Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

stellte. Er nimmt es sich vielleicht im vollem Ernste
vor, die Tugend um ihrer Würde und süssen Früchte
Willen zu ehren und auszuüben, und vor dem La-
ster, weil es immer verderbenden Schaden mit
sich führet, zu fliehen. Aber wo ist das Vermö-
gen, wo sind die siegende Beweggründe, die dem
Vorsatz Kraft geben, ihn unverbrüchlich und be-
ständig zu erfüllen, alle Hindernisse des eigenen bösen
Willens, zu überwinden, äusserlichen und innerlichen
Versuchungen mit tapfern und unbeweglichen Mu-
the zu widerstehen? Das alles, göttlicher Mittler
kommt von deiner Gnade. Das ist das Heil,
daß du dem Volke, daß von Natur in Finsterniß
und Schatten des Todes saß, so herrlich hergestellt
hast. Ach Herr! wir geniessen dieses über alles
schätzbare Heil, in dir, in deinem Verdienste, durch
dein Wort, das uns unterrichtet und weise macht.
Wir wollen es redlich gebrauchen zur Belehrung
unseres Verstandes, und zur richtigen Bildung
unserer Begierden, unsers Willens, unsers Tichtens
und unsers Trachtens. Jesu! gütigster Jesu!
hilf uns, daß wir durch deinen Beystand gerecht
und heilig werden, und so im treuen Gebrauche
deiner Gnade verharren, bis wir dich sehen von
Angesicht zu Angesicht, in ewiger Freud und seli-
gem Licht! Amen.

Am Feste der Reinigung Mariä.

OEhrist des Herrn, Gesalbter Gottes, Anbe-
tung und Dank opfert dir unsere Seele, denn
du bist des würdig, der du Gott bist über alles
hochgelobet in Ewigkeit; wir sind dir dieß schuldig,
der du unser einiger und gröster Wohlthäter bist,
da du dich durch deinen Gehorsam, durch deine un-

befleck-

ſtellte. Er nimmt es ſich vielleicht im vollem Ernſte
vor, die Tugend um ihrer Würde und ſüſſen Früchte
Willen zu ehren und auszuüben, und vor dem La-
ſter, weil es immer verderbenden Schaden mit
ſich führet, zu fliehen. Aber wo iſt das Vermö-
gen, wo ſind die ſiegende Beweggründe, die dem
Vorſatz Kraft geben, ihn unverbrüchlich und be-
ſtändig zu erfüllen, alle Hinderniſſe des eigenen böſen
Willens, zu überwinden, äuſſerlichen und innerlichen
Verſuchungen mit tapfern und unbeweglichen Mu-
the zu widerſtehen? Das alles, göttlicher Mittler
kommt von deiner Gnade. Das iſt das Heil,
daß du dem Volke, daß von Natur in Finſterniß
und Schatten des Todes ſaß, ſo herrlich hergeſtellt
haſt. Ach Herr! wir genieſſen dieſes über alles
ſchätzbare Heil, in dir, in deinem Verdienſte, durch
dein Wort, das uns unterrichtet und weiſe macht.
Wir wollen es redlich gebrauchen zur Belehrung
unſeres Verſtandes, und zur richtigen Bildung
unſerer Begierden, unſers Willens, unſers Tichtens
und unſers Trachtens. Jeſu! gütigſter Jeſu!
hilf uns, daß wir durch deinen Beyſtand gerecht
und heilig werden, und ſo im treuen Gebrauche
deiner Gnade verharren, bis wir dich ſehen von
Angeſicht zu Angeſicht, in ewiger Freud und ſeli-
gem Licht! Amen.

Am Feſte der Reinigung Mariä.

OEhriſt des Herrn, Geſalbter Gottes, Anbe-
tung und Dank opfert dir unſere Seele, denn
du biſt des würdig, der du Gott biſt über alles
hochgelobet in Ewigkeit; wir ſind dir dieß ſchuldig,
der du unſer einiger und gröſter Wohlthäter biſt,
da du dich durch deinen Gehorſam, durch deine un-

