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Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

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schweigen, und meinen Mund nicht aufthun; du
Herr! wirst es wohl machen.

Zur Zeit des Mangels und der
Sorgen der Nahrung.
1.
Jch bin arm und elend, der Herr aber sorget für mich.
Psalm 40, 18.

Mit betrübtem Herzen erkenne ich es vor dir, all-
wissender und gerechter Gott! daß ich nicht
nur diesen mich drückenden Mangel, sondern noch
weit härtere Begegnisse wohl verdienet hätte. Auch
bin ich vielleicht was diese meine Armuth betrift,
nicht ganz ohne Schuld. Aber um deiner grundlo-
sen Barmherzigkeit willen sey mir gnädig! Siehe
an meinen Jammer und mein Elend und vergieb mir
alle meine Sünde. Sorge für mich, wie du für
alle deine Geschöpfe als ein zärtlich gesinnter Vater
zu sorgen pflegest. Stille mein betrübtes Herz durch
die Hoffnung auf deine gnädige Hülfe; zu dir allein
steht mein Vertrauen. Du bist der Waisen Schutz;
der Verlassenen Trost; der Fremdlingen Beystand.
Jn deiner Hand steht es meinen Mangel zu ändern
und in Ueberfluß zu verkehren. Doch ich verlange
Reichthum nicht: Laß mich nur mein bescheiden Theil
Speise dahin nehmen; laß mich nur in den Ver-
suchungen des Mangels nicht unterliegen. Stärke
meine Gesundheit zu den Geschäften des Lebens.
Gieb mir Klugheit in meinen Werken, einen erlaub-
ten Vortheil zu gewinnen. Eröfne mir die Wege
auf denen ich zu einer reichlichern Nahrung gelangen
kann. Nicht bitte ich dieß alles, dich zu lehren mein

Gott!

ſchweigen, und meinen Mund nicht aufthun; du
Herr! wirſt es wohl machen.

Zur Zeit des Mangels und der
Sorgen der Nahrung.
1.
Jch bin arm und elend, der Herr aber ſorget für mich.
Pſalm 40, 18.

Mit betrübtem Herzen erkenne ich es vor dir, all-
wiſſender und gerechter Gott! daß ich nicht
nur dieſen mich drückenden Mangel, ſondern noch
weit härtere Begegniſſe wohl verdienet hätte. Auch
bin ich vielleicht was dieſe meine Armuth betrift,
nicht ganz ohne Schuld. Aber um deiner grundlo-
ſen Barmherzigkeit willen ſey mir gnädig! Siehe
an meinen Jammer und mein Elend und vergieb mir
alle meine Sünde. Sorge für mich, wie du für
alle deine Geſchöpfe als ein zärtlich geſinnter Vater
zu ſorgen pflegeſt. Stille mein betrübtes Herz durch
die Hoffnung auf deine gnädige Hülfe; zu dir allein
ſteht mein Vertrauen. Du biſt der Waiſen Schutz;
der Verlaſſenen Troſt; der Fremdlingen Beyſtand.
Jn deiner Hand ſteht es meinen Mangel zu ändern
und in Ueberfluß zu verkehren. Doch ich verlange
Reichthum nicht: Laß mich nur mein beſcheiden Theil
Speiſe dahin nehmen; laß mich nur in den Ver-
ſuchungen des Mangels nicht unterliegen. Stärke
meine Geſundheit zu den Geſchäften des Lebens.
Gieb mir Klugheit in meinen Werken, einen erlaub-
ten Vortheil zu gewinnen. Eröfne mir die Wege
auf denen ich zu einer reichlichern Nahrung gelangen
kann. Nicht bitte ich dieß alles, dich zu lehren mein

Gott!
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[59/0061] ſchweigen, und meinen Mund nicht aufthun; du Herr! wirſt es wohl machen. Zur Zeit des Mangels und der Sorgen der Nahrung. 1. Jch bin arm und elend, der Herr aber ſorget für mich. Pſalm 40, 18. Mit betrübtem Herzen erkenne ich es vor dir, all- wiſſender und gerechter Gott! daß ich nicht nur dieſen mich drückenden Mangel, ſondern noch weit härtere Begegniſſe wohl verdienet hätte. Auch bin ich vielleicht was dieſe meine Armuth betrift, nicht ganz ohne Schuld. Aber um deiner grundlo- ſen Barmherzigkeit willen ſey mir gnädig! Siehe an meinen Jammer und mein Elend und vergieb mir alle meine Sünde. Sorge für mich, wie du für alle deine Geſchöpfe als ein zärtlich geſinnter Vater zu ſorgen pflegeſt. Stille mein betrübtes Herz durch die Hoffnung auf deine gnädige Hülfe; zu dir allein ſteht mein Vertrauen. Du biſt der Waiſen Schutz; der Verlaſſenen Troſt; der Fremdlingen Beyſtand. Jn deiner Hand ſteht es meinen Mangel zu ändern und in Ueberfluß zu verkehren. Doch ich verlange Reichthum nicht: Laß mich nur mein beſcheiden Theil Speiſe dahin nehmen; laß mich nur in den Ver- ſuchungen des Mangels nicht unterliegen. Stärke meine Geſundheit zu den Geſchäften des Lebens. Gieb mir Klugheit in meinen Werken, einen erlaub- ten Vortheil zu gewinnen. Eröfne mir die Wege auf denen ich zu einer reichlichern Nahrung gelangen kann. Nicht bitte ich dieß alles, dich zu lehren mein Gott!

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/61>, abgerufen am 18.06.2024.