Freylich ist es, o Gott, die Natur, die sich itzo erhebet und uns in ihren fürchterlichen Wirkun- gen Gefahr, Beschädigungen unsers Leibes, plötzli- che Beraubung unserer Güter, Verderbung unserer Felder, der Früchte und des Getreides, die zu un- serer Nahrung dienen, selbst Verlust unseres Le- bens, drohet. Sie stehet unter deiner Gewalt und deine Vorsicht, die alles regieret, hat ihren Lauf bestimmet, regieret ihn noch nach weisem Wohlge- fallen. Thörichte Menschen! Gottesvergessene! die nur itzo beben, da der Blitz, der nicht beschädigen kann ohne deinen Willen, sie mit fürchterlichem Glanze umleuchtet; da der Donner, der das Erd- reich erschüttert, um es fruchtbar zu machen, zu ihren Ohren mit schrecklichem Schalle dringet. Herr, Herr, laß diese Thorheit ferne seyn von mei- nem Herzen. Kindliche Furcht, die dich als Va- ter, als unumschränkten, aber weisen und gütigen Beherrscher, ehret, erfülle meine Seele! O wie sicher bin ich unter deinem Schutze! du kannst das Unglück von mir abwenden; du kannst das Wetter über meinem Haupte wegführen, daß ich, daß meine Brüder, deren Gefahr und Jammer mir gleich nahe gehet, als mein eigen Unglück, unbeschädiget blei- ben. Herr sey bey uns! verlaß uns nicht mit deiner Hülfe, wende deinen Zorn von uns ab. Sey uns gnädig! Amen.
II.
H 3
Wettergebete.
I.
Freylich iſt es, o Gott, die Natur, die ſich itzo erhebet und uns in ihren fürchterlichen Wirkun- gen Gefahr, Beſchädigungen unſers Leibes, plötzli- che Beraubung unſerer Güter, Verderbung unſerer Felder, der Früchte und des Getreides, die zu un- ſerer Nahrung dienen, ſelbſt Verluſt unſeres Le- bens, drohet. Sie ſtehet unter deiner Gewalt und deine Vorſicht, die alles regieret, hat ihren Lauf beſtimmet, regieret ihn noch nach weiſem Wohlge- fallen. Thörichte Menſchen! Gottesvergeſſene! die nur itzo beben, da der Blitz, der nicht beſchädigen kann ohne deinen Willen, ſie mit fürchterlichem Glanze umleuchtet; da der Donner, der das Erd- reich erſchüttert, um es fruchtbar zu machen, zu ihren Ohren mit ſchrecklichem Schalle dringet. Herr, Herr, laß dieſe Thorheit ferne ſeyn von mei- nem Herzen. Kindliche Furcht, die dich als Va- ter, als unumſchränkten, aber weiſen und gütigen Beherrſcher, ehret, erfülle meine Seele! O wie ſicher bin ich unter deinem Schutze! du kannſt das Unglück von mir abwenden; du kannſt das Wetter über meinem Haupte wegführen, daß ich, daß meine Brüder, deren Gefahr und Jammer mir gleich nahe gehet, als mein eigen Unglück, unbeſchädiget blei- ben. Herr ſey bey uns! verlaß uns nicht mit deiner Hülfe, wende deinen Zorn von uns ab. Sey uns gnädig! Amen.
II.
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Wettergebete.
I.
Freylich iſt es, o Gott, die Natur, die ſich itzo
erhebet und uns in ihren fürchterlichen Wirkun-
gen Gefahr, Beſchädigungen unſers Leibes, plötzli-
che Beraubung unſerer Güter, Verderbung unſerer
Felder, der Früchte und des Getreides, die zu un-
ſerer Nahrung dienen, ſelbſt Verluſt unſeres Le-
bens, drohet. Sie ſtehet unter deiner Gewalt und
deine Vorſicht, die alles regieret, hat ihren Lauf
beſtimmet, regieret ihn noch nach weiſem Wohlge-
fallen. Thörichte Menſchen! Gottesvergeſſene! die
nur itzo beben, da der Blitz, der nicht beſchädigen
kann ohne deinen Willen, ſie mit fürchterlichem
Glanze umleuchtet; da der Donner, der das Erd-
reich erſchüttert, um es fruchtbar zu machen, zu
ihren Ohren mit ſchrecklichem Schalle dringet.
Herr, Herr, laß dieſe Thorheit ferne ſeyn von mei-
nem Herzen. Kindliche Furcht, die dich als Va-
ter, als unumſchränkten, aber weiſen und gütigen
Beherrſcher, ehret, erfülle meine Seele! O wie
ſicher bin ich unter deinem Schutze! du kannſt das
Unglück von mir abwenden; du kannſt das Wetter
über meinem Haupte wegführen, daß ich, daß meine
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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/119>, abgerufen am 26.06.2024.
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