Wenn ich schon wandere im finstern Thal, fürchte ich mich nicht, du bist bey mir; dein Stecken und dein Stab trösten mich. Gott! welche Dun- kelheit umgiebet uns! Ganz mit schwarzem drohen- dem Gewölke ist der Himmel umzogen. Es kann Nahrung zur Entzündung des fürchterlichsten Feuers, es können Schloßen zur Verderbung unsers Feldes, unserer Häuser, unsers Habes und unserer Güter, zur Tödtung der Menschen und des Viehes darin- nen verborgen seyn. Wie bald kann dein Donner losbrechen und alles, was da lebet und Empfindung hat, mit Schrecken erfüllen! Wie plötzlich kann der Blitz auf deinen Befehl alles zu Grunde richten, verzehren und verderben! Nur deinen Willen be- darf es, so sind wir durch deinen Hagel in den entsetzlichsten Schaden und Jammer versetzet. Ach Gott, erbarme dich unser! Gebeut dem Gewölke, daß es sich zerstreue, und das Wetter nicht aus- richte, was unsere Sünden verdienet haben. Deine schützende, deine rettende Gnade walte über uns, wie wir auf dich hoffen! Amen.
III.
Herr, Herr was kannst du thun, wenn du eine sündigende Welt nach der Maaße ihrer Ueber- tretungen strafen und nur nach strenger Gerechtigkeit sie behandeln willt! Wir sind nichts, alles, was du uns gegeben hast, ist verloren, unsere Hoffnung auf irrdische Güter sind wie der Staub vom Winde zerstreuet, wenn du deine Macht gebrau- chen willt, uns zu verderben. Hingerücket zum Ge- richte, das schrecklicher ist, als alles, was wir hie- nieden fürchterlich nennen, plötzlich getödtet durch
deinen
II.
Wenn ich ſchon wandere im finſtern Thal, fürchte ich mich nicht, du biſt bey mir; dein Stecken und dein Stab tröſten mich. Gott! welche Dun- kelheit umgiebet uns! Ganz mit ſchwarzem drohen- dem Gewölke iſt der Himmel umzogen. Es kann Nahrung zur Entzündung des fürchterlichſten Feuers, es können Schloßen zur Verderbung unſers Feldes, unſerer Häuſer, unſers Habes und unſerer Güter, zur Tödtung der Menſchen und des Viehes darin- nen verborgen ſeyn. Wie bald kann dein Donner losbrechen und alles, was da lebet und Empfindung hat, mit Schrecken erfüllen! Wie plötzlich kann der Blitz auf deinen Befehl alles zu Grunde richten, verzehren und verderben! Nur deinen Willen be- darf es, ſo ſind wir durch deinen Hagel in den entſetzlichſten Schaden und Jammer verſetzet. Ach Gott, erbarme dich unſer! Gebeut dem Gewölke, daß es ſich zerſtreue, und das Wetter nicht aus- richte, was unſere Sünden verdienet haben. Deine ſchützende, deine rettende Gnade walte über uns, wie wir auf dich hoffen! Amen.
III.
Herr, Herr was kannſt du thun, wenn du eine ſündigende Welt nach der Maaße ihrer Ueber- tretungen ſtrafen und nur nach ſtrenger Gerechtigkeit ſie behandeln willt! Wir ſind nichts, alles, was du uns gegeben haſt, iſt verloren, unſere Hoffnung auf irrdiſche Güter ſind wie der Staub vom Winde zerſtreuet, wenn du deine Macht gebrau- chen willt, uns zu verderben. Hingerücket zum Ge- richte, das ſchrecklicher iſt, als alles, was wir hie- nieden fürchterlich nennen, plötzlich getödtet durch
deinen
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II.
Wenn ich ſchon wandere im finſtern Thal, fürchte
ich mich nicht, du biſt bey mir; dein Stecken
und dein Stab tröſten mich. Gott! welche Dun-
kelheit umgiebet uns! Ganz mit ſchwarzem drohen-
dem Gewölke iſt der Himmel umzogen. Es kann
Nahrung zur Entzündung des fürchterlichſten Feuers,
es können Schloßen zur Verderbung unſers Feldes,
unſerer Häuſer, unſers Habes und unſerer Güter,
zur Tödtung der Menſchen und des Viehes darin-
nen verborgen ſeyn. Wie bald kann dein Donner
losbrechen und alles, was da lebet und Empfindung
hat, mit Schrecken erfüllen! Wie plötzlich kann der
Blitz auf deinen Befehl alles zu Grunde richten,
verzehren und verderben! Nur deinen Willen be-
darf es, ſo ſind wir durch deinen Hagel in den
entſetzlichſten Schaden und Jammer verſetzet. Ach
Gott, erbarme dich unſer! Gebeut dem Gewölke,
daß es ſich zerſtreue, und das Wetter nicht aus-
richte, was unſere Sünden verdienet haben. Deine
ſchützende, deine rettende Gnade walte über uns, wie
wir auf dich hoffen! Amen.
III.
Herr, Herr was kannſt du thun, wenn du eine
ſündigende Welt nach der Maaße ihrer Ueber-
tretungen ſtrafen und nur nach ſtrenger Gerechtigkeit
ſie behandeln willt! Wir ſind nichts, alles, was
du uns gegeben haſt, iſt verloren, unſere Hoffnung
auf irrdiſche Güter ſind wie der Staub vom
Winde zerſtreuet, wenn du deine Macht gebrau-
chen willt, uns zu verderben. Hingerücket zum Ge-
richte, das ſchrecklicher iſt, als alles, was wir hie-
nieden fürchterlich nennen, plötzlich getödtet durch
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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/120>, abgerufen am 26.06.2024.
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