieder! — Dieſen Troſt
des Geiſtes der Wahrheit, Bruder, weiſeſt du nicht ab mit einem verachtenden „Gepredigt?“ —
Jch bin Prediger, und ſchaͤme mich nicht, es zu ſeyn, im phyſiognomiſchen Fragmente, und in
der Waiſenkirche zu Zuͤrich ... Religion iſt mir Phyſiognomik, und Phyſiognomik
Religion.
Offenbarung des Guten, das in Gott iſt, durch Formen und Mienen des Tugendhaf-
ten und Frommen — Offenbarung des Boͤſen, das im Satan iſt, durch Formen und Mie-
nen des Laſterhaften und Gottloſen. Sieg des Guten uͤber das Boͤſe! des Goͤttlichen uͤber
das Ungoͤttliche! Suͤnde und Tod, verſchlungen vom Glauben und Leben! von Liebe und
Kraft — — Erneuerung des Geiſtes; Anziehung des neuen Menſchen nach Got-
tes Bilde gerecht und heilig.
Epheſ. IV. Siehe das iſt meine Religion und Phyſiog-
nomik.
Wenn unſer Leib des Herrn iſt; unſere Glieder, Chriſti Glieder; wenn ein
Geiſt iſt mit dem Herrn, wer ihm anhaͤngt;
1 Cor. VI. was iſt die Phyſiognomik? —
Jch in ihnen, und du in mir!
Joh. XVII. Koͤnnen wenigere einfachere Worte mehr ſa-
gen — als dieſe? Mehr aufſchließen — den Anfang und das Ende aller — Religion und alles

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[215/0245] Schriftſtellen. leitet die Herzen der Koͤnige und der Unterthanen, wie Waſſerbaͤche, wohin er will. Der Herr iſt deine Kraft, und macht deine Fuͤße gleich den Hinden. Er hat Schmelz- ofen und ſcharfe Seife zu reinigen und allen Roſt wegzufegen ... Er nimmt das ſtei- nerne Herz hin, und giebt ein fleiſchernes Herz. Nicht ſetzt er einen Lappen rauhes Tuch auf ein altes Kleid; faßt auch nicht neuen Wein in alte Schlaͤuche. Marc. II. 21. 22. Auf ein verdorbenes Geſicht legt er nicht ein Pflaſter von Ehrbarkeit. Er wirkt aufs Jnnwen- dige! aufs Gute, was noch da iſt; daß die Verbreitung des Guten das Boͤſe verſchlinge. Denn das Unkraut wird nie Waitzen. Und was er anfaͤngt, vollendet er. Was Frucht traͤgt, rei- nigt er, daß es mehr Frucht trage. Joh. XV. Er reinigt ſeine Gemeine, bis er ſie ſich darſtellen kann unſtraͤflich, ohne Flecken oder Runzeln, oder etwas dergleichen. Epheſ. V. 27. Und der Reiniger iſt ein Menſch, der ſeinen Bruͤdern in allen Dingen gleich ward, auf daß er barmherzig und ein treuer Hoherprieſter wuͤrde — der ſelbſt gelitten hat, ſelbſt verſucht worden iſt, und alſo denen, die verſucht werden, helfen kann. Hebr. II. 17. Aber dann auch — was Gott gereinigt hat, das verunreinige du nicht wieder! — Dieſen Troſt des Geiſtes der Wahrheit, Bruder, weiſeſt du nicht ab mit einem verachtenden „Gepredigt?“ — Jch bin Prediger, und ſchaͤme mich nicht, es zu ſeyn, im phyſiognomiſchen Fragmente, und in der Waiſenkirche zu Zuͤrich ... Religion iſt mir Phyſiognomik, und Phyſiognomik Religion. Offenbarung des Guten, das in Gott iſt, durch Formen und Mienen des Tugendhaf- ten und Frommen — Offenbarung des Boͤſen, das im Satan iſt, durch Formen und Mie- nen des Laſterhaften und Gottloſen. Sieg des Guten uͤber das Boͤſe! des Goͤttlichen uͤber das Ungoͤttliche! Suͤnde und Tod, verſchlungen vom Glauben und Leben! von Liebe und Kraft — — Erneuerung des Geiſtes; Anziehung des neuen Menſchen nach Got- tes Bilde gerecht und heilig. Epheſ. IV. Siehe das iſt meine Religion und Phyſiog- nomik. Wenn unſer Leib des Herrn iſt; unſere Glieder, Chriſti Glieder; wenn ein Geiſt iſt mit dem Herrn, wer ihm anhaͤngt; 1 Cor. VI. was iſt die Phyſiognomik? — Jch in ihnen, und du in mir! Joh. XVII. Koͤnnen wenigere einfachere Worte mehr ſa- gen — als dieſe? Mehr aufſchließen — den Anfang und das Ende aller — Religion und alles deſſen,

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/245>, abgerufen am 23.11.2024.