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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

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seyn meiner Uebertretungen, meines Undankes gegen
dich, der unbesonnen Anwendung dieser Zeit, aller
Thorheiten meines Lebens, angst und bange machen.
Das ist die bitterste Hölle, das ist der Wurm, der
da naget und nicht stirbet, das ist das Feuer, das
da brennet und nicht verlöschet. O Herr! errette
mich. Wende dich, Herr, und errette meine Seele,
hilf mir um deiner Güte willen. Amen.

IV.

Jesu! deine Tröstungen ergötzen doch itzo meine
Seele, denn Angst ist nahe, und kein Helfer da
ausser dir! bald soll es entschieden werden, was ich
seyn soll ewiglich, selig -- oder verdammet -- Frage
ich mein Gewissen, forsche ich in dem Gesetze, was
ich verdienet? so ist das Urtheil so traurig, daß
sich meine Seele entsetzen muß vor Furcht und
Erwartung der Dinge, die da kommen sollen.
Deine Religion, die Wahrheiten, die sie ver-
kündiget, sind nun mein einziger Trost. Lieb-
reicher Mittler, sie versichern mich, daß du ge-
kommen seyst zu suchen und selig zu machen was
verloren ist; daß du mich erlöset habest vom Fluch
des Gesetzes, da du warest ein Fluch für mich. O
du, der du überschwenglich mehr thun kannst, als
wir bitten und verstehen, erfreue mein geängstetes
Herze im Todeskampfe mit diesen deinen Tröstun-
gen; mache mich gewiß, daß meine Sünde bedecket
und meine Uebertretungen vergeben seyn, daß mir
meine Missethaten nicht zugerechnet werden. Sey
mir genädig, o Jesu! laß leuchten dein Antlitz
über mich, auf daß meine Seele ewiglich genese.
Amen.

V. Mei-

ſeyn meiner Uebertretungen, meines Undankes gegen
dich, der unbeſonnen Anwendung dieſer Zeit, aller
Thorheiten meines Lebens, angſt und bange machen.
Das iſt die bitterſte Hölle, das iſt der Wurm, der
da naget und nicht ſtirbet, das iſt das Feuer, das
da brennet und nicht verlöſchet. O Herr! errette
mich. Wende dich, Herr, und errette meine Seele,
hilf mir um deiner Güte willen. Amen.

IV.

Jeſu! deine Tröſtungen ergötzen doch itzo meine
Seele, denn Angſt iſt nahe, und kein Helfer da
auſſer dir! bald ſoll es entſchieden werden, was ich
ſeyn ſoll ewiglich, ſelig — oder verdammet — Frage
ich mein Gewiſſen, forſche ich in dem Geſetze, was
ich verdienet? ſo iſt das Urtheil ſo traurig, daß
ſich meine Seele entſetzen muß vor Furcht und
Erwartung der Dinge, die da kommen ſollen.
Deine Religion, die Wahrheiten, die ſie ver-
kündiget, ſind nun mein einziger Troſt. Lieb-
reicher Mittler, ſie verſichern mich, daß du ge-
kommen ſeyſt zu ſuchen und ſelig zu machen was
verloren iſt; daß du mich erlöſet habeſt vom Fluch
des Geſetzes, da du wareſt ein Fluch für mich. O
du, der du überſchwenglich mehr thun kannſt, als
wir bitten und verſtehen, erfreue mein geängſtetes
Herze im Todeskampfe mit dieſen deinen Tröſtun-
gen; mache mich gewiß, daß meine Sünde bedecket
und meine Uebertretungen vergeben ſeyn, daß mir
meine Miſſethaten nicht zugerechnet werden. Sey
mir genädig, o Jeſu! laß leuchten dein Antlitz
über mich, auf daß meine Seele ewiglich geneſe.
Amen.

V. Mei-
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[108/0110] ſeyn meiner Uebertretungen, meines Undankes gegen dich, der unbeſonnen Anwendung dieſer Zeit, aller Thorheiten meines Lebens, angſt und bange machen. Das iſt die bitterſte Hölle, das iſt der Wurm, der da naget und nicht ſtirbet, das iſt das Feuer, das da brennet und nicht verlöſchet. O Herr! errette mich. Wende dich, Herr, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen. Amen. IV. Jeſu! deine Tröſtungen ergötzen doch itzo meine Seele, denn Angſt iſt nahe, und kein Helfer da auſſer dir! bald ſoll es entſchieden werden, was ich ſeyn ſoll ewiglich, ſelig — oder verdammet — Frage ich mein Gewiſſen, forſche ich in dem Geſetze, was ich verdienet? ſo iſt das Urtheil ſo traurig, daß ſich meine Seele entſetzen muß vor Furcht und Erwartung der Dinge, die da kommen ſollen. Deine Religion, die Wahrheiten, die ſie ver- kündiget, ſind nun mein einziger Troſt. Lieb- reicher Mittler, ſie verſichern mich, daß du ge- kommen ſeyſt zu ſuchen und ſelig zu machen was verloren iſt; daß du mich erlöſet habeſt vom Fluch des Geſetzes, da du wareſt ein Fluch für mich. O du, der du überſchwenglich mehr thun kannſt, als wir bitten und verſtehen, erfreue mein geängſtetes Herze im Todeskampfe mit dieſen deinen Tröſtun- gen; mache mich gewiß, daß meine Sünde bedecket und meine Uebertretungen vergeben ſeyn, daß mir meine Miſſethaten nicht zugerechnet werden. Sey mir genädig, o Jeſu! laß leuchten dein Antlitz über mich, auf daß meine Seele ewiglich geneſe. Amen. V. Mei-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/110>, abgerufen am 26.06.2024.