befleck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="96"/>
&#x017F;tellte. Er nimmt es &#x017F;ich vielleicht im vollem Ern&#x017F;te<lb/>
vor, die Tugend um ihrer Würde und &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en Früchte<lb/>
Willen zu ehren und auszuüben, und vor dem La-<lb/>
&#x017F;ter, weil es immer verderbenden Schaden mit<lb/>
&#x017F;ich führet, zu fliehen. Aber wo i&#x017F;t das Vermö-<lb/>
gen, wo &#x017F;ind die &#x017F;iegende Beweggründe, die dem<lb/>
Vor&#x017F;atz Kraft geben, ihn unverbrüchlich und be-<lb/>
&#x017F;tändig zu erfüllen, alle Hinderni&#x017F;&#x017F;e des eigenen bö&#x017F;en<lb/>
Willens, zu überwinden, äu&#x017F;&#x017F;erlichen und innerlichen<lb/>
Ver&#x017F;uchungen mit tapfern und unbeweglichen Mu-<lb/>
the zu wider&#x017F;tehen? Das alles, göttlicher Mittler<lb/>
kommt von deiner Gnade. Das i&#x017F;t das Heil,<lb/>
daß du dem Volke, daß von Natur in Fin&#x017F;terniß<lb/>
und Schatten des Todes &#x017F;aß, &#x017F;o herrlich herge&#x017F;tellt<lb/>
ha&#x017F;t. Ach Herr! wir genie&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es über alles<lb/>
&#x017F;chätzbare Heil, in dir, in deinem Verdien&#x017F;te, durch<lb/>
dein Wort, das uns unterrichtet und wei&#x017F;e macht.<lb/>
Wir wollen es redlich gebrauchen zur Belehrung<lb/>
un&#x017F;eres Ver&#x017F;tandes, und zur richtigen Bildung<lb/>
un&#x017F;erer Begierden, un&#x017F;ers Willens, un&#x017F;ers Tichtens<lb/>
und un&#x017F;ers Trachtens. Je&#x017F;u! gütig&#x017F;ter Je&#x017F;u!<lb/>
hilf uns, daß wir durch deinen Bey&#x017F;tand gerecht<lb/>
und heilig werden, und &#x017F;o im treuen Gebrauche<lb/>
deiner Gnade verharren, bis wir dich &#x017F;ehen von<lb/>
Ange&#x017F;icht zu Ange&#x017F;icht, in ewiger Freud und &#x017F;eli-<lb/>
gem Licht! Amen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Am Fe&#x017F;te der Reinigung Mariä.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>Ehri&#x017F;t des Herrn, Ge&#x017F;albter Gottes, Anbe-<lb/>
tung und Dank opfert dir un&#x017F;ere Seele, denn<lb/>
du bi&#x017F;t des würdig, der du Gott bi&#x017F;t über alles<lb/>
hochgelobet in Ewigkeit; wir &#x017F;ind dir dieß &#x017F;chuldig,<lb/>
der du un&#x017F;er einiger und grö&#x017F;ter Wohlthäter bi&#x017F;t,<lb/>
da du dich durch deinen Gehor&#x017F;am, durch deine un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">befleck-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0098] ſtellte. Er nimmt es ſich vielleicht im vollem Ernſte vor, die Tugend um ihrer Würde und ſüſſen Früchte Willen zu ehren und auszuüben, und vor dem La- ſter, weil es immer verderbenden Schaden mit ſich führet, zu fliehen. Aber wo iſt das Vermö- gen, wo ſind die ſiegende Beweggründe, die dem Vorſatz Kraft geben, ihn unverbrüchlich und be- ſtändig zu erfüllen, alle Hinderniſſe des eigenen böſen Willens, zu überwinden, äuſſerlichen und innerlichen Verſuchungen mit tapfern und unbeweglichen Mu- the zu widerſtehen? Das alles, göttlicher Mittler kommt von deiner Gnade. Das iſt das Heil, daß du dem Volke, daß von Natur in Finſterniß und Schatten des Todes ſaß, ſo herrlich hergeſtellt haſt. Ach Herr! wir genieſſen dieſes über alles ſchätzbare Heil, in dir, in deinem Verdienſte, durch dein Wort, das uns unterrichtet und weiſe macht. Wir wollen es redlich gebrauchen zur Belehrung unſeres Verſtandes, und zur richtigen Bildung unſerer Begierden, unſers Willens, unſers Tichtens und unſers Trachtens. Jeſu! gütigſter Jeſu! hilf uns, daß wir durch deinen Beyſtand gerecht und heilig werden, und ſo im treuen Gebrauche deiner Gnade verharren, bis wir dich ſehen von Angeſicht zu Angeſicht, in ewiger Freud und ſeli- gem Licht! Amen. Am Feſte der Reinigung Mariä. OEhriſt des Herrn, Geſalbter Gottes, Anbe- tung und Dank opfert dir unſere Seele, denn du biſt des würdig, der du Gott biſt über alles hochgelobet in Ewigkeit; wir ſind dir dieß ſchuldig, der du unſer einiger und gröſter Wohlthäter biſt, da du dich durch deinen Gehorſam, durch deine un- befleck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/98
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/98>, abgerufen am 18.06.2024